Graues Haar ziert in letzter Zeit nicht nur zunehmend die Häupter weiblicher Hollywoodstars. Auch diesseits des Atlantiks trauen sich immer mehr Frauen, zu ihrem natürlich Grau zu stehen und als Silberfüchsinnen auftreten. Ein Trend, der jeder Frau steht? Oder lässt graues Haar die Trägerin gar älter wirken? Wir haben fünf Fragen zum Thema Graue Haare an fünf Top-Coiffeure gestellt.
Hier die Meinungen und Antworten von
Hannes Steinmetz, Steinmetz-Bundy Privatsalons
Fred Sturmayr, Sturmayr-Salons
Sonja Thoma, N°11 Hairsalon
Christine Wegscheider, christine-wegscheider.at
Elizabeta Zefi, elizabetazefi.com
Wie weiß ich, ob mir graues Haar steht?
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Hannes Steinmetz: Ganz grundsätzlich gilt: Die natürliche Haarfarbe, so wie sie sich in ihrer Ergrauung entwickelt, steht jedem Menschen mit 100%iger Garantie. Und: Prinzipiell gibt graues Haar gar nicht. Es gibt nur weißes Haar und natürlich pigmentiertes Haar. Graues Haar ist eine Erscheinung, die sich aus dem Mix dieser beiden Haararten ergibt. Und dieser Mix ist immer eine individuelle Mischung aus der eigenen Haarfarbe in Verbindung mit weißen Haaren.
Fred Sturmayr: Dazu sollte man meiner Meinung nach mehrere Voraussetzungen mitbringen: Zum einen gepflegte und gesunde Haare. Ein jugendlich-sportlicher Typ zu sein, ist auch von Vorteil. Und auf jeden Fall eine gute Portion Selbstbewusstsein.
Sonja Thoma: Grautöne werden oft von Damen mit hellerer Haut und kühlen Untertönen bevorzugt. Es gibt eine sehr einfache Möglichkeit herauszufinden, wie einem graues Haar steht: Man bedeckt den Kopf mit einem grauen Tuch und spürt in sich hinein, wie man sich damit fühlt. Es gibt inzwischen auch tolle Filter auf Social Media, mit denen man spielerisch die Haarfarbe austauschen kann.
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Christine Wegscheider: Es gibt keine grauen Haare! Graue Haare sind eine Mischung zwischen weißen pigmentlosen Haaren und dunklem Haar. Das heißt, grauhaarig können nur Menschen werden die dunkelhaarig sind. Sprich ab einer 5er Farbtiefe erscheint weißes Haar in Verbindung mit Naturhaar grau. Bei Blonden oder rothaarigen Menschen werden die Naturhaare in Verbindung mit weißen Haaren nur etwas farbloser und unscheinbarer, da der Kontrast natürlich nicht so groß ist. Graue Haare stehen prinzipiell den Farbtypen Winter und Sommer gut – also Menschen mit einem kühlen, blaustichigen Hautunterton oder auch rassigen Frauen mit olivfarbigem Hautunterton. Bei zarten, blassen Hautuntertönen kann grau schnell etwas zu fahl wirken.
Elisabeta Zefi: Bei durchwachsenem grauem Haar ist es eine Typ-Frage, die man mit seinem Friseur abklären kann. Wenn das Haar zu 100% ergraut ist, steht es jedem.
Kann man gefärbte Längen so umfärben, damit sie natürlich Grau wirken?
Hannes Steinmetz: Ja, das kann in einem mehrstufigen Verfahren schonend umgesetzt werden. Dafür braucht es aber auf jeden Fall die Hände eines Profis und das Know-how einer erfahrenen Stylistin oder eines erfahrenen Stylisten. Gerade beim Ausstieg aus dem Färben ist Präzision besonders wichtig. Es gilt einen natürlichen Eindruck herzustellen, sodass das Haar nicht mehr gefärbt aussieht.
