Dr. Slaven Stekovic ist Molekularbiologe und hat, unter anderem, den Zellalterungsprozess beim Menschen erforscht. Ein Grund für seine wissenschaftliche Neugier war die Tatsache, dass in seiner Heimatgemeinde in Kroatien die meisten Frauen über hundert Jahre alt wurden. Und er wollte eben wissen, woran das liegen könnte. Er untersuchte das Phänomen und entdeckte, dass die Frauen – vor allem die älteren – die religiösen Fasttage einhielten. Jeden Freitag und Mittwoch. Einen Tag für Gott und einen Tag für den Familienheiligen.
Ist Fasten der Schlüssel für ein hundertjähriges Leben? Können wir damit unser Leben verlängern? Was kann Heilfasten wirklich bewirken? Und was sind die positiven Effekte für unsere Gesundheit?
Die gesunde Reinigung des Körpers
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Heilfasten ist eine Form des nicht religiös motivierten Fastens und soll der Regeneration des Körpers dienen. Es hilft der Reinigung von Körper, Geist und Seele und hat eine lange Tradition. Der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung für eine begrenzte Zeit – in der Regel zwischen fünf bis maximal 35 Tage – je nach Fastenmodell und Bedürfnis.
Im Gegensatz zum totalen Fasten ist beim Heilfasten aber eine geringe Menge Energie erlaubt. Trotzdem gehören zum Verzicht Nahrungsverzicht Disziplin und ein starker Wille. Besonders die ersten drei Tage, in denen sich der Körper umstellt, sind für viele eine Herausforderung.
Freiwilliger Nahrungsverzicht wird seit Jahrtausenden praktiziert, um gesundheitlichen Problemen präventiv oder therapeutisch zu begegnen. Überlieferungen von Hippokrates über das Heilfasten weisen darauf hin, dass es schon im antiken Griechenland Menschen gegeben haben muss, die es praktiziert haben. Heilfasten soll die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren. Gerade deswegen wird es bei bestimmten Krankheiten angewandt.
Heilfasten – die Diät der Seele
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Die bekannteste Art des Heilfastens geht auf den deutschen Arzt Otto Buchinger (1878 – 1966) zurück. Heilfasten wirkt, laut Buchinger, nicht nur auf medizinischer Ebene, sondern auch auf psychosozialer und spiritueller. Diese drei Dimensionen seien eine nicht zu trennende Einheit. Auf Buchinger geht übrigens auch die Bezeichnung einer Diät der Seele für das Fasten zurück.
- Diese Heilfasten-Kur beginnt mit einem Vorbereitungstag. An dem Tag, bevor die eigentliche Kur anfängt, soll der oder die Fastende maximal 1.000 Kalorien zu sich nehmen, außerdem auf Koffein, Alkohol und Nikotin verzichten.
- Nach einer Darmreinigung, bei der am ersten Tag ein Liter Wasser mit 30 bis 40 Gramm Glaubersalz getrunken werden muss, um den Darm durchzuspülen, darf man an den darauffolgenden Tagen nur 250 bis 500 Kalorien am Tag einnehmen. Erlaubt sind nur Gemüsesuppen, Obst- oder Gemüsesäfte – und ein bisschen Honig zum Süßen. 2,5 Liter Wasser oder Tee gehören weiters täglich zum Ernährungsplan.
- Am letzten Tag erfolgt das sogenannte Fastenbrechen. Traditionell wird ein roher oder gekochter Apfel gegessen, abends eine Kartoffelsuppe. Der Stoffwechsel und die Verdauung müssen sich erst wieder an die Nahrungsaufnahme gewöhnen. Daher langsam beginnen. Etwa 800 Kalorien am ersten Tag, 1.000 am zweiten, 1.200 am dritten.
Heilfasten: Die Kur, die zu mir passt
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Neben der Buchinger-Methode gibt es noch einige andere Kuren.
- Etwa die Mayr-Kur, die auch als Semmel-Milch-Diät bezeichnet wird, weil der Fastende morgens und mittags Semmeln mit Milch zu sich nimmt.
- Das Saftfasten – Heilfasten in abgemilderter Form. Die Kur beschränkt sich lediglich auf ein Wochenende. Bis zu 1,5 Liter frischgepresster Obst- oder Gemüsesaft helfen gegen das Hungergefühl.
- Beim intermittierenden Fasten – oder auch Intervallfasten – wechseln sich Zeiten des normalen Essens und des Fastens ab. Dabei wird entweder jeden Tag mindestens 16 Stunden lang nichts gegessen, oder es werden abwechselnd Fastentage eingelegt, an denen der oder die Fastende nur Wasser trinken darf. In mehreren Versuchen führte dieser Essrhythmus zu einer höheren Lebenserwartung der Versuchstiere. Sie wurden zwar nicht hundert Jahre alt; aber dass Fasten eine lebensverlängernde Wirkung hat, ist nachgewiesen.
Was passiert in unserem Körper beim Heilfasten?
Wenn dem Körper keine Nahrung zugeführt wird, muss er auf die eigenen Reserven zurückgreifen. Blutdruck und Blutzuckerspiegel sinken.
- Für die Energiegewinnung holt sich der Körper zunächst Kohlenhydrate, die in Form von Glykogen gespeichert sind.
- Ist das Glykogen nach rund einem Tag aufgebraucht, werden die Fettreserven
- ACHTUNG: Um an Proteine zu gelangen, baut der Körper Muskeln ab. Das kann nicht unbedingt das Ziel sein, wenn man gerade mit dem Fasten etwas für seinen Körper tun will. Daher sollten Fastende leichte Bewegung Sie wirkt dem entgegen und kurbelt noch dazu den Fettstoffwechsel an.
- In den Körperzellen selbst wird die Autophagie Die Zellen räumen auf, das Recyclingprogramm wird gestartet, bei dem schadhafte Teile der Zellen abgebaut und verwertet werden.
- Bei längerem Fasten schüttet der Körper übrigens noch Serotonin im Gehirn aus, was zu einem Hochgefühl, dem sogenannten Fastenhoch führt.
Bei welchen Krankheiten hilft das Heilfasten?
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Es gibt eine lange Liste der Krankheiten, die durch Heilfasten positiv beeinflusst werden.
Dazu gehören:
- Chronische Entzündungen
- Psychosomatische Krankheiten
- Burnout
- Stoffwechselerkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Allergische Erkrankungen mit genetischer Veranlagung.
Gibt es Risiken beim Heilfasten?
Während des Fastens können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Manche Menschen klagen über leichte Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, Migräne, Muskelkrämpfe oder Veränderungen des Schlafverhaltens.
Heilfasten ist eine gesundheitsfördernde Methode. Allerdings sollte ein Fastenanfänger vorab am besten einen Arzt aufsuchen. Seit 1996 gibt es sogar eigene Fastenärzte, die im Rahmen eines Curriculums eben eine spezielle Weiterbildung gemacht haben. Die Kunst des Verzichtens ist ein faszinierendes Erlebnis: Einfach ausprobieren kann nicht schaden.
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