Wechselsymptome, ein paar mehr Falten und ein verändertes Körpergefühl verderben manchen Frauen im Wechsel die Lust. Das ist schade und muss nicht sein, findet Sexualberaterin Nicole Siller. In der neuen Puls4 Dokureihe Oversexed (ab 14.10. um 21.15 Uhr auf Puls4 und Joyn) ist sie als Sexualberaterin an Bord. Eine speziell für die Doku von Marketagent durchgeführte, repräsentative Studie beschäftigt sich die PULS 4-Dokureihe mit verschiedenen Aspekten rund um das Thema Sex. Was also braucht es für guten Sex? Womit können Mann und Frau die schönste Nebensache der Welt bereichern? Wir haben mit der Expertin gesprochen.
Was ist guter Sex?
%CONTENT-AD%
Nicole Siller: Im Grunde geht es bei gutem Sex für ganz viele Menschen darum, sowohl sich selbst wie auch den/die andere gut zu spüren und miteinander in Resonanz zu sein. Dieses sowohl was Bedürfnisse wie auch Körperreaktionen und Erregung betrifft, Entspannung, Hingabe, Ekstase. Die im Moment passende Erotik und Erregung so zu forcieren, dass beide Freude haben.
Wie verändert sich Sex mit fortschreitendem Alter?
%MEDIUM-RECTANGLES%
Nicole Siller: Ich würde es so subsumieren: Qualität wird wichtiger als Quantität. Ich erlebe viele Menschen, die klarer zeigen und spüren können, was sie wollen, angefangen von Umarmungen bis hin zu Varianten und Tempi. Schade finde ich, dass sich viele Menschen zurück ziehen, weil sie sich schämen für Falten oder zuviel/zuwenig Kilos, zu wenig Standfestigkeit, sich verändernde Erregungen und Körperreaktionen. Oft, weil sie einfach mehr Zeit bräuchten, das aber nicht zeigen. Dann kann Sex rasch unlustig werden.
Was sind die gängigsten Sex-Themen, die Frauen 45 plus beschäftigen?
%EVENT%
Nicole Siller: Große Themen sind Körperliebe und Selbstwert, sich verändernde Libido, und natürlich auch befreiende und möglich machende Kommunikation. Wie das Begehren intensivieren, was, wenn der Partner nicht mehr will, wie finde ich aktuelle Bedürfnisse heraus, für mich und miteinander? Scheidentrockenheit und Schmerzen, Singles fühlen sich oft zu alt (wie einschränkend, nicht wahr und schade!) Ich arbeite oft mit Frauen in den Wechseljahren, die sich nun intensiver, authentischer, oft erstmals, mit den eigenen sexuellen Bedürfnissen befassen. Oder auch bemerken, dass die Veränderungen des Körpers andere Zeiten oder Räume bevorzugen.
Wie verändert sich der Sex in Beziehungen im Laufe der Zeit?
%QUESTION%
Nicole Siller: Das ist ganz unterschiedlich. Viele denken, er wird fad, weil sie sich mehr oder weniger schweigend auf den kleinsten gemeinsamen Nenner beschränken, was dann vorhersehbar, unaufregend wird. Weil man nicht über Sex konstruktiv und freudig sprechen kann, oft Vermeidungsstrategien deutlich rascher als die Lust anspringen.
Ich erlebe jedoch immer mehr Menschen, die Sexualität auch als ihr gemeinsames Hobby bewusst gestalten, mit Freude, einander überraschend, sich dafür bewusst Zeit nehmend, inspirierend. Ein bisschen inszenieren, ein bisschen spielerischen Zugang genießen, Lust und Unlust als gesund anerkennen. So bleibt Sexualität natürlich eine lebendige und kraftvolle Verbindung - mit sich selbst und mit einander.
Stichwort Oversexed: Sind wir tatsächlich oversexed? Oder auch underfucked"?
Nicole Siller: Oversexed weil Sex omnipräsent ist, weil er quasi überall verfügbar ist, weil sehr oft mehr oder weniger deutlich Leistungsprinzipien (andere haben x mal Sex, viel ausprobieren müssen, ?) transportiert werden. Das kann rasch weg von den eigenen lustvollen Bedürfnissen führen – wenn wir tun müssen, können wir nicht mehr wollen.
Also ja, underfucked im Sinne von aus innerer Lust heraus zu genießen, so wie es für einen selbst passt, das ist vielen noch nicht geläufig. Die eigene persönliche Sexualität ist trotzdem oft noch ein Tabu. Vergleiche fördern nur Unzufriedenheit. Zu oft höre ich Sätze wie aber Freundin X hat so und so oft Sex, warum wir nicht? Die haben echten Spaß, weil er/sie ihn/sie immer noch begehrt, warum wir nicht? das ist destruktiv, verhindernd.
Was möchtest du mit der Sendung bewirken?
Nicole Siller: Ich habe bei der Sendung (nicht wissend, welche Beiträge dann zusammen kommen werden) mitgemacht, weil ich weiß, dass sehr viele Menschen, egal in welchen Bildungsschichten, sich nicht bewusst an der eigenen Sexualität erfreuen können.
Oft liegen Ängste, Scham, Unsicherheiten dahinter. Ich möchte einladen, anregen, sich selbst und einander so zu stärken, dass man sich gute und wertvolle Inspirationen holt, um wieder die Freude an allem, was zu Sexualität gehört, zu finden. Ohne Leistung, aber mit freudigem Tun. Zu guter Sexualität gehören ja beispielsweise Flirt, Erotik, Verführung, Küsse, Berührungen, Worte, Gerüche, die innere Haltung, Zärtlichkeiten, Zeit und Raum, erregende Körpermanipulationen, Atem, Fantasien, Möglichkeiten, Einladungen ... natürliche körperliche Interaktionen, bis hin zu Orgasmen – auf welche Art auch immer.
Tipp: Oversexed – Mein Sex-Konsum ist ab 14.10. um 21.15 Uhr auf Puls4 und Joyn zu sehen.
Weiterlesen: Alyssa Milano: Die Wechseljahre dürfen nicht trivialisiert werden!"
Weiterlesen: Watchlist: Doku "Menopause - Frauen berichten"
Weiterlesen: "Es ist ein Mythos, dass Frauen in der Lebensmitte lustlos wären!"
Schreib einen Kommentar ( 0 )