Fred Sturmayr: Das ist leider ein sehr schwieriges Unterfangen. Das Haar muss nämlich gebleicht und neu eingefärbt werden. Diese Prozedur strapaziert das Haar sehr, und es ist wahnsinnig schwierig, ein natürliches Resultat zu erzielen. Je dunkler die Haarlängen sind, umso schwieriger ist es, die gewünschte Farbe zu erreichen.
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Sonja Thoma: Es besteht die Möglichkeit, gefärbte Haarlängen so umzufärben, dass sie einen natürlichen Grauton haben. Dabei spielt die Ausgangshaarfarbe der Längen und Spitzen eine entscheidende Rolle. Je heller die Haare sind, desto einfacher ist es, den Grauton anzupassen.
Christine Wegscheider: Mittlerweile gibt es sehr gute Methoden, um gefärbte Haare umzufärben. Aber! Es ist erstens ein sehr langwieriger, aufwendiger Prozess und man sollte die Ansätze schon ein bisschen herauswachsen lassen. Das Wichtigste dabei ist: Die Haare sollten so gesund wie möglich bleiben! Meist dauert der Umfärbe-Prozess ein halbes Jahr.
Elizabeta Zefi: Ja, das kann man. Man muss die Tönung aber immer wieder auffrischen.
Sollte man graues Haar kurz geschnitten tragen?
Hannes Steinmetz: Jedes Haar muss geschnitten getragen werden – egal in welcher Farbe, egal in welcher Länge. Denn nur geschnittenes und somit geformtes und gepflegtes Haar kommt in seiner vollen Kraft zur Geltung. Erst mit einem professionellen Haarschnitt sehen Haare, egal in welcher Länge, richtig gut aus. Graues Haar kann mit einem coolen Kurzhaarschnitt genauso phänomenal aussehen wie in einer schönen Länge. Viel entscheidender sind die Haarfülle und Haarqualität. Eben deshalb eignet sich nicht jedes Haar dafür, lang getragen zu werden – aber das hat nichts mit der Farbe der Haare zu tun.
Fred Sturmayr: Nein, graues Haar muss nicht kurz geschnitten sein. Im Gegenteil, zu kurzes Haar wirkt oft zu hart. Zu langes Haar wiederum – wenn es nicht frisch gestylt ist – wirkt ungepflegt und kann einen schnell alt aussehen lassen. Um einen gepflegten Eindruck zu erwecken, soll das Haar immer einen guten Schnitt haben.
Sonja Thoma: Es ist durchaus möglich, graues Haar auch lang tragen. In diesem Fall ist es jedoch wichtig, dass das Haar gepflegt und ansprechend gestylt ist, damit ein zur Persönlichkeit passendes Erscheinungsbild entsteht.
Christine Wegscheider: Ganz klares Nein. Dieses Klischee ist schon lange überholt. Natürlich müssen die grauen Haare gepflegt und schön geschnitten sein. Aber dass Frauen über 50 graue Haare kurz tragen müssen, ist Schnee von gestern.
Elizabeta Zefi: Nein, das ist eine altmodische Regel, die heute nicht mehr gilt. Selbstverständlich kann man – je nach Typ – seine Haare in verschiedenen Längen und Schnitten tragen, auch wenn sie grau sind.
Worauf muss ich achten, damit ich mit grauen Haaren nicht alt aussehe?
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Hannes Steinmetz: Das Allerwichtigste ist der Glanz im Haar. Er lässt graues Haar erstrahlen und vital und lebendig wirken. Glanz entsteht entweder durch gezielte Haarpflege zuhause und/oder mit Hilfe spezieller Treatments im Salon. Dabei werden graue oder silberne Pigmente angelagert, die ein wenig Farbtiefe und Reflex ins Weiß der Haare bringen.
Fred Sturmayr: Man sollte darauf achten, immer etwas Farbe im Gesicht zu haben: Eine leichte Sonnenbräune, etwas Make-up oder ein kräftiger Lippenstift. Auch zarte Strähnen können Wunder wirken.
