Ein Haar wächst etwa drei bis sechs Jahre lang. Dann stirbt es ab und fällt aus. Das ist ganz normal. Zwischen 50 und 100 Haare verlieren wir jeden Tag. Bei 100.000 bis 150.000 Haaren, die jeder Mensch auf dem Kopf hat, fallen die paar auch nicht auf. Und im Normalfall wachsen sie auch wieder nach.
Allerdings haben viele Männer mit Haarverlust zu kämpfen. Einem Beitrag des Fachjournals Expert Reviews in Molecular Medicine zufolge leiden bereits 30 Prozent der 30-jährigen Männer unter Haarausfall. Unter den 50-Jährigen betrifft das Problem bereits die Hälfte. Und bei den 70-jährigen hat nur mehr jeder fünfte Mann volles Haupthaar.
Welche Formen des Haarausfalles gibt es?
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Haarausfall kann mehrere Gründe haben:
- Diffuser Haarausfall. Dabei dünnen die Haare insgesamt aus, das Haar wird schütter. Mit der Zeit kann auch das Haar am ganzen Kopf ausfallen. Dieser Haarausfall tritt übrigens auch öfter bei Frauen auf. Die Ursachen dafür sind vielfältig, etwa
– Hormonschwankungen,
– Schilddrüsenerkrankungen,
– Kopfhauterkrankungen oder
– Stress. - Kreisrunder Haarausfall als Folge einer Autoimmunerkrankung. Auf dem Kopf bilden sich münzgroße kahle Stellen. Durch einen Defekt im Immunsystem greifen die körpereigenen Immunzellen die Haarwurzeln an und verursachen den Haarausfall.
- Androgenetischer Haarausfall. Die Form wird meist schon in jungen Jahren durch Geheimratsecken angekündigt. Im weiteren Verlauf lichtet sich das Haar in der Scheitelregion. Diese Form des Haarausfalles ist eine erbliche Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen das Testosteron-Stoffwechsel-Abbauprodukt Dihydrotestosteron (DHT).
Die Auswirkung von Testosteron auf das Haar
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Testosteron spielt eine wichtige Rolle beim Haarwachstum. Es beeinflusst, wie schnell das Haar wächst, wie dick oder widerstandsfähig es ist. Besteht eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit gegenüber DHT, vererbt sich die Veranlagung zur Glatze vom Vater auf den Sohn.
DHT behindert zunächst die Energie- und Blutzufuhr zu den Haarwurzeln. Das führt dazu, dass mit der Zeit die Produktion neuer Haarzellen vollständig eingestellt wird. Somit wachsen keine neuen Haare nach, die bestehenden fallen vermehrt aus. Beim androgenetischen Haarausfall gehen die Haare also verloren und wachsen auch nicht mehr nach.
Muss Haarausfall medizinisch abgeklärt werden?
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Aus medizinischer Sicht muss Haarausfall nur selten behandelt werden, da er keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen hervorruft. Aber es sollte abgeklärt werden, ob der Haarverlust durch eine Krankheit ausgelöst wurde. Ein Arztbesuch ist also nicht verkehrt. Auch weil viele Männer psychisch unter dem Verlust des Haupthaares leiden.
Und ob sich ein Mann bereits in der Andropause befindet, kann auch nur mit einer Blutuntersuchung festgestellt werden.
Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Es gibt zahlreiche Produkte, die versprechen, den Haarausfall aufzuhalten. Rosmarin- oder Koffein-Shampoos beispielsweise. Tatsache ist, dass Rosmarin und Koffein die Durchblutung der Kopfhaut fördern und damit die Haarfollikel anregen. Aber gegen das haarvernichtende DHT können die Shampoos leider nur wenig bewirken.
Mehr Erfolg verspricht eine Eigenbluttherapie. Die Blutplättchen in unserem Blutplasma enthalten Wachstumsfaktoren, die die Regeneration der Haarwurzel anregen. Bei der Eigenbluttherapie wird das Blut direkt in die Kopfhaut injiziert und entfaltet seine anregende Wirkung.
Etwas aufwändiger ist eine Haartransplantation. Dabei werden einzelne Haare in die lichten Stellen am Kopf verpflanzt. Die frisch transplantierten Haare fallen zwar gleich wieder aus, aber aus der Haarwurzel wächst bald darauf wieder ein neues Haar. Eine Haartransplantation ist allerdings relativ teuer und benötigt mehrere Termine.
Medikamente gegen Haarausfall
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Finasterid ist eigentlich ein Wirkstoff, der gegen die gutartige Prostatavergrößerung eingesetzt wird. Auch dabei spielt DHT eine wichtige Rolle. Finasterid unterdrückt die Bildung von DHT und bekämpft somit nicht nur das Problem unten, sondern wirkt sich auch positiv auf die Haarwurzeln oben aus. Allerdings ist Finasterid rezeptpflichtig, da der Wirkstoff in den Hormonhaushalt eingreift.
Ein anderer Wirkstoff ist Minoxil der eigentlich für die Behandlung von Bluthochdruck entwickelt wurde. Allerdings wurde bei den behandelten Patient:innen auch ein kräftigerer Haarwuchs beobachtet, dass der Wirkstoff auch gegen Haarausfall zugelassen wurde. Aufgrund der äußerlichen Anwendung auf der Kopfhaut besteht keine Rezeptpflicht.
Für beide Wundermittel gilt aber: Sobald die Mittel abgesetzt werden, setzt der Haarausfall wieder ein.
Was können wir für unsere (noch vorhandene) Haarpracht tun?
Auch die Ernährung kann sich auf die Haare auswirken. Der Körper braucht Vitamine, Vitalstoffe, Mineralstoffe und wichtige Fettsäuren, damit er richtig funktionieren kann. Folgende Vitalstoffe sind wichtig für unsere Haare:
- B-Vitamine: Sie sind wichtig für den Aufbau der Haare und vor allem in Vollkornprodukten, Nüssen, Kleien und Hülsenfrüchten vorhanden.
- Vitamin C: Fehlt das Vitamin kann es zu Strukturschäden an den Haarschäften und schließlich zum Haarausfall kommen. Frisches Obst und Gemüse gehört daher auf den Speiseplan.
- Vitamin A ist heikel. Es pflegt die Haarfollikel, aber ein zu wenig davon führt zu Haarwachstumsstörungen. Eine Überdosierung kann ebenfalls zu Haarausfall führen. Lass gegebenenfalls deinen Vitamin-A-Spiegel im Blut überprüfen.
- Vegetarier neigen eher zu Haarausfall, weil ihnen das Eisen aus dem Fleisch fehlt. Lass bei dem Bluttest auch deine Eisenwerte prüfen.
- Durch Zink-Mangel wird nicht nur die Kopfhaut trocken, auch Haarausfall kann die Folge sein.
Und für alle, deren Haarpracht schon weg ist, ein kleiner Trost zum Schluss: Studien aus den USA haben ergeben, dass Frauen Männer mit Glatze eher sexy und attraktiv finden als Männer mit vollem Haupthaar. Warum das so ist? Angeblich bewundern sie den Mut eines Mannes, der selbstbewusst zu seinem kahlen Kopf steht.
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