Die World Health Organization (WHO) hat die Osteoporose bereits 1994 in die Liste der 10 bedeutsamsten und weltweit am häufigsten auftretenden Erkrankungen aufgenommen. Das ist leider nicht übertrieben, da laut Statistik jede 3. Frau nach der Menopause von einer Knochenfraktur durch Osteoporose betroffen ist. Bereits ab 35 nimmt die Knochenmasse langsam ab. Mit dem Eintritt in die Wechseljahre wird auch der schützende Östrogenspiegel durch die abnehmende Tätigkeit der Eierstöcke sukzessive weniger.
Sexualhormone schützen vor Osteoporose
Vor den Wechseljahren ist Osteoporose eher selten, weil die weiblichen Sexualhormone (konkret die Östrogene: Östradiol, Östriol und Östron)
- über mehrere Regelkreise die Wirkung von knochenabbauenden Zellen hemmen.
- die Aufnahme von Kalzium im Magen-Darm-Trakt ins Blut fördern
- die Durchblutung des Knochengewebes steigern.
- die Koordinationsfähigkeit fördern, wodurch Stürze leichter vermieden werden.
Östrogene wirken also in hohem Ausmaß der Entwicklung von Osteoporose entgegen. Ähnliches gilt für das Gelbkörperhormon Progesteron, das den Aufbau neuer Knochensubstanz fördert. Durch den zunehmenden Mangel an beiden Hormonen wird ab den Wechseljahren verstärkt Knochenmasse abgebaut. Konkret nimmt die Knochenmasse bei Frauen nach der Menopause ohne Hormonersatz um 1-4% pro Jahr ab. Übrigens können auch Männer durchaus Osteoporose bekommen, etwa 20–30% aller Betroffenen sind männlich.
Was erhöht das Risiko für Osteoporose?
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Die gute Nachricht ist, dass Osteoporose in jedem Stadium verbessert bzw. sogar verhindert werden kann. Die schlechte, dass neben den Wechseljahren weitere Risikofaktoren bekannt sind, die die Wahrscheinlichkeit für Knochenschwund erhöhen.
Die 10 häufigsten Risikofaktoren für Osteoporose sind:
- fortgeschrittenes Alter
- weibliches Geschlecht
- geringes Körpergewicht (im Vergleich zur Körpergröße, BMI < 20)
- Kalziummangel
- Vit-D-Mangel
- Wenig Bewegung
- Osteoporose in der Familie
- Rauchen
- Hoher Alkoholkonsum
- Kortisoneinnahme über längere Zeit
Frauen mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 und Rheumatoider Arthritis haben ebenso ein größeres Risiko. Ebenso können sogenannte Protonenpumpenhemmer, die z.B. bei Reflux und Magenproblemen als sogenannter Magenschutz eingenommen werden, bei längerer Anwendung ab 3 Monaten das Frakturrisiko erhöhen.
Wie kann ich Osteoporose vorbeugen?
Es gibt vier wesentliche Maßnahmen, die das Risiko für Osteoporose nach der Menopause senken können:
- Bewegung
- Ernährung
- Hormontherapie
- Spezielle Medikamente gegen Osteoporose
Wie beeinflusst Bewegung das Osteoporose-Risiko?
Unsere Knochen wirken zwar auf den ersten Blick robust und hart, sie sind aber aufgrund ihrer Grundsubstanz auch relativ flexibel und sogar biegsam. Der Knochen befindet sich in einem ständigen Auf-, Ab- und Umbauprozess: In einem Jahr werden circa 8 % der Knochenmasse im Körper umgebaut. Ein weiterer Faktor ist der altersbedingte Verlust von Muskelmasse. Die einzige Maßnahme, um diese Abbauprozesse hintanzuhalten, ist regelmäßige Aktivität. Mittlerweile weiß man durch Studien, dass neben Ausdauertraining auch Krafttraining ein wichtiger Bestandteil ist. Dazu kommen im Idealfall Übungen, um die Geschicklichkeit und Koordination zu fördern. Das wird mit zunehmendem Alter wichtig, um Stürzen vorzubeugen.
Welches Training beugt Osteoporose vor?
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Als ideale Prophylaxe gegen Knochenschwund gilt individuell gestaltetes Krafttraining, mindestens 2 Mal pro Woche. Optimal ist es, mit Gewichten (Hanteln, Trainingsgeräte) zu trainieren, da sich Zug und Druck der Gewichtsbelastung positiv auf den Knochenstoffwechsel auswirken und einem Abbau der Knochenmasse entgegenwirken. Aber auch das eigene Körpergewicht kann als effizienter Widerstand für Krafttraining dienen. Ergänzend dazu wird moderates Ausdauertraining empfohlen.
Sturzprophylaxe ist zwar nicht unbedingt ein Thema der Wechseljahre, sondern des höheren Alters. Aber wenn du rund um die Wechseljahre gerne Sport treibst und das Training beibehältst, machst du schon sehr viel, um später davon zu profitieren.
Welchen Einfluss hat die Ernährung auf Osteoporose?
