Die Neurowissenschafterin Lisa Mosconi hat mit ihrem Buch The XX Brain einen New York Times Bestseller geschrieben. Die Botschaft darin: Wie Frauen Depressionen, Schlafstörungen und Demenz vorbeugen können und was das alles mit ihrem Gehirn zu tun hat. Denn schon jetzt sind zwei von drei Demenzpatienten weiblich, und Frauen haben ein deutlich höheres Risiko später an Alzheimer – der häufigsten Form von Demenz – zu erkranken als Männer.
Unsere X-Chromosomen beeinflussen auch das Gehirn
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Viel zu lange wurden Frauen- und Männerkörper in der Medizin – abgesehen von den Fortpflanzungsorganen – gleich behandelt und gesehen. Stichwort: Bikini-Medizin – sie wird so genannt, weil bis vor kurzem Ärzte davon ausgingen, dass sich Frauen- und Männerkörper vor allem durch die Bereiche unterscheiden, die man gerne mit kleinen Stoffdreiecken bedeckt. Dabei wurde aber ein entscheidender Faktor vergessen: Dass Frauen – im Gegensatz zu Männern – zwei X-Chromosomen haben, hat eben nicht nur Einfluss auf unsere Geschlechtsorgane, sondern beeinflusst alle Bereiche unserer Gesundheit.
Vor allem auch, so Lisa Mosconi, unser Gehirn: Hitzewallungen, Nachtschweiß, Schlaflosigkeit, Depressionen, Gedächtnisverlust, Wortfindungsstörungen und geistige Benommenheit starten nicht in den Eierstöcken, sondern im Gehirn. Das sind neurologische Symptome; wir sind es nur nicht gewöhnt, sie als solche zu bezeichnen.
Sexualhormone steuern nicht nur die Fortpflanzung
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Lange wurde nicht berücksichtigt, dass unsere Sexualhormone nicht nur der Reproduktion dienen, sondern auch die Hirnleistung steuern. Östrogen ist ein so genanntes neuroprotektives Hormon. Es schützt unser Hirn vor Schäden. Estradiol, das wichtigste Östrogen, ist der Master-Regulator des weiblichen Gehirns. Fehlt es, haben wir immer weniger Energie, und unser Immunsystem kann nicht richtig arbeiten. Als Schaltzentrale unseres Körpers interagiert unser Gehirn mit anderen Organen, auch mit unseren Fortpflanzungsorganen. Lisa Mosconi: Unsere Hormone schützen und formen unser Gehirn. Der Hormonabfall in der Menopause stört dieses Gleichgewicht im System und triggert die Wechselsymptome und manchmal auch diverse andere Krankheiten. Das betrifft Frauen in allen Altersklassen, egal, ob 40-, 50- oder 60-Jährige.
Vorab: Lasse dich, sobald du erste Anzeichen der Wechseljahre wahrnimmst, umfassend fachärztlich beraten, auch zum Thema menopausale Hormontherapie. Die gute Nachricht: Seinen Lifestyle anzupassen ist ebenso wichtig und wirksam! Sowohl zur Symptombekämpfung als auch zur Demenzprävention.
Alzheimer und Demenz vorbeugen – so geht's:
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- Achte auf deinen Lifestyle.
Gesunde Ernährung, nicht rauchen, ausreichend schlafen, Stress meiden – Auch wenn nicht alles immer gelingt, können schon kleine Anpassungen im Lebensstil viel bewirken. - Schütze deine psychische Gesundheit.
Care-Arbeit im Haushalt und der Familie, sich um die Verwandten und Bekannten kümmern und sich selbst dabei vergessen: Das bringt oft unglaublich viel Stress und manchmal sogar Depressionen mit sich und ist Gift für ein Leben in Balance, den Hormonhaushalt und unsere Hirnleistung. - Trainiere deine geistige Fitness.
Egal ob ein neues Hobby, regelmäßiges Zeitunglesen, Sudoku oder Gedichte auswendig lernen – fordere dein Hirn regelmäßig. Je älter wir werden, desto mehr Routinen schleichen sich in den Alltag. Wer sich geistig fit halten will, muss Neues wagen! - Bleibe körperlich fit.
Bewegung an der frischen Luft ist ebenso wichtig wie regelmäßiges Krafttraining. Neue Bewegungsabläufe und körperliche Anstrengung fordern Kopf und Körper. - Pflege soziale Kontakte.
Fehlende Ansprache und eine fehlende Tagesstruktur machen uns buchstäblich alt. Der Kontakt zu anderen Menschen ist nicht nur gesund, er fordert auch unsere kognitive Reserve. Davon profitiert unser Hirn.
Fazit – Forschung hilft der Frauengesundheit
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Seinen Lebensstil nach dem Wissen der Hirnforschung anzupassen ist laut Lisa Mosconi eine Riesenchance für Frauen, weil sie viele Tools für ein gesünderes Leben ohne Leidensdruck durch Wechselsymptome selbst in der Hand haben. Die Wirksamkeit von Veränderungen im Lifestyle ist in der Demenz- und Alzheimerprävention sehr gut erforscht. Sich mit seinem Körper auseinanderzusetzen ist erwiesenermaßen zur Symptombekämpfung in den Wechseljahren als auch für die Demenzprävention ein entscheidender Faktor., so Mosconi. Die ersten Erfolge sind in Studien bereits sichtbar. Wir wissen sicher, dass gewisse Modifikationen im Lebensstil zu einer reduktion von Alzheimerfällen führen.
Alle Punkte auf einmal umzusetzen ist schwierig. Überlege selbst welche Dinge du gut in deinen Lifestyle integrieren kannst und starte vorerst mit einer kleinen Veränderung. Wichtig ist, dranzubleiben.
TIPP: Hier kannst du den spannenden Vortrag von Lisa Mosconi live sehen: TedTalk im Rahmen von TedWomen: How Menopause affects the brain, von Lisa Mosconi
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