Kollagen gilt spätestens seit dem Hollywood-Hype um den berühmten Glow-Coffee als Schönheitsmittel der Stars. Und tatsächlich scheint es sinnvoll, dem Körper präventiv gegen schlaffe Haut und schwaches Bindegewebe Kollagen zuzuführen. Obwohl auch dieser Anti-Aging-Effekt nicht klinisch bewiesen ist, weiß man, dass die Kollagenproduktion in der Haut ab dem 25 Lebensjahr abnimmt. Nachdem Kollagen auch einer der wichtigsten Baustoffe unseres Knorpelgewebes ist, ist es vor allem in letzter Zeit als Mittel gegen Gelenksschmerzen im Gespräch. Wir haben den Faktencheck gemacht.
Welche Kollagen-Typen gibt es?
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In unserem Körper kommen unterschiedliche Arten von Kollagen vor, die jeweils unterschiedliche Funktionen haben.
- Typ I kommt in Haut, Bändern, Sehnen und Knochen vor.
- Typ II findet man vor allem im Auge, den Bandscheiben und in Knorpelgewebe.
- Typ III kommt in Blutgefäßen, Sehnen und Knorpeln und in Kombination mit Typ I Kollagen auch im Bindegewebe vor.
Je älter wir werden, desto weniger Kollagen kann unser Körper selbst bilden. Zur Gesunderhaltung des Knorpelgewebes setzten deshalb immer mehr Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln auf Kollagenpulver oder Kapseln für das Knorpelgewebe.
Gibt es veganes Kollagen?
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Nein. Kollagen ist ein tierisches Produkt, es wird vor allem aus Gewebe, Knochen und Knorpeln von Tieren gewonnen und ist dem menschlichen Kollagen sehr ähnlich. Rinderkollagen enthält vor allem Typ I und III, ist aber fremdes Kollagen das in den Körper eingeschleust wird und auch allergische Reaktionen auslösen kann.
Liest man also von vegetarischen Alternativen zu den tierischen Nahrungsergänzungsmitteln, ist damit kein Kollagen an sich gemeint, sondern Präparate, die dem Körper Aminosäuren und Vitamine liefern, die er zur Herstellung von Kollagen benötigt.
Hilft Kollagen bei Gelenksschmerzen?
Gelenksschmerzen sind ein häufiges Symptom in den Wechseljahren. Trotzdem wird es von MedizinerInnen nicht immer als dieses erkannt. Der Schmerz kann die Lebensqualität extrem einschränken und zu Folgeproblemen wie Muskelabbau, Osteoporose und depressiven Verstimmungen führen.
Wie steht es also um das viel gehypte Kollagenpulver bei Gelenksschmerzen? Christine Bekos, Gynäkologin an der Wiener Frauenklinik Santé Femme: Um in der Medizin etwas zu empfehlen braucht es große, randomisierte und kontrollierte Studien. Am besten gleich mehrere. Und die gibt es zum Thema Kollagen gegen Gelenksschmerzen leider nicht. Deshalb kann man da vorerst auch keine Empfehlung abgeben. Hinweise, dass von außen zugeführtes Kollagen Beschwerden lindert, gibt es also vorerst nur als subjektive Erfahrungsberichte.
Was hilft bei Gelenksschmerzen?
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Christine Bekos, Gelenksschmerzen sind keine direkte Indikation für eine Hormonersatztherapie, aber bei Wechselsymptomen wie unter anderem auch Gelenksschmerzen kann eine gut abgestimmte Hormonersatztherapie bei Beschwerden helfen. Transdermal zugeführtes Östrogen, also ein Gel, das man auf die Haut schmiert und vom Körper aufgenommen wird, oder auch ein Pflaster, kann diese Beschwerden wirklich sehr schnell lindern.
Trotzdem haben viele Frauen immer noch Hemmungen, das Thema Hormone anzusprechen. Die Angst vor Hormonen beobachtet Christine Bekos vor allem in Österreich. Ich habe mehrere Jahre in Schottland gearbeitet und da ist es viel gängiger, dass Frauen auf Hormone gegen Wechselbeschwerden zurückgreifen. Eine gut abgestimmte Hormontherapie verbessert Schlafstörungen, Depressionen, eine verringerte Libido, die Knochengesundheit und senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen." Du solltest dich also zumindest beraten lassen.
Beeinflusst der Lebensstil die Gelenkgesundheit?
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Aber auch der Lebensstil ist sehr wichtig. Es wird vermutet, dass Rauchen einen starken negativen Einfluss bei Gelenksschmerzen hat, da es die Bildung von Kollagen im Körper hemmt und die Abnutzung der Gelenke begünstigt. Um die Gelenke geschmeidig zu halten kannst du auch aktiv beitragen: Mit viel Bewegung, Kraftsport und gesunder Ernährung.
Beim richtigen Lebensstil und der Hormonersatztherapie gilt es, so Christine Bekos, das Zeitfenster für eine Therapie – das sogenannte Window of Opportunity – nicht verstreichen zu lassen. Gemeint ist die Zeitspanne 10 Jahre nach der letzten Regelblutung, aber meist noch vor dem 60. Lebensjahr.
Wichtig ist, die richtige Behandlung für das jeweilige Wechselsymptom zu finden. Solltest du Wechselsymptome bemerken, sprich deine Gynäkologin oder deinen Gynäkologen unbedingt gleich darauf an und nimm nicht unkontrolliert Nahrungsergänzungsmittel. Eine gute Beratung ist auch hier das Um und Auf.
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