Wenn Frau in die Wechseljahre kommt und rein physiologisch dabei ist, sich von der Gebärfreudigkeit zu verabschieden, stellt der Körper gewisse Funktionen um. Oder ein. Es beginnt damit, dass das Östrogen schwindet. Das verändert auch das Genital (kleine Nebenbemerkung: was übrigens auch Vorteile hat, so sinkt beispielsweise die Wahrscheinlichkeit einen Scheidenpilz zu bekommen).
Durch den Entzug des Sexualhormons wird die Haut der Scheide dünner, trockener und weniger elastisch. Die kleinen Lippen bilden sich zurück, und auch die Klitoris wird kleiner. Als würde die Natur signalisieren: Danke, Aufgabe erfüllt, Applaus, und jetzt Vorhang zu und Ruhe!
Häufig leiden Frauen unter diesen Veränderungen
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Der Prozess geht schleichend vonstatten. Die Veränderung ist unterschiedlich stark ausgeprägt und kann so gering sein, dass gar keine Beschwerden auftreten. Oder eben doch. Bis zum Verlust der Freude beim Geschlechtsverkehr. Am liebsten nicht einmal mehr drüber nachdenken.
Wobei – man muss hier auch ein bisschen differenzieren. Die Lust im Kopf und die vom Körper gesendeten Signale und Antworten.
Denn häufig taucht man ja gerade auf aus einem Leben, das so voll war, dass Sexualität sehr in den Hintergrund gerückt wurde. Oft so stark, dass man schon gar kein Interesse mehr hatte. Dann und wann haben uns die Hormone dann aber doch daran erinnert.
Jetzt im Wechsel ziehen die Kinder aus, die Beziehung wird neu definiert. Und der Körper verändert sich. Sehr oft fällt es uns schwer, uns selbst zu gefallen ... und unser Partner hat sich auch verändert.
Es knistert nicht mehr, kein bisschen. Die Libido zieht den Hut und verabschiedet sich wie ein alter Bekannter, der jetzt was Besseres zu tun hat. Ich bin dann mal weg.
Dann probiert man es doch, aber es tut weh…
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Viele geben auf. Sprechen auch nicht mehr darüber. Als wäre das ein Tabu oder eine lässliche Sünde.
In der Ordination spreche ich das an: Und, wie geht es in der Sexualität?
Die erste Reaktion zeigt sofort, was Sache ist. Das interessiert mich nicht mehr. Oder: Es ist weniger geworden, aber leider tut es weh, da vergeht es mir dann! Oder: Mein Mann mag nicht mehr, aber wir reden nicht darüber und ich leide darunter. Oder auch: Hhmm ... Irgendwie ist es nicht mehr so wie früher. Manche fühlen sich auch nicht mehr als attraktive Frau. Das Selbstvertrauen schwindet. Das muss nicht sein!
Gegen die Schmerzen und das Schweigen im Unterleib gibt es schnelle Hilfe
Schuld an dieser Misere ist das Östriol mit der anonymen Bezeichnung E3.
Es handelt sich um ein sehr gering aktives Stoffwechselprodukt des Östrogens. Wir wollen jetzt nicht zu biochemisch werden. Jedenfalls, der Östriol-Spiegel sinkt in den Wechseljahren und stellt parallel dazu die Aktivität im Sexualtrakt ein.
Dagegen lässt sich etwas machen. Es geht schlicht und ergreifend darum, diesen Mangel auszugleichen. Das geht leicht:
- Östriöl zuführen:
- Tablette (je nach Dosis auch nur 1x in der Woche)
- Salbe
Und das Sexleben tut jedenfalls nicht mehr weh und auch die Lust meldet sich wieder!
Hormon ohne Risiken und Nebenwirkungen
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Eine kleine Dosis dieser bestimmten Östrogenfraktion, lokal eingebracht, macht die Scheide im Nu wieder feuchter, elastischer, und auch die Libido erwacht vor allem im Unterbauch.
Interessanterweise kann Östriol keinen Brustkrebs verursachen, es gibt in der Brust gar keine Rezeptoren dafür. Auch wirkt es nur lokal, in einem Umkreis von 5 cm. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu einer klassischen Hormonersatztherapie, bei der individuell und ganz genau geprüft werden muss, wo und wie sie hilfreich ist.
Eine Hormonersatztherapie zu verschreiben, nur um die Lust wieder hervorzukitzeln – dazu würde ich nicht anraten.
Hyaluronsäure, Aloa Vera – und die Psyche
Es gibt noch andere Möglichkeiten, um die Sexualität lebens- und liebenswert zu gestalten.
- Hyaluronsäure und
- auch Aloe Vera können helfen.
Am besten, Sie fragen Ihre:n Gynäkologen:in, was sie oder er Ihnen empfiehlt. Probieren schadet nicht. Und Sie werden schnell merken, ob’s passt. Und vergessen Sie nicht:
- Nicht nur der Lendenbereich ist wichtig, auch die Psyche, das Herz und der Kopf.
- Seien Sie lieb zu sich selbst. Pflegen Sie Ihren Körper, wenden Sie sich ihm zu. Fokussieren Sie auf das, was schön ist!
- Denken Sie an Sex. Kein Scherz! Sie bringen damit mehr Erotik in ihr Leben.
Nicht zuletzt ist auch die Einstellung der Partner zum Sex entscheidend. Wie beide mit den Veränderungen umzugehen wissen, die da ins Leben purzeln ... Entdecken Sie mit Ihrem Partner gemeinsam, was diese Lebensphase auch in der Sexualität zu bieten hat.
Und wie ist das bei den Männern?
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Auch das männliche Lustempfinden ändert sich mit der Zeit. Das Testosteron sinkt ab 50 stark ab. Man spricht vom Klimakterium virile. Manche Patientinnen berichten mir, dass ihr Partner Potenzprobleme hat. Der erigierte Penis ist nicht mehr so stolz wie früher. Das führt oft dazu, dass sich Mann völlig zurückzieht, um sich nicht mit der Problematik zu konfrontieren. Er spricht nicht darüber und sucht keine Hilfe. Was tun?
Ratsam für Männer ist in erster Linie ein rechtzeitiger Check beim Urologen. Helferlein in Pillenform gibt es zuhauf. Seit Jahren gibt es schon mehr im Angebot als Viagra – Präparate wie Cialis oder Levitra etwa, die länger wirken. Cialis sorgt ein ganzes Wochenende hindurch für Standing Ovations. Für den Fall, dass man mehr vorhat.
Pflanzliches Aphrodisiakum aus Mexiko für Frau und Mann
Oder Damiana als Lustbringer. Patientinnen berichten mir von deutlich verbesserter Sexualität. Vor allem in Mexiko ist es ein beliebtes Heilkraut. Schon die Mayas und Azteken sollen Damiana als Aphrodisiakum eingesetzt haben. Das gibt es auch in homöopathischer Darreichung.
Vielleicht kann man das Thema beim nächsten Candlelight-Dinner einmal anschneiden. Zwei Gläser Champagner prickeln auf dem Tisch, Barry White singt im Schlafzimmer You’re the First, the Last, my Everything …
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