Die Begleiterscheinungen der Wechseljahre, allen voran Hitzewallungen und Nachtschweiß, können die Lebensqualität betroffener Frauen enorm einschränken. Eine Umfrage zeigt, dass zumindest eine von zehn Frauen die Beschwerden als nicht tolerierbar empfindet. Eine menopausale Hormontherapie lindert die Beschwerden in den meisten Fällen gut. Allerdings darf rund jede zehnte Frau keine Hormone anwenden, weil bei ihr bestimmte Erkrankungen wie Brustkrebs, Thrombosen oder erhöhte Leberwerte vorliegen oder die Therapie das Risiko einer Erkrankung dramatisch erhöhen würde. Von jenen Frauen, die sie nehmen könnten, lehnt laut einer weiteren aktuellen Umfrage noch immer jede zweite Hormone generell ab, in den meisten Fällen aus Angst vor möglichen Nebenwirkungen. Hormonfreie Wirkstoffe aus Pflanzen wie Traubensilberkerze, Rotklee und Johanniskraut, bzw. Behandlungen wie Hypnose oder kognitive Verhaltenstherapie helfen kurz gesagt nicht so gut wie eine gezielte Hormontherapie gegen Menopausebeschwerden.
Fezolinetant: hormonfrei gegen Hitzewallungen
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Für alljene Frauen, die keine Hormone nehmen dürfen oder wollen, könnte es in absehbarer Zeit eine gute Alternative geben. Dann könnte nämlich ein neues Medikament gegen Hitzewallungen für die Therapie zugelassen werden, das keine Hormone enthält und laut den bisherigen Untersuchungen gut zu wirken scheint. Der Wirkstoff heißt Fezolinetant und ist ein sogenannter NK3-Rezeptor-Antagonist. Er blockiert die Bindung eines Botenstoffs, der eine wichtige Rolle bei der Temperaturregulation spielt.
Fezolinetant in der Testphase
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Das neue Medikament Fezolinetant wurde bisher an mehr als 1800 Frauen in den USA, Kanada und Europa in klinischen Zulassungsstudien unter ärztlicher Kontrolle getestet. Die Studien-Teilnehmerinnen hatten vorher pro 24 Stunden mindestens 7 bis 8 Hitzewallungen oder pro Woche 50 bis 60. Die Symptome waren stark, viele der Frauen fühlten sich in ihren Aktivitäten spürbar eingeschränkt. Mit der Einnahme des Medikaments hatten die Frauen nur noch halb so häufig Hitzewallungen, bzw. waren diese nicht mehr so ausgeprägt. Der Effekt hielt über den gesamten Zeitraum der Studie von 52 Wochen an. Die klinischen Studien Fezolinetant sind bereits abgeschlossen und die Zulassung sowohl bei der US-Arzneimittelbehörde FDA als auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) beantragt.
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Die Meinungen von Experten dazu sind geteilt. Für einige ist das Medikament eine gute Alternative zu Hormonen, andere halten dagegen, dass auch jene Frauen in der Studie, die statt des Medikaments ein Placebo, also ein wirkungsloses Scheinmedikament, erhalten hatten, um ein Drittel weniger Hitzewallungen hatten. Dass auch Placebos Hitzewallungen gut lindern können, wurde schon in früher in anderen Studien nachgewiesen. Dabei dürfte vor allem die Hoffnung auf Besserung eine Rolle spielen, der Optimismus, dass das Medikament hilft, sowie eine positive Erwartungshaltung. Dazu muss man sagen, dass der Effekt auch bei anderen Medikamenten-Studien auftritt und daher nicht verwundert.
Eingeschränkte Wirkung
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Bisher gibt es keine Studie, die das Medikament direkt mit einer menopausalen Hormontherapie verglichen hat. Daher ist auch noch nicht klar, ob das neue Medikament vergleichbar gut wie Hormonersatz wirkt. Weiters hat das Medikament noch einen Nachteil: Es lindert einzig die Hitzewallungen, während die Hormone noch weitere Beschwerden wie Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen mildern können. Weiters können Hormone u.a. das Risiko für Knochenbrüche in Zusammenhang mit Osteoporose senken. Zu den möglichen Nebenwirkungen von Fezolinetant zählen Kopfschmerzen, die aber auch unter Placebo ähnlich häufig aufgetreten sind.
Nicht ganz geklärt ist auch, welche Effekte – unerwünschte und erwünschte – das neue Medikament sonst noch im Körper hat, wenn es über mehrere Jahre eingenommen wird. So löste ein ähnlicher Wirkstoff in einer Studie vermehrte Müdigkeit aus. Eine positive Wirkung könnte die Senkung des Blutzuckerspiegels sein, was vor allem allem bei übergewichtigen Frauen mit erhöhten Blutzuckerwerten ein vorteilhafter Nebeneffekt wäre. Denn Übergewicht kann mit erhöhten Blutzuckerwerten einhergehen, dabei handelte es sich meist um eine Vorstufe von Diabetes. Sollte Fezolinetant für den Einsatz gegen Hitzewallungen zugelassen werden, ist wie bei anderen Medikamenten vorgesehen, den Effekt engmaschig ärztlich zu überwachen, um möglich unerwünschte Nebenwirkungen bei einer dauerhaften Einnahme rechtzeitig zu erkennen.
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