In die Wechseljahre kommen alle Frauen – früher oder später. Erste Symptome treten meist Mitte 40 auf, und oft ist die Unsicherheit groß. Immer mehr Frauen lassen daher einen Hormonstatus erstellen, um Klarheit zu haben. Doch wie die Werte zu interpretieren sind und was daraus folgt, darüber herrscht meist Unklarheit. Im schlimmsten Fall sind Tipps aus Online-Foren oder von der besten Freundin sogar gesundheitsgefährdend. Der folgende Beitrag erklärt die wichtigsten Grundlagen.
Was wird bei einem Hormonstatus gemessen?
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Es geht ganz leicht. Der/die Hausärzt:in oder Gynäkolog:in stellt eine Überweisung für einen Hormonstatus aus. Im Labor wird Blut abgenommen und folgende Parameter gemessen:
- FSH
- LH
- Estradiol
- Progesteron
- TSH
- SHBG
- DHEAS
- Testosteron
Die Werte allein sagen allerdings noch wenig, aus. Sie müssen in ihrer Gesamtheit interpretiert werden. Was für die eine Frau grenzwertig ist, kann für eine andere Patientin gut im Rahmen sein. Der oder die Spezialist:in muss den Menschen als Gesamtheit und im klinischen Zusammenhang verstehen, das Alter und die Lebensumstände miteinbeziehen, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Es braucht Erfahrung auf diesem Gebiet.
Wann ist es sinnvoll, einen Hormonstatus zu machen?
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74% aller Frauen kommen im Alter zwischen 45 und 54 Jahren in die Wechseljahre. 15 Prozent sind früher dran, 11 Prozent später.
- Um die Ausgangsbasis zu kennen (denn jede Frau ist anders!), ist es ratsam, die Situation davor zu messen, also zwischen 40 und 42 Jahren einen Hormonstatus zu machen. Sobald erste Wechseljahrsymptome auftreten – etwa die Periode unregelmäßig wird – kann man erneut messen, um zu sehen, wo man steht.
- Außerdem ist ein Hormonstatus bei starken Wechselbeschwerden sinnvoll, er ist Grundlage für eine eventuelle Hormonersatztherapie.
Gibt es Regeln, wann das Blut abgenommen werden soll?
Prinzipiell: Wenn die Frau längere Zeit Beschwerden hat oder wenn Symptome auftauchen.
- Bei einem regelmäßigen Zyklus empfiehlt sich zwischen dem 2. und 5. Zyklustag.
- In der Prämenopause (das ist die in der Phase, die die Wechseljahre einleitet) wird der Zyklus unregelmäßig. Beobachte deinen Körper. Sind die Beschwerden besonders stark, ist ein guter Moment für die Blutabnahme. Wenn man dann die Verschreibung schon daheim hat und gleich ins Labor geht, ist das besonders günstig.
Soll das Progesteron bestimmt werden, ist eine Blutabnahme zwischen dem 20. und 25 Zyklustag zewckmäßig oder, noch besser, eine Serie von mehreren Blutabnahmen. - In der Postmenopause (also wenn über mehr als ein Jahr lang keine Periode mehr stattgefunden hat) ist es egal, an welchem Tag das Blut abgenommen wird.
Was sagt der FSH-Wert aus?
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Die Abkürzung steht für Follikel stimulierendes Hormon. Der Wert steigt in den Wechseljahren an. Je höher der Spiegel ist, desto geringer ist die Eierstockfunktion. In der Postmenopause (also nach dem Ausbleiben der Periode) liegt der FSH-Wert über 20 IU/ml.
Was sagt der LH-Wert aus?
LH steht für Luteinisierendes Hormon. Der LH-Wert zeigt normalerweise den Eisprung an. Auch dieser Wert steigt in den Wechseljahren.
Was sagt der Estradiol-Wert aus?
Estradiol ist ein Hormon aus der Gruppe der Östrogene. Der Estradiol-Wert zeigt an, wie stark der Eierstock noch selbst arbeitet. Je niedriger der Wert, desto geringer die Funktion (permanent unter 10 pg/ml).
Was sagt der Progesteronwert aus?
Progesteron ist ein Sexualhormon und reguliert unter anderem den Menstruationszyklus und die Schwangerschaft. Ein Mangel an Progesteron führt zu den typischen Zyklusunregelmäßigkeiten in der Prämenopause. In diesem Fall ist es sinnvoll, den Progesteronwert zu bestimmen.
Postmenopausal muss der Progesteronwert nicht unbedingt bestimmt werden, da im Rahmen einer Hormonersatztherapie mit Östrogen immer auch Progesteron verabreicht werden muss, anderfalls erhöht sich das Krebsrisiko!
Was sagt der TSH-Wert aus?
TSH steht für Thyreoid-stimulierendes Hormon und gibt Aufschluss über die Schilddrüsenfunktion.
