Die Wechseljahre geht mit tiefgreifenden hormonellen Veränderungen einher. Viele Frauen fragen sich, ob die Hormonspirale in dieser Zeit noch notwendig – oder sogar hilfreich ist. Im Internet findet sich dazu viel Widersprüchliches. In diesem Beitrag wollen wir daher
- die medizinischen Gründe für die Verwendung der Hormonspirale in den Wechseljahren,
- ihre Auswirkungen auf den natürlichen Wechsel sowie
- ihre Rolle in der Hormonersatztherapie (HRT) erklären.
Als Expertin stand uns dabei Dr. Bibiana Kalmar, Fachärztin für Gynäkologie und Frauenheilkunde und Leiterin des Frauenmedizinischen Zentrums in Wien, zur Seite.
Wann ist die Hormonspirale in den Wechseljahren sinnvoll?
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Die Hormonspirale (z.B. Mirena, Kyleena oder Jaydess) enthält das Hormon Levonorgestrel, ein Gestagen, das lokal in der Gebärmutter wirkt. Auch in den Wechseljahren gibt es medizinische Gründe für ihren Einsatz:
- Reduzierte oder ausbleibende Blutungen: Viele Frauen leiden unter starken oder unregelmäßigen Blutungen während der Wechseljahre. Die Hormonspirale verdünnt die Gebärmutterschleimhaut und kann so Blutungen deutlich reduzieren oder ganz verhindern.
- Behandlung von Endometriose und Adenomyose: Bei Frauen mit diesen Erkrankungen kann die Hormonspirale Schmerzen lindern und das Wachstum von Endometriose-Herden bremsen.
- Schutz vor Endometriumhyperplasie (hormonell bedingte Verdickung der Gebärmutterschleimhaut): Frauen, die eine Hormonersatztherapie (HRT) mit Östrogen einnehmen, benötigen auch ein Gestagen, um die Gebärmutterschleimhaut vor unkontrolliertem Wachstum zu schützen. Die Hormonspirale kann diese Schutzfunktion übernehmen.
Verzögert die Hormonspirale die Wechseljahre?
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Nein, die Hormonspirale verzögert die Wechseljahre nicht. Die Wechseljahre sind definiert als die Zeit, in der die Eierstöcke allmählich weniger Östrogen und Progesteron produzieren. Frauen kommen trotz Hormonspirale ganz normal in den Wechsel, bemerken es jedoch möglicherweise erst später, da sie aufgrund der Spirale keine oder nur geringe Blutungen haben. Da die Hormonspirale nur ein Gestagen abgibt und keinen Einfluss auf die Östrogenproduktion hat, beeinflusst sie den Zeitpunkt der Menopause nicht. Verknappt: Auch mit Hormonspirale kannst du Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen bekommen, da die Spirale den natürlichen Hormonrückgang nicht verhindert, sondern nur die Gebärmutter lokal beeinflusst.
Ersetzt eine Hormonspirale die Hormonersatztherapie?
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Eine Hormonersatztherapie (HRT) dient vor allem dazu, den sinkenden Östrogenspiegel in den Wechseljahren auszugleichen und damit Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Knochenschwund (Osteoporose) entgegenzuwirken. Die Hormonspirale hingegen enthält nur das Gestagen Levonorgestrel und ersetzt das fehlende Östrogen nicht.
Was unterscheidet die Hormonspirale von der Hormonersatztherapie?
- Hormonspirale: Enthält Levonorgestrel, ein synthetisches Gestagen, das fast ausschließlich lokal in der Gebärmutter wirkt. Es gelangt nur in geringen Mengen in den Blutkreislauf und beeinflusst kaum den gesamten Hormonhaushalt.
- Hormonersatztherapie: Enthält oft natürliches oder bioidentisches Progesteron, das systemisch wirkt und oft in Kombination mit Östrogen eingesetzt wird, um Wechsel-Beschwerden zu lindern.
Da die Hormonspirale nur lokal wirkt, kann sie systemischen Beschwerden der Wechseljahre wie Stimmungstiefs, Hitzewallungen oder Schlafstörungen nicht lindern.
Gibt es Wechselwirkungen zwischen der Hormonspirale und einer Hormonersatztherapie mit Östrogen?
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Frauen, die eine HRT mit Östrogen benötigen und noch eine Gebärmutter haben, müssen auch Gestagene einnehmen, um die Gebärmutterschleimhaut vor übermäßigem Wachstum zu schützen. In diesem Fall kann die Hormonspirale diese Funktion übernehmen, sodass keine zusätzlichen Gestagen-Tabletten notwendig sind. Dies wird als eine sinnvolle Kombination angesehen, da die lokale Gestagen-Abgabe das Risiko von Nebenwirkungen minimiert, die bei einer systemischen Einnahme von Gestagenen auftreten können (z. B. Brustspannen oder Stimmungsschwankungen).
Fazit
Die Hormonspirale kann auch in den Wechseljahren medizinische Vorteile bieten, insbesondere zur
- Blutungskontrolle,
- bei Endometriose oder
- als Schutz der Gebärmutterschleimhaut im Rahmen einer Hormonersatztherapie.
Sie verzögert jedoch nicht die Wechseljahre und ersetzt keine systemische Hormonersatztherapie, da sie nur lokal wirkt und kein Östrogen enthält. Allerdings sollte die Kombination von Hormonspirale und HRT individuell mit Ärztin/Arzt besprochen werden, da nicht jede Frau gleich darauf reagiert.
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