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"Leaky Gut" aka erhöhte Darmdurchlässigkeit: Die unterschätzte Gefahr

Hormonveränderungen, Stress und zu wenig Schlaf stören die Darmbarriere. In den Wechseljahren steigt das Risiko für das "Leaky Gut"-Syndrom. So schützen wir unseren Darm.

Das Darm-Mikrobiom, das alle im Darm lebenden Bakterien umfasst, hat großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Es moduliert das Immunsystem, liefert wichtige Vitamine (wie B1, B2, B6, B12 und K), unterstützt die Verdauung, versorgt die Darmzellen durch die Produktion kurzkettiger Fettsäuren mit Energie und fördert die Darmbeweglichkeit. Zudem spielt das Mikrobiom eine entscheidende Rolle bei der Entgiftung von Schadstoffen 

Veränderungen können wesentliche Faktoren für Erkrankungen wie Adipositas, nicht-alkoholische Fettleber, Diabetes, koronare Herzkrankheiten und Krebs sein. Dank intensiver Forschung in den letzten Jahren kann das Darm-Mikrobiom heute genau analysiert und es können gezielte Maßnahmen zur Korrektur ergriffen werden. 

Als „Darmvorsorge“ ist daher die Koloskopie, mit der auffällige Polypen oder Krebsvorstufen entdeckt werden können, nicht ausreichend. Sie ist bereits vor dem 50. Lebensjahr absolut sinnvoll, doch sagt sie nichts über die bakterielle Besiedelung des Darms aus. Störungen können nämlich ebenso Autoimmunerkrankungen, Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und sogar psychische Erkrankungen begünstigen. 

Die Bedeutung einer intakten Darmbarriere 

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Eine optimale Aufnahmefähigkeit des Darms ist für die Nährstoffversorgung des Körpers unerlässlich und somit lebenswichtig. Gleichzeitig muss der Darm den Körper vor schädlichen Bakterien, Toxinen und anderen Schadstoffen schützen. Daher ist eine kontrollierte Durchlässigkeit des Darms von großer Bedeutung für die Gesundheit – Gutes darf und soll hinein, Schlechtes/Toxisches soll draußen bleiben.  

Liegt ein Leaky Gut-Syndrom, also eine erhöhte Darmdurchlässigkeit, vor, gelangen vermehrt unerwünschte Substanzen in den Blutkreislauf. Dies führt zu einer verstärkten Immunreaktion: Die Darmschleimhaut entzündet sich und wird langfristig geschädigt. Dies verstärkt die Durchlässigkeit des Darms weiter und es entsteht ein Teufelskreis. 

Das Immunsystem reagiert dann sogar auf harmlose Nahrungsbestandteile, was Nahrungsmittelunverträglichkeiten zur Folge haben kann. Bei Betroffenen können sich langfristig Auto-Antikörper entwickeln, die körpereigene Organe angreifen, was zu Autoimmunerkrankungen führt. Es gibt konkrete Hinweise darauf, dass ein „Leaky Gut“ zur Entstehung von Krankheiten wie Multiple Sklerose und rheumatoider Arthritis beiträgt. Auch wird vermutet, dass eine erhöhte Darmpermeabilität bei vielen anderen Erkrankungen eine Rolle spielt. 

Ursachen für einen löchrigen Darm 

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Ein „Leaky Gut“ kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden: 

  • Psychischer und physischer Stress: Führt zur Freisetzung von Stresshormonen und Neurotransmittern, die die Darmmukosa direkt können 
  • Infektionen und Fehlbesiedelungen: Parasiten, Bakterien, Viren und Hefen  
  • Wiederkehrende Antibiotika-Einnahmen 
  • Entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa 
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Zöliakie sowie Laktose- und Fruktoseintoleranzen 
  • Ein Mangel an Verdauungsenzymen – Exokrine Pankreasinsuffizienz 
  • Toxische Faktoren: Alkohol, Schwermetalle, Umweltgifte aus der Nahrung und gewisse Medikamente 

Menopause und „Leaky Gut“ 

Mit der Menopause kann die Darmbarriere anfälliger werden als sie das in jüngeren Jahren ist. Berufliche Herausforderungen, die Pflege von alternden Eltern und familiäre Verpflichtungen erhöhen die Stressbelastung erheblich. Diese Kombination aus hormonellen Veränderungen und chronischem Stress, manchmal sogar noch verstärkt durch vielleicht häufige Antibiotikagaben wegen wiederkehrender Infekte, können die Darmschleimhaut massiv beeinträchtigen. 

Hormonelle Veränderungen und ihre Auswirkungen: 

  • Östradiol und Progesteron spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Darmgesundheit.  
    Östradiol wirkt entzündungshemmend und trägt zur Stabilität der Darmbarriere bei. Ein Abfall des Östrogenspiegels kann daher zu erhöhter Entzündungsneigung und Schwächung der Darmbarriere führen.  
    Progesteron fördert die Entspannung der glatten Muskulatur des Darms und unterstützt die normale Darmmotilität. Ein Mangel an Progesteron kann zu Verstopfung und anderen Verdauungsproblemen führen, was das Darmmikrobiom negativ beeinflusst und die Darmbarriere in weiterer Folge schwächt. 
     
  • Stresshormone: Eine vermehrte Ausschüttung von Cortisol kann die Darmbarriere direkt schädigen und ihre Durchlässigkeit erhöhen. 
     
