Schilddrüsenhormone spielen eine Schlüsselrolle in unserem Stoffwechsel. Wenn der Körper nicht genug davon produziert, sind bleierne Müdigkeit, Muskelschmerzen, Gewichtszunahme, depressive Verstimmungen, Nervosität, trockene Haut und dünner werdendes Haar die Folge – was ebenfalls häufige Symptome der Wechseljahre sind. Und: Je älter man wird, desto größter wird das Risiko einer Schilddrüsenunterfunktion, besonders in der Zeit der Wechseljahre.
Schilddrüsenerkrankungen begünstigen Wechsel-Beschwerden
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Wenn ihr euch also fragt: Sind meine Symptome auf den Wechsel zurückzuführen, auf etwas, das mit der Schilddrüse zusammenhängt oder auf BEIDES – dann seid ihr damit nicht allein. Nur eine Blutuntersuchung der Schilddrüsenhormone schützt vor Verwechslungsgefahr, warnt der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner:innen (BDN) aktuell. Diese Klarheit verschafft erhebliche gesundheitliche Vorteile: Denn liegt eine Unter- oder auch Überfunktion der Schilddrüse vor, dann gelten für Frauen in den Wechseljahren Besonderheiten in der Therapie. Hinzu komme, dass eine Schilddrüsenerkrankung klimakterische Beschwerden verstärken kann – im Zweifel sollten Betroffene daher neben dem/der Gynäkolog:in auch Schilddrüsenspezialist:innen konsultieren.
Rough Guide: Schilddrüse und Wechseljahre
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Die Schilddrüse ist eine endokrine Drüse und liegt an der Vorderseite des Halses unterhalb des Schildknorpels des Kehlkopfes, wodurch sich auch der Name erklärt. Wenn die Hirnanhangsdrüse ein Stockwerk weiter oben das schilddrüsenstimulierende Hormon (TSH) ausschüttet, veranlasst sie die Schilddrüse, zwei wichtige Hormone zu produzieren, die unseren Stoffwechsel (d. h. die Geschwindigkeit, mit der unser Körper arbeitet) beeinflussen: Tetrajodthyronin (T4) genannt, und Trijodthyronin (T3).
Zusammen beeinflussen diese Hormone unseren Herzschlag, unser Energieniveau und -empfinden, unser Verdauungssystem und unsere Körpertemperatur.
Was passiert, wenn nicht genügend Schilddrüsenhormone produziert werden?
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Dies wird als Hypothyreose oder Schilddrüsenunterfunktion bezeichnet, häufige Ursachen dafür sind:
- Autoimmunerkrankungen (z. B. Hashimoto)
- Erbliche Erkrankungen (z. B. chronische lymphozytäre Thyreoiditis)
- Jodmangel/-überschuss oder Therapie mit radioaktivem Jod in der Schilddrüse
- Chirurgische Eingriffe an der Schilddrüse
- Einige Medikamente (z. B. Amiodaron, Phenytoin, Carbamazepin)
- Weitere Ursachen können Hypophysen-Tumore, eine Strahlentherapie des Gehirns oder das Sheehan-Syndrom nach einer Geburt sein.
Die Wechseljahre und die Schilddrüsenunterfunktion
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Die gängigste Behandlung ist eine täglich einzunehmende Hormontablette, die das Hormon Thyroxin ersetzt, das die Schilddrüse nicht mehr in ausreichender Menge produziert. Deren Dosierung sollte aber bei Patientinnen in den Wechseljahren, insbesondere wenn Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen, zunächst niedrig sein, so BDN-Experte Dr. med. Matthias Schmidt, Nuklearmediziner an der Universität Köln. Anders verhält es sich, wenn die Frauen eine Hormonersatztherapie machen. Dann muss die Dosierung eventuell höher angesetzt werden, denn Östrogene beeinflussen auch den Schilddrüsenhormonstoffwechsel.
Was passiert, wenn zu viel Schilddrüsenhormon produziert wird?
Dies wird als Hyperthyreose oder Schilddrüsenüberfunktion bezeichnet. Die häufigste Ursache ist Morbus Basedow, aber auch andere Faktoren können dazu beitragen:
- Entzündungen aufgrund von Virusinfektionen, bestimmten Medikamenten oder Schwangerschaft
- Einnahme von zu viel Schilddrüsenhormonen
- In seltenen Fällen: nicht krebsartige Wucherungen an der Schilddrüse oder der Hypophyse, Verzehr von zu viel jodhaltigen Lebensmitteln
Die Wechseljahre und die Schilddrüsenüberfunktion
Die Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion hängt von der Ursache ab und kann etwa radioaktives Jod, schilddrüsenhemmende Medikamente oder die operative Entfernung von krankhaften Gewebeveränderungen umfassen. Dabei gilt für Frauen in den Wechseljahren laut BDN: Eine Behandlung ist unbedingt empfehlenswert, weil Überfunktionen das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle und Alzheimer in der zweiten Lebenshälfte weiter erhöhen. Darüber hinaus fördern Überfunktionen nach der Menopause die Entstehung von Osteoporose, die ohnehin durch die Wechseljahre schon begünstigt wird, erklärt Schmidt: Es lohnt sich daher wirklich, den Rat einer/s Nuklearmediziner:in einzuholen.
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