Nach der Party ist vor der Party: Ach, das waren noch Zeiten in denen (übermäßiger) Alkoholgenuss – wenn überhaupt – nur zu körperlichen Verstimmungen am Tag danach führte. Gegen Kopf- und Magenschmerzen gibt es etliche Haus- und Schmerzmittelchen, die für rasche Abhilfe sorgen. Aber was, wenn sich der Kater auf die Psyche schlägt?
Der Begriff Hangxiety stammt aus dem Englischen und setzt sich aus Wörtern Hangover (Alkoholintoxikation, Kater) und Anxiety" (innere Unruhe, Angstzustand) zusammen. Depressive Verstimmungen, Stimmungsschwankungen, Panikattacken, Weltschmerz, Überforderung und Angstgefühle sind Beschwerden beim Ausnüchtern gegen die man nicht so leicht ankommt wie gegen einen Brummschädel. Dazu gesellen sich häufig Schamgefühle, frei nach dem Motto: Was habe ich unter Alkoholeinfluss bloß alles getan oder gesagt? All diese unangenehmen Gefühle, die Hangxiety -Betroffene plagen, sind zumeist künstlich hervorgerufen – sprich sie betreffen auch psychisch stabile Personen.
Hangxiety im Alter: Rasende Gedanken, schlaflose Stunden
%CONTENT-AD%
Eines ist aber gewiss: je älter man wird, desto häufiger gesellen sich auch mentale Probleme zu den Auswirkungen eines Katers, der sich bereits nach geringen Mengen Alkohol einstellen kann.
- Mittlerweile ist es wissenschaftlich gut dokumentiert, dass die meisten von uns mit in der Lebensmitte die Fähigkeit verlieren, Alkohol effektiv zu verstoffwechseln. Das liegt unter anderem daran, dass mit der Zeit Antioxidantien abgebaut werden, die für die Entgiftungsarbeit der Leber wichtig sind.
- Mit zunehmendem Alter besitzen wir außerdem weniger Muskelmasse, was dazu führt, dass insgesamt weniger Wasser im Körper vorhanden ist, um die Auswirkungen des Alkohols zu verdünnen.
- Auch GABA (Gamma-Aminobuttersäure), ein Neurotransmitter, der für seine beruhigende, enthemmende Wirkung bekannt ist, dürfte eine große Rolle bei Hangxiety spielen. Leider sinkt der GABA-Spiegel sowohl bei intensivem Alkoholkonsum als auch mit zunehmendem Alter – wir verbrauchen unsere GABA-Reserven schneller, was zu einer Zunahme von Angst, Anspannung und Panikgefühlen führt.
Das Gehirn versucht nun, das Gleichgewicht wiederherzustellen, indem es das GABA in einen anderen Neurotransmitter umwandelt: Glutamat. Und dieses lässt uns nach einer durchzechten Nacht frühmorgens nicht nur mit rasenden Gedanken und klopfendem Herzen aufwachen, es hindert uns auch daran wieder einzuschlafen. Und Schlafmangel ist ein Turbo-Booster für die Hangxiety.
Fazit? Alkohol, der sogenannte flüssige Mut, ist eine Droge, und zwar keine sehr gute, denn er kehrt seine eigene Wirkung um – und zwar in zunehmendem Maße.
Angst und Alkohol: Frauen in den Wechseljahren leiden intensiver
%MEDIUM-RECTANGLES%
Und jetzt die richtig schlechten Nachrichten: Frauen, vor allem solche in der Lebensmitte, sind besonders oft bzw. intensiv von Hangxiety betroffen. Warum? Bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter spielt auch der Zeitpunkt des Zyklus eine Rolle, wie gut sie einen Kater verkraften – sie können Alkohol vor dem Eisprung, wenn die Hormone in Wallung sind, besser vertragen als in der Lutealphase (wenn die Blutung und damit das PMS näher rückt), da sich der sinkende Progesteronspiegel gegen Ende des Zyklus auf die Schlafqualität und Stimmung auswirkt.
%EVENT%
Dieser Effekt scheint sich in den Wechseljahren noch zu verstärken – es ist also naheliegend, dass Frauen in der Perimenopause besonders anfällig für eine angstvolle Katerstimmung sind. Und dass mentale Probleme wie depressive Verstimmungen, Angstzustände und Gereiztheit ganz generell zu den Symptomen der Wechseljahre gehören, ist wissenschaftlich verbrieft – ein Rausch macht's nur noch schlimmer. Hinzukommt, dass ein ausgewachsener Kater im Alter immer länger dauert: Statt einem Tag der Selbstzerfleischung leiden manche Frauen oft bis zu einer Woche daran. Ihr Stimmungstief kann noch andauern, während die körperlichen Symptome bereits abgeklungen sind.
Tipps gegen Hangxiety? Besser nicht allein im Bett bleiben
%QUESTION%
Wer jetzt auf ein Allheilmittel gegen Hangxiety wartet, den müssen wir leider enttäuschen. Den gängigen Anti-Kater-Tipps (gut essen, viel Wasser trinken, ausschlafen) zeigen keine Wirkung im Kampf gegen die psychischen Symptome. Wer an also häufig mit einem psychischen Hangover zu kämpfen hat, sollte Alkohol reduzieren oder ganz verzichten. Bewegung ebenso wie soziale Kontakte können bei depressiven Störungen hilfreich sein, im akuten Fall von Hangxiety kann ein Spaziergang mit der besten Freundin der Stimmung vielleicht wieder auf die Sprünge helfen – sicherlich besser als allein im Bett Panik zu schieben. Auch tiefes Atmen, Meditation und Yoga können dabei helfen, die alkoholbedingten Angstsymptome zu verringern.
Weiterlesen: Alkohol in den Wechseljahren: Die Party ist (noch nicht) vorbei!
Weiterlesen: Histamin-Intoleranz: Wird sie in den Wechseljahren schlimmer?
Weiterlesen: Nahrung für's Gehirn: 5 Top-Lebensmittel gegen Brainfog
Schreib einen Kommentar ( 0 )