In den Jahren nach der Menopause wird der Schlaf zunehmend leichter und häufiger unterbrochen. Hauptursache ist die abnehmende Produktion der weiblichen Sexualhormone Progesteron und Östrogen sowie des Schlafhormons Melatonin. Ein weiterer möglicher Auslöser ist das sogenannte obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSA). Diese Schlafstörung äußert sich durch vorübergehende mehrere Sekunden lange Atempausen, die zu Schnarchen und Röchelgeräuschen sowie einer verminderten Schlafqualität führen.
Nächtlicher Sauerstoffmangel führt zum Aufwachen
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Konkret kommt es dabei durch die Erschlaffung der Rachenmuskulatur im Schlaf zu einer Verengung der Atemwege. Beim Liegen verlegen die erschlafften Muskeln die oberen Atemwege, weshalb Betroffene häufig schnarchen. Kommt es zu einem totalen Verschluss der Atemwege (Obstruktion, daher obstruktives Schlafapnoe-Syndrom), führt das zum Atemstillstand und Sauerstoffmangel, der zum Aufwachen führt. Die Reaktion rettet vor dem Ersticken, aber ist gleichzeitig auch ein enormer Stress für den Körper. Leichte Formen beginnen ab fünf Atemaussetzern pro Nacht, in schweren Fällen kommen pro Nacht mehrere hundert dieser Atemstillstände vor.
Ab der Menopause steigt das Risiko
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Lange sind Mediziner davon ausgegangen, dass Männer etwa doppelt so häufig vom Schlafapnoe-Syndrom betroffen sind wie Frauen. Mittlerweile weiß man aber, dass insbesondere Frauen nach der Menopause und übergewichtige Frauen etwa gleich häufig daran leiden wie Männer.
Folgende Faktoren begünstigen ein Schlafapnoe-Syndrom:
- Übergewicht
- eine Behinderung der Nasenatmung durch Polypen oder Nasenscheidewandverkrümmung
- vergrößerte Rachenmandeln
- konstitutionelle Erschlaffung der Rachenmuskulatur, genetische/familiäre Veranlagung
- Alkoholkonsum, Schlafmittel, Nikotin
Frauen mit Homonersatztherapie sind seltener betroffen
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Vor den Wechseljahren tritt die obstruktive Schlafapnoe bei zwei Prozent der Frauen auf. Sobald die Perimenopause beginnt, steigt die Wahrscheinlichkeit für das Syndrom mit jedem Jahr um vier Prozent. Bis zur Menopause profitieren Frauen nämlich von gewissen Schutzfaktoren: Eine spezielle Anatomie des Rachenraumes, die Körperfettverteilung und nicht zuletzt ihre weiblichen Hormone. Ein hoher Progesteronspiegel verhindern die Entspannung der oberen Atemwege, welche die Atemaussetzer verursacht.
Daneben besitzt Progesteron eine zentrale atmungsstimulierende Wirkung, was sich vor allem in der späten Schwangerschaft bemerkbar macht. Daher ist es logisch, dass der sinkende Progesteronspiegel ab den Wechseljahren zur Entwicklung einer Schlafapnoe beiträgt. Dafür spricht auch die Beobachtung, dass postmenopausale Frauen, die sich für eine Hormonersatztherapie entschieden haben, seltener unter einem Schlafapnoe-Syndrom leiden.
Schlafprobleme und Tagesmüdigkeit? Zum Arzt!
Das Problem bei diesem Syndrom ist: Die nächtlichen Atemstillstände bei Frauen werden häufig nicht erkannt. Bei Männern äußert sich das Schlafapnoe-Syndrom meistens durch lautes Schnarchen. Bei Frauen ist dies hingegen selten der Fall: Sie leiden öfter unter Durch- und Einschlafstörungen und nicht selten gesellen sich auch Depressionen dazu. Da diese Beschwerden nicht sofort auf ein Schlafapnoe-Syndrom hindeuten, kommt es leicht zu einer Fehldiagnose und einer Therapie mit Schlaftabletten und/oder Antidepressiva.
