Wer kennt das nicht? Entweder bei sich selbst oder bei anderen. Einmal mit dem Nikotinkonsum begonnen, ist es schwer, wieder loszukommen. Schon lange ist bekannt, dass Frauen schneller nikotinabhängig werden als Männer – und das, obwohl ihre Geschlechtspendants häufiger Tabakprodukte konsumieren. Zu allem Überdruss reagieren Frauen schon bei geringeren Dosen mit einer schnelleren Abhängigkeit. US-amerikanische Forscher haben nun herausgefunden, woran das liegen könnte. Der Übeltäter scheint das weibliche Sexualhormon Östrogen zu sein.
Frauen und Nikotin: ein eigenes Kapitel
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Die weibliche Bevölkerung konsumiert Zigaretten und Co. vermehrt in Stress-Situationen, raucht immer früher und leidet auch anders als Männer unter ihrer Nikotinabhängigkeit. Weil bei Frauen das Nikotin schneller abgebaut wird, spüren sie den Entzug schneller und reagieren darauf zum Beispiel vermehrt mit Depressionen oder Schlafstörungen. Zu allem Überdruss fällt es Frauen schwerer, mit dem Rauchen wieder aufzuhören. Zusammenfassend lässt sich feststellen:
- Frauen rauchen aus anderen Gründen als Männer – vermehrt in Stress-Situationen
- Frauen bauen Nikotin schneller ab und spüren den Entzug früher
- Frauen reagieren mit Depressionen, Angst- und Schlafstörungen
- Frauen entwickeln ein hohes Risiko für Herzerkrankungen
- Frauen nehmen ohne Nikotin schneller zu, was den Konsum begünstigt
- Frauen kommen schwerer vom Nikotin los.
Warum es Frauen schwerer fällt, vom Nikotin wegzukommen
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Einerseits erschwert die Wirkung des beim Rauchen freigesetzten Glückshormons Dopamin das Loslassen von der Sucht. Schon nach wenigen Zigaretten ist die Abhängigkeit schnell erreicht. Andererseits wirken Nikotin-Ersatzprodukte bei Frauen durch den schnelleren Abbau schlechter, was eine höhere Rückfallrate begünstigt.
Ein Forscherteam des Kentucky College of Medicine in Lexington unter der Leitung der Biomedizinerin Sally Pauss hat sich auf die Suche nach weiteren Gründen begeben und ist auf das Sexualhormon Östrogen gestoßen. Es sorgt dafür, dass ein Teil des Gehirns, das etwa für die Entwicklung einer Sucht verantwortlich ist, durch die Bildung bestimmter Proteine – der sogenannten Olfaktomedinen – besonders stark angeregt wird. Das begünstigt den Weg zu einer schnelleren Abhängigkeit und erschwert den Weg, von der Sucht wieder loszukommen.
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Wenn wir bestätigen können, dass Östrogen die Nikotinsucht und den Nikotinkonsum durch diese Proteine antreibt, können wir Medikamente entwickeln, die diese Wirkung blockieren, indem sie auf die veränderten Signalwege abzielen, betont die Forscherin. Diese Studienergebnisse zeigen auf, dass es bei der Behandlung der Nikotinsucht bei Frauen und Männern eine unterschiedliche Herangehensweise braucht.
Was hat das nun mit der Menopause zu tun?
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Auch in den Wechseljahren – einer Zeit, in der der Östrogenspiegel zwar sinkt, was sich, wenn man aus den Studienergebnissen schlussfolgert, positiv auf das Rauchverhalten auswirken sollte – nehmen viele Frauen noch orale Verhütungsmittel ein. Andere unterziehen sich aufgrund der unangenehmen Symptome, die mit der Menopause einhergehen – wie Hitzewallungen, Depressionen, Schlafstörungen, Veränderung der Schleimhäute und vieles mehr – einer Hormonersatztherapie. Für alle jene besteht den Studiendaten zufolge nicht nur ein erhöhtes Risiko, eine Nikotinabhängigkeit zu entwickeln, sondern eben auch schwerer davon Abstand zu nehmen.
Die Wissenschafter wollen nun die Signalwege der Proteine und damit die Rolle der Östrogene, die den Nikotinkonsum antreiben, genauer bestimmen. Verhaltensstudien an Tieren sollen zeigen, wie sich eine Veränderung dieses Mechanismus auswirkt. Ziel der Wissenschafter ist es, neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln, die es Frauen erleichtern könnten, das Rauchen aufzugeben.
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