Abgesehen von gezielter Bewegung kannst du mit ausgewogener Ernährung deinen Körper mit jenen Stoffen versorgen, die er für einen gesunden Knochenstoffwechsel benötigt. Dazu zählt in erste Linie Kalzium. Fachgesellschaften empfehlen 700 bis 1200 mg Kalzium täglich. Aber Achtung:
- Auch wenn Kalziumtabletten relativ häufig verschrieben werden, scheinen sie nicht so gut zu helfen, wie vielfach angenommen: Gesunde Menschen, die Kalziumtabletten einnehmen, erleiden nämlich genauso oft Knochenbrüche wie solche, die das nicht machen.
- Als Selbstmedikation sollten nicht mehr als 500 mg Kalzium als Tablette pro Tag eingenommen werden. Zuviel Kalzium im Körper kann zu Problemen wie Nierensteinen oder Verstopfung führen.
Damit der Körper Kalzium aufnehmen kann, braucht er übrigens Vitamin D. Zusätzlich ist es für die Knochengesundheit daher wichtig, einen vorhandenen Vitamin-D-Mangel auszugleichen, der u.a. häufig bei Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto Thyreoiditis bzw. Schilddrüsenunterfunktion vorkommt. Kann der Vitamin D-Bedarf nicht ausreichend durch den Aufenthalt in der Sonne abgedeckt werden, wird die zusätzliche Aufnahme durch Nahrungsergänzung empfohlen. Der Tagesbedarf bei Osteoporose an Vitamin D beträgt 800 bis 1.000 Internationalen Einheiten (IE).
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Kalzium ist vor allem in Milchprodukten wie Käse oder Joghurt enthalten. Nennenswerte Konzentrationen befinden sich auch in Gemüsesorten wie Brokkoli und Grünkohl. Kalziumreiches Mineralwasser (ab 150 Milligramm pro Liter) ist ebenfalls eine gute Quelle. Nicht alle Mediziner sind sich einig, was den Konsum von kalziumreichen Milchprodukten betrifft.
In Hinblick auf Osteoporose ist es übrigens von Vorteil, etwas Fett auf den Rippen zu haben. Im Fettgewebe werden Hormonvorstufen in aktive Östrogene umgewandelt, die wiederum vor Osteoporose schützen.
Wie wirkt Hormontherapie gegen Osteoporose?
Eine Hormontherapie gegen die typischen Wechseljahrbeschwerden – wie Hitzewallungen und Schlafproblemen – führt zu einer wissenschaftlich nachgewiesenen Zunahme der Knochendichte. Der Effekt wurde auch bereits bei niedrigen Dosierungen nachgewiesen und tritt ca. nach einem Jahr ein. Nach dem Absetzen bleibt die Wirkung noch eine Zeitlang erhalten, wird dann aber zunehmend geringer. Allein zur Vorbeugung einer Osteoporose ist die Hormonbehandlung übrigens nicht angezeigt. Vor allem gilt das für Frauen über 65: Ab diesem Alter besteht ein erhöhtes Risiko für Thrombosen, Schlaganfälle und Demenz, das durch die Hormongabe erhöht werden kann. In diesen Fällen kommen vorrangig spezielle Medikamente gegen Osteoporose zum Einsatz, u. a. die sogenannten Bisphosphonate.
Welche Medikamente helfen bei Osteoporose?
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Neben der Hormonsubstitution gibt es mehrere andere medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten, Die meisten Substanzen hemmen, ähnlich wie Östrogene, den Knochenabbau. Manche wirken nur auf den Knochen, andere haben auch eine günstige Wirkung auf die Blutgefäße und das Brustgewebe. Zu den speziellen Medikamenten bei postmenopausaler Osteoporose, die die Gefahr von Knochenbrüchen verringern können, zählen
- sogenannte SERM (Selective Estrogen Receptor Modulator)
- Bisphosphonate
- spezielle Antikörper-Präparate (RANK-Ligand-Inhibitoren)
Zu den am häufigsten gegen den Knochenabbau angewendeten Substanzen zählen die Bisphosphonate, die sowohl als Tabletten als auch intravenös mittels Injektionen bzw. Infusionen verabreicht werden. Antikörper-Präparate wie der Wirkstoff Denosumab werden zweimal jährlich im Abstand von sechs Monaten unter die Haut gespritzt. Zu beachten ist, dass auch diese spezifischen Osteoporose-Medikamente nicht frei von Nebenwirkungen sind. Daher sollte auch hier die Therapie immer in Absprache mit der/dem behandelnden Ärztin/Arzt erfolgen.
Was ist ein Osteologe?
Die Therapie der Osteoporose in Österreich wird vorrangig von spezialisierten Orthopäd:innen und Gynäkolog:innen bzw. in Osteoporose-Ambulanzen durchgeführt. Viele von diesen Ärzten sind zertifizierte Osteologen. Das sind Fachärzte, die neben ihrem Fachgebiet wie Gynäkologie oder Orhopädie eine Zusatzausbildung absolviert haben.
Zu den Aufgaben eines Osteologen zählen
- weiterführende Information und Aufklärung über Osteoporose
- die?möglichst frühzeitige Diagnostik?von Osteoporose mittels spezieller Tests, beispielsweise einer der Knochendichtemessung
- Erstellung eines individuellen Therapiekonzeptes je nach Ausprägung der Osteoporose
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