Wird das Schlafapnoe-Syndrom nicht diagnostiziert, kann das fatale Folgen haben: Nächtliche Atemunterbrechungen führen häufig zu Tagesschläfrigkeit und Konzentrationsschwäche. Das erhöht die Unfallgefahr und auf Dauer werden auch die Blutgefäße und das Herz geschädigt. Die Folgen: Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck und damit ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall- und Herzinfarkt. Ein unbehandeltes Schlafapnoe-Syndrom kann die Lebenserwartung um bis zu zehn Jahre verringern, warnen Mediziner. Durchschlafstörungen, Tagesmüdigkeit oder nächtliche Atemstillstände sollten deshalb baldmöglichst ärztlich (Hausarzt, HNO-Facharzt) abgeklärt und behandelt werden.
8 typische Beschwerden bei obstruktiver Schlafapnoe
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- lautes Schnarchen
- Herzrasen und schneller Puls, morgendlicher Bluthochdruck
- unruhiger Schlaf, Aufschrecken aus dem Schlaf (mit einem Erstickungsgefühl)
- Müdigkeit und Schlappheit tagsüber, Sekundenschlaf
- morgendliche Kopfschmerzen
- Leistungsabfall, Konzentrationsmangel, Vergesslichkeit
- Potenzprobleme, sexuelle Empfindungsstörungen
- depressive Verstimmung
Wie wird das Schlafapnoe-Syndrom diagnostiziert?
Besteht der Verdacht auf eine Schlafapnoe, wird zunächst mit einem kleinen mobilen Messgerät eine sogenannte Polygraphie durchgeführt. Dabei werden zuhause während des Schlafes wichtige körperliche Parameter wie Atemfluss, Herzschlag oder Schnarchgeräusche gemessen. Sobald Hinweise auf eine schlafbezogene Atmungsstörung vorliegen oder eine andere Erkrankung ausgeschlossen werden soll, empfiehlt sich eine Überweisung in ein Schlaflabor: Anhand des sogenannten Apnoe-Hypnoe-Index wird die Schlafapnoe in drei Schweregrade eingeteilt:
- leichte obstruktive Schlafapnoe: 5 bis 15 Atemaussetzer pro Minute
- mittlere obstruktive Schlafapnoe: 15 bis 30 Atemaussetzer pro Minute
- schwere obstruktive Schlafapnoe: mehr 30 Atemaussetzer pro Minute
Was hilft gegen die Schlafstörung?
Die Auswahl der Behandlungsmethode sollte individuell abhängig vom Schweregrad der obstruktiven Schlafapnoe und von der Ursache erfolgen. Dazu zählen Lifestyle-Änderungen (z.B. Verringerung des Übergewichts) und eine Optimierung der Schlafhygiene bei leichten Formen. Eine weitere Therapiemöglichkeit ist eine Unterkiefer-Protrusionsschiene. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, kommen spezielle Geräte wie Atemmaske oder Zungenschrittmacher und bisweilen auch eine Operation in Betracht.
Mögliche Therapie bei Schlafapnoe
- Beatmungstherapie (CPAP-Therapie – nasale Überdruckbeatmung mittels Nasenmaske)
- Reduktion des Körpergewichts
- Verhaltensänderung (verringerte Einnahme von Schlafmitteln, Verzicht auf Alkohol am Abend, Schlafhygiene)
- apparative Verfahren (Muskelstimulation, Rückenlagenverhinderungen, intraorale Applikatoren/Unterkiefer-Protrusionsschienen),
- Operationen (z.B. Nase, Gaumen, Kiefer)
- ev. nächtliche Sauerstofftherapie
Wie funktionieren CPAP-Maske und Zungenschrittmacher?
Eine spezielle Überdruckbeatmung durch die Nase, CPAP (Continuos Positive Airway Pressure) genannt, hilft etwa 90 Prozent der Betroffenen mit einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom. Bei dieser Therapie erzeugt ein Atemgerät einen dauernden Luftstrom über eine Nasenmaske (CPAP-Maske), die die ganze Nacht über getragen wird. Der gleichmäßige Luftstrom lässt im Rachenraum einen positiven Druck entstehen, der die Atemwege offenhält. Die Patienten schnarchen nicht mehr und auch die Atmung setzt nicht mehr aus. Bereits nach wenigen Nächten fühlen sich die meisten Patienten ausgeruht und wieder leistungsfähig.
Mit dem Zungenschrittmacher wird der Zungennerv während des Schlafens gezielt mittels Elektrode stimuliert. Das verhindert, dass die Zunge im Schlaf erschlafft, zurückfällt und die Atemwege verschließt. Dadurch treten Atemaussetzer und andere Symptome wie Schnarchen seltener auf.
Weitere Informationen bietet u.a. die Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Österreich.
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