- Eine Überfunktion der Schilddrüse kann zu Symptomen führen, die den Unpässlichkeiten in den Wechseljahren ähneln: Hitzewallungen, Schlafstörungen, auch Gewichtsverlust und Durchfall.
- Eine Unterfunktion der Schilddrüse dagegen sorgt für Lustlosigkeit, Depressionen und Verstopfung.
Der Referenzwert für TSH liegt zwischen 0,4 und 4 mIU/l (oder microIU/ml). Werte darunter sind zu niedrig, Werte darüber zu hoch.
Was sagt der SHBG-Wert aus?
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Das Sexual Hormone Binding Globuline ist ein Protein. Es dient dazu, Hormone im Körper zu transportieren. Die Leber ist der Hauptproduktionsort. Ist das SHBG hoch, werden auch mehr Sexualhormone (Östrogene, Testosteron) gebunden, und die sind dann nicht im Körper verfügbar.
Was sagen die Testosteron-Werte aus?
Testosteron ist ein Sexualhormon, das nicht nur beim Mann, sondern auch bei der Frau wirksam ist – wenn auch in anderer Menge.
Die Testosteron-Werte hängen mit den Östrogen-Werten zusammen und ergeben ein Gesamtbild: Sinkt der Östrogenspiegel, ist meist auch das Testosteron niedrig. Der Gesamtspiegel minus gebundene Hormone bildet die freie, biologisch aktive Menge der Testosterone (freies Testosteron - biologisch aktiv)
Was sagt der DHEAS-Wert aus?
DHEAS ist ein Zwischenprodukt zwischen Cholesterin, aus dem alle Sexual-Hormone gebildet werden, und den Endprodukten Östrogen und Testosteron. Ein zu niedriger DHEAS-Wert ist ein Hinweis auf einen Mangel an Sexual-Hormonen.
Gibt es Werte, die in jedem Fall eine Hormonersatztherapie bedingen?
Nein. Ginge es nur um bloße Werte, würden manche Frauen schon mit 25 Hormone nehmen. Es geht immer um ein Gesamtbild.
Gibt es bestimmte Werte, die bei einer Hormonersatztherapie angestrebt werden?
Nein, auch das ist individuell verschieden. In Internetforen wird gern der Begriff Hormone auffüllen verwendet. Laien meinen: Ist der Östrogenspiegel gesunken, reicht es, ein bisserl nachzuschenken, wie bei einem Glas Wein, um etwaige Beschwerden zum Verschwinden zu bringen.
Es ist auch ein Irrglaube, mit Hormonen könne man den Körper jugendlich erhalten. Das funktioniert leider nicht. Bei einer Hormonersatztherapie geht es darum, die klinischen Symptome mit einer möglichst niedrigen Dosierung zu behandeln, nicht darum sich zu verjüngen. Allein dies führt zu einer spürbaren Verbesserung des Lebensgefühls. Ein anderes Ziel mittels Hormonen anzustreben, kann gefährlich sein.
Wann ist eine Hormonersatztherapie nicht möglich oder nicht zu empfehlen?
Bei Krebs, insbesondere Eierstock- oder Brustkrebs oder generell bei hormonbildenden Tumoren.
Welche Hormone werden bei einer Hormonersatztherapie verschrieben?
Welche Hormone und in welcher Menge verabreicht werden, muss der Arzt/die Ärztin individuell entscheiden. Die wichtigsten sind
- Estriadiol (oder Östradiol) – als Gel, Tablette
- Progesteron – als Kapsel, Creme oder Vaginalzäpfchen
- DHEAS – als Kapsel
Unabhängig von einer Hormonersatztherapie wird oft Estriol (oder Östriol) verschrieben – als Salbe für die lokale Anwendung bei Scheidentrockenheit.
Heute werden durchgehend nur bioidente Hormone (also solche, die in der Zusammensetzung den körpereigenen Hormonen biologisch entsprechen) angewendet.
Die Pille sollte zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden nicht angewendet werden, weil sie unerwünschte Nebenwirkungen hat und zudem nicht geeignet ist!
Wie lange dauert eine Hormonersatztherapie?
Das ist von Frau zu Frau verschieden. Man sollte nach ein, zwei Jahren eine Pause machen und so feststellen, ob die Beschwerden ohne Hormonersatztherapie nach etwa 14 Tagen wieder auftreten. Ist das der Fall, kann die Therapie fortgesetzt werden. Allerdings sollte spätestens alle zwei Jahre wieder ein Hormonstatus gemacht und ärztlich kontrolliert werden.
Kann man bioidentische Hormone bis ins hohe Alter anwenden?
Theoretisch ja. Hormone sollten aber niemals unreflektiert über einen längeren Zeitraum (5 Jahre) genommen werden, und die Dosierung muss regelmäßig überprüft werden.
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