Östrogen, Progesteron, Testosteron – im weiblichen Körper werken gleich drei Botenstoffe. Je komplizierter ein System, desto weniger resistent ist es gegenüber Störungen, erklärt der österreichische Hormonexperte Johannes Huber im Gespräch mit wechselweise.net. Kommt eines dieser Hormone nämlich aus dem Takt, ist das harmonische Zusammenleben dahin. In der Prämenopause ist es das Progesteron, das Probleme verursacht. Die Periode kommt in kürzeren oder längeren Abständen – der gewohnte Rhythmus ist dahin.
Warum sich der Zyklus verändert
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Die drei Hormone sind notwendig für die Fortpflanzung, die einen extrem großen hormonellen Aufwand beschert. Gebildet werden sie im Eierstock, ihr Auftreten und ihre Menge variieren je nach Lebensphase der Frau. Das Zusammenspiel geschieht einzig mit einem Ziel – nämlich der Erhaltung der Art Mensch. Ab einem gewissen Alter scheint die Frau allerdings dafür nicht mehr vorgesehen zu sein. Zu diesem Zeitpunkt verändert sich der Zyklus still und heimlich.
So kommt es, obwohl sich die Periode vorerst immer noch regelmäßig zeigen kann, nicht mehr jeden Monat zu einem Eisprung, der sogenannten Ovulation. Die Stimmung schwankt und trotz Fastenkuren, Diäten und gesunder Ernährung nimmt der Körperumfang auf schier rätselhafte Art und Weise zu.
Was macht Progesteron eigentlich?
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Das Rätsel ist schnell gelöst. Es liegt am Progesteron beziehungsweise am nicht mehr vorhandenen Progesteron. Da stellt sich vorerst die Grundsatzfrage: Was macht das Progesteron eigentlich?
- Der Botenstoff, der zur Gruppe der Gelbkörperhormone (Corpus-luteum-Hormon) zählt, wird im Laufe der fruchtbaren Zeit der Frau immer ab dem Eisprung, also der zweiten Hälfte des Zyklus freigesetzt.
- Progesteron sorgt dafür, dass sich das befruchtete Ei erfolgreich einnisten kann. Es soll, übersetzt aus dem Lateinischen, demnach das Tragen voranbringen.
- Als Psychohormon des weiblichen Körpers wirkt es auf das Gemüt – nämlich beruhigend.
Das ist wichtig sowohl für die Schwangerschaft als auch die Geburtssituation, erklärt Johannes Huber. Mit Unterstützung des Progesterons kann die Frau diesen herausfordernden Lebenssituationen gelassener gegenübertreten.
Wenn das Progesteron plötzlich fehlt
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Doch ab einem Lebensalter von etwa 45 bis 50 scheint sich der weibliche Körper darüber gar nicht mehr kümmern zu wollen. In der zu diesem Zeitpunkt eintretenden Prämenopause werden die Eierstöcke träge und die Ovulation findet vorerst jeden zweiten Zyklus nicht mehr statt. Das bedeutet wiederum, dass auch kein Progesteron gebildet wird – es fehlt. Die Folge sind nicht nur Stimmungsschwankungen, sondern auch mehr Kilos auf der Waage. Doch warum das? Progesteron ist ein sogenanntes diuretisches, also harntreibendes, Hormon, skizziert der Experte. In dieser Funktion regt es die Harnbildung und -ausscheidung an. Fehlt es, kommt es zum Wasserstau. Die zusätzlichen Kilos sind also nicht Muskelmasse oder Fett, sondern schlichtweg Wasser.
Ist eine Hormontherapie bei Progesteronmangel die Lösung?
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Ob die Gabe von Progesteron, also eine Hormontherapie, angebracht ist, hängt von ganz bestimmten Voraussetzungen ab. Immerhin können sich rund 30 Prozent der Frauen als besonders glücklich schätzen. Bei ihnen zieht die Prämenopause völlig unscheinbar ins Haus. Stimmungsschwankungen verursacht gerade mal das Umfeld, aber nicht der sich einstellende Frühwechsel. Und bei einer möglichen Gewichtszunahme ist definitiv nicht das Wasser der Übeltäter. Progesteron wird nämlich nicht nur in den Sexualorganen, sondern etwa auch in der Nebenniere gebildet.
- Bei einem Drittel der Frauen scheint dies ausreichend genug zu sein, um das Leben beschwerdefrei genießen zu können. Wird bei ihnen Progesteron mittels Therapie zugeführt, besteht die Gefahr einer Krebserkrankung, warnt Johannes Huber.
- Leiden Frauen und fehlt das Progesteron nachweisbar, sei eine Ersatztherapie das Mittel der Wahl, betont der Mediziner hingegen. Man muss differenzieren und es richtig machen.
Wie lässt sich ein Progesteronmangel feststellen?
Mit einer Blutabnahme wird der Hormonstatus ermittelt.
- Da die weiblichen Hormonspiegel vom Menstruationszyklus abhängen, sollte eine Blutuntersuchung immer am Anfang des Zyklus – also unmittelbar davor oder am Beginn der Periode – vorgenommen werden. Die Werte zeigen, ob ein Mangel oder eine Überproduktion bestimmter Hormone vorliegt.
- In der Prämenopause ist das Östrogen (Link auf das vorherrschende Hormon. Deshalb sind auch Wallungen und Schlafstörungen – noch – kein Thema. Denn Östrogen reguliert den Blutdruck und verhindert damit etwa Hitzeschübe. Doch das ist eine andere Geschichte.
Im Großen und Ganzen zeigt sich mit diesen Einblicken die immense Bedeutung von Botenstoffen im menschlichen Organismus. Ein Auf und Ab kann mit bestimmten Symptomen einhergehen. Durch sie nehmen wir die Veränderungen des eigenen Körpers allerdings erst so richtig wahr. Freilich: nicht immer auf angenehme Art und Weise.
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