Sonja Thoma: Haare und Outfit sollten gemeinsam einen stilvollen und trendigen Look ergeben. Farbeffekte können graues Haar auffrischen, eine "gefleckte" Optik ausgleichen oder – etwa als Highlights im vorderen Bereich des Haares – einen modernen Touch verleihen. Es gibt auch glanzgebende Behandlungen, Glossings, die graues Haar erfrischen, ganz ohne oxidierende Wirkung. Man kann also mit unterschiedlichen Färbetechniken und Schnitten dafür sorgen, dass der Look stylish und modern ist.
Christine Wegscheider: Es ist hilfreich, eine professionelle Style-Beraterin aufzusuchen. Mit grauen Haaren empfiehlt es sich, mehr mit Farben zu spielen, extravagante Stylings zu wählen oder bunte Accessoires als Hingucker zu verwenden. Etwa auffällige Tücher, bunte Ohrringe oder coolen Schmuck. Ein zweiter, ganz wichtiger Punkt ist das Make-up. Auch hier würde ich mich von einem Profi beraten lassen: Das Gesicht braucht ein bisschen mehr Farbe! Roter Lippenstift und graue Haare sind die perfekten Partner. Noch etwas Rouge dazu, und man ist ausgehfertig.
Elizabeta Zefi: Auf ein perfektes, lässiges Styling. Und auch beim Make-up darf man sich ruhig mehr Farbe zutrauen.
Welche Pflege braucht graues Haar?
Hannes Steinmetz: Dort wo als alle Haare noch Farbe hatten Pigmente waren, sind bei weißem Haar kleine Lufteinschlüsse. Diese lassen das Haar poröser und oft störrisch wirken. Damit sich die Haare geschmeidig anfühlen und schön in Form legen helfen spezielle Treatments und eine Feuchtigkeitspflege für die Haar-Routine. Wie für reife Haut sind auch für graues Haar regelmäßige Pflegerituale besonders wichtig. Die Zeit, die man durch das nicht mehr Färben gewinnt, sollte in Haarpflege investiert werden. So behält das Haar seinen Glanz und wirkt jung und lebendig: Es eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für das Haar!
Fred Sturmayr: Produkte verwenden, die viel Feuchtigkeit in das Haar bringen, weil weißes Haar von Natur aus trockener ist. Shampoo, Haarkuren und auch Leave-In-Produkte sollten nährende Wirkung haben.
Sonja Thoma: Um graues Haar optimal zu pflegen, bieten sich spezielle Shampoos und Spülungen an. Diese Produkte können den Keratinaufbau unterstützen und dem Haar mehr Glanz verleihen. Graues Haar kann gelegentlich durch Sonneneinstrahlung einen unerwünschten Gelbstich entwickeln. Spezielle Leave-in-Sprays und Silbershampoos können dem entgegenzuwirken und dem Haar wieder in seine natürliche Farbnuance zurückgeben.
Christine Wegscheider: Prinzipiell ist die Haarfarbe egal, es ist immer die Haarstruktur, die über die Pflege entscheidet. Graues Haar ist Naturhaar, oft genügt ein feuchtigkeitsspendendes Shampoo und der passende Conditioner. Im Sommer empfiehlt sich auch ein Silbershampoo oder eine Silber-Pflege. Weil durch die Sonne das Naturhaar etwas aufgehellt wird, wirkt das Haar oft matt und gelblich. Um dem entgegenzuwirken empfehle ich einen Silber Conditioner, um wieder mehr Brillanz und Klarheit ins Grau zu bringen. Es gibt auch sehr stark pigmentierter Conditioner, die weißes Haar so ein färben, dass es optisches wieder etwas grauer wirkt und so mehr Frische ins Gesicht zaubert.
Elizabeta Zefi: In der Regel sind graue Haare eher trocken und rebellisch. Daher empfehle ich immer sehr viel Feuchtigkeit und einen hohen Pflegeanteil für seidigen Glanz.
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