  • Schlafstörungen: Schlafmangel und weniger erholsamer Schlaf, häufige Begleiterscheinungen der Wechseljahre, verschärfen die Stressbelastung und beeinträchtigen die Regenerationsprozesse im Darm. 
     
  • Stressresilienz: Mit der Hormonumstellung kann die Stressresilienz insgesamt abnehmen, was zu einer verstärkten Wahrnehmung und Reaktion auf Stress führt und die Darmgesundheit somit negativ beeinflusst. 

Diagnostik eines „Leaky Gut“

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Die Diagnose erfolgt durch die Messung spezifischer Biomarker im Stuhl: 

  • Zonulin: Dieses Protein reguliert die Darmdurchlässigkeit. Erhöhte Zonulinspiegel deuten auf eine gestörte Darmbarriere hin. 
  • Alpha-1-Antitrypsin: Ein sicherer Indikator für eine erhöhte Darmpermeabilität. Erhöhte Werte zeigen an, dass die Darmbarriere durchlässig geworden ist. 
  • Bakterienvielfalt 
  • SIgA (sekretorisches Immunglobulin A): Ein wichtiger Bestandteil des Darmimmunsystems. Erniedrigte Werte liegen bei Immundefekten und einer Zöliakie vor. Es kann auch ein Hinweis auf eine erhöhte Darmpermeabilität sein. 
  • Histamin: Erhöhte Werte im Stuhl können auf parasitäre Infekte, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder hohe Stresseinwirkung hinweisen. 
  • Stoffwechselabbauprodukte (Metabolom): Bestimmte Abbauprodukte weisen auf eine gesunde Darmflora hin, während andere auf Dysbiose, Entzündungen oder gesundheitliche Probleme hindeuten können. 
  • Evtl. Verdauungsrückstände und Mangel an Verdauungsenzymen der Bauchspeicheldrüse oder Gallensäuren 

5 wirksame Maßnahmen bei „Leaky Gut“ 

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Die gute Nachricht: Ein „Leaky Gut“ lässt sich gut „reparieren“. Es erfordert jedoch Geduld und Konsequenz. Mit einem strukturierten Ansatz sind die Erfolgsaussichten sehr gut. Für mich ist eine Darmsanierung ein Projekt in mehreren Schritten, wobei ich stets individuell je nach Befund vorgehe:  

  1. Beruhigung der entzündlichen Situtation 
    Ernährung: Vermeidung entzündungsfördernder Lebensmittel wie Zucker, raffinierte Kohlenhydrate und verarbeitete Lebensmittel. Stattdessen vermehrt entzündungshemmende Lebensmittel wie gedämpftes bzw. zubereitetes Gemüse, Nüsse, Fisch und Huhn konsumieren. 
    Gründliches Kauen und Einspeicheln der Nahrung. 30-40-maliges Kauen bereitet die Nahrung optimal für die weiteren Verdauungsprozesse im Darm vor. 
    Weizen sollte weggelassen oder stark reduziert werden. Viele Menschen vertragen Weizen schlecht, auch ohne nachweisbare Unverträglichkeit. Verantwortlich sind die Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), die Verdauungsenzyme blockieren und die Darmschleimhaut reizen. 
    Nahrungsergänzungsmittel: Einnahme von entzündungshemmenden Supplementen wie Omega-3-Fettsäuren sowie Kurkuma oder Boswellia als 1-monatige Kur. Da beim „Leaky Gut“ oftmals Mikronährstoffdefizite ein Thema sind, wird parallel dazu je nach genauer Mikronährstoffanalyse auch gegen die Mängel vorgegangen. 
     
  2. Regeneration der Schleimhaut 
    L-Glutamin: Die Aminosäure regeneriert und stärkt die Darmwand. 
    Phosphatidylcholine: Unterstützt die Heilung, regeneriert und repariert die Darmschleimhaut. 
     
  3. Entgiftung bei toxischen Metaboliten durch Huminsäure 
     
  4. Wiederaufbau der Darmflora durch gut ausgewählte Pro- und Prebiotika – nach individuellem Befund 
     
  5. Langfristige und vor allem ganzheitliche „Pflege“ des Darms 
    Stressmanagement: Yoga, Meditation und Atemübungen, um die Stressresilienz zu erhöhen. 
    Ernährungsanpassungen: Dauerhafte Umstellung auf eine darmfreundliche Ernährung 
    Regelmäßige Bewegung: Fördert die Durchblutung und unterstützt die Darmfunktion.

Durch diesen mehrstufigen Ansatz kann eine nachhaltige Verbesserung der Darmgesundheit auf jeden Fall erreicht werden. Je nach Beschwerdebild und Mikrobiom-Befund erfolgt die Darmsanierung stets in mehreren aufeinanderfolgenden Schritten, denn nicht immer ist es sinnvoll, gleich mit Probiotika zu beginnen. 

Fazit 

In den Wechseljahren ist es besonders wichtig, die Hormonbalance und die Darmgesundheit ganzheitlich zu betrachten. Durch eine bewusste Lebensweise, eine ausgewogene Ernährung, ein effektives Stressmanagement und natürlich durch ausgewählte Pre- und Probiotika können Frauen in dieser Lebensphase ihre Gesundheit und ihren Darm aktiv unterstützen und die Gefahr eines „Leaky Gut“ deutlich minimieren. 


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