Das Wort Gynäkomastie stammt aus dem Griechischen und ist zusammengesetzt aus gyn? für Frau und mastos für Brust. Dabei handelt es sich um eine gutartige Vergrößerung des Brustdrüsenkörpers beim Mann. Gynäkomastie ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom für eine hormonelle Störung.
Der normale Testosteronspiegel bei Männern zwischen 30 und 60 Jahren liegt etwa bei drei bis sechs Nanogramm pro Milliliter Blut (ng/ml). Der normale Östrogenspiegel bei 20 bis 40 Picogramm (pg/ml). Ein Nanogramm entspricht 1.000 Picogramm. Im Körper eines Mannes ist also deutlich mehr Testosteron als Östrogen vorhanden. Durch verschiedene Einflüsse schwanken diese Werte allerdings, und gerade das Brustdrüsengewebe reagiert sehr sensibel auf diese Schwankungen. Eine Störung des Gleichgewichts der Hormone kann das Brustwachstum begünstigen.
Welche Arten der Gynäkomastie gibt es?
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Eine Vergrößerung der männlichen Brust kann in jedem Lebensalter auftreten, sagt Hormonexperte Dr. Alexander Just. In gewissen Lebensabschnitten ist das auch mehr oder weniger normal.
- So haben mehr als 60 Prozent der Neugeborenen eine ausgeprägte Brust – sie wird durch die weiblichen Hormone der Mutter ausgelöst, die über die Plazenta auf das Neugeborene übertragen wurden.
- In der Pubertät wächst zwischen 50 und 70 Prozent der Burschen eine Brust. Dies dürfte an dem zu dieser Zeit eintretenden Wachstumsschub und erhöhten Östrogenen liegen. Im Normalfall verschwindet die Vergrößerung nach ein paar Wochen wieder, sagt Just.
- Im Alter schließlich lässt die Elastizität der Haut nach und das Fettgewebe nimmt zu. Dann spricht man von einer Altersgynäkomastie.
Wichtig ist, die echte Gynäkomastie von der Pseudogynäkomastie abzugrenzen, sagt Just. Letztere wird auch Lipomastie genannt, weil sich dabei nicht das Drüsengewebe vermehrt, sondern einfach Fett in der Brust eingelagert wird. Sie tritt vor allem bei Übergewicht und Fettsucht auf. Viele dicke Männer haben eine Pseudogynäkomastie. Das sind ungefähr die Hälfte aller Fälle. Nur etwa 15 bis 17 Prozent haben eine echte Gynäkomastie, der eine Störung im Hormonhaushalt zugrunde liegt.
Wie entsteht Gynäkomastie?
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Eine Gynäkomastie kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. In unserem Trinkwasser sind beispielsweise verschiedene Xenoöstrogene (synthetisch hergestellte chemische Verbindungen mit östrogenartiger Wirkung) enthalten, die in den Kläranlagen nicht herausgefiltert werden können, sagt Just. Auch Weichmacher, die wir über kontaminierte Nahrungsmittel oder über die Haut aufnehmen, oder in manche Haarpflegeprodukte enthalte synthetische Stoffe, wirken ähnlich wie weibliche Hormone. Für Parkscheine oder Eintrittskarten wird Thermopapier verwendet, in dem ähnliche Stoffe drinstecken. All diese Umwelteinflüsse können dazu führen, dass wir Östrogene aufnehmen.
Dass Männern aufgrund der in den Hopfenblüten enthaltenen Phytoöstrogene (Pflanzenstoffe mit östrogenähnlicher Struktur), also durch Biertrinken, Brüste wachsen, konnte allerdings noch nicht medizinisch nachgewiesen werden. Dafür verantwortlich sind wohl eher die Kohlenhydrate und die Nahrungsenergie, die mit dem Bierkonsum eingenommen werden. Und daraus resultiert eine Zunahme des Körperfetts, was zum typischen Biertrinkerformat führt.
Auch chronische Krankheiten können zu einer Gynäkomastie führen. Denn die Leber ist für den Abbau der Hormone – besonders Östrogen – verantwortlich. Wenn sie nicht mehr richtig funktioniert, etwa durch eine Leberzirrhose, bleibt ein Überschuss der Östrogene im Körper zurück. Die Nieren haben eine ähnliche Aufgabe. Wenn ihre Filterfunktion gestört ist, wirkt sich das ebenfalls auf den Hormonhaushalt aus.
Wo findest du ärztliche Hilfe?
Der Hausarzt/die Hausärztin wird den Patienten an einen Spezialisten weiterleiten. Ein:e Hormonspezialist:in (Endokrinolog:in), ein:e Androlog:in oder auch ein:e Stoffwechselexpert:in ist bei Gynäkomastie die richtige Adresse.
In einem einleitenden Gespräch werden mögliche Ursachen abgeklärt. Dann folgt eine körperliche Untersuchung. Anhand der Größe und Form der Brust kann der Arzt/dieÄrztin das Wachstum der Brust in sogenannte Tanner-Stadien einteilen.
- Stadium B1: Ein Brustdrüsenkörper ist nicht tastbar.
- Stadium B2: Der Warzenhof ist vergrößert, die Brustdrüsen vorgewölbt.
- Stadium B3: Der Brustdrüsenkörper ist größer als der Warzenhof.
- Stadium B4 Ein ausgeprägter Brustdrüsenkörper ist vorhanden.
- Stadium B5: Die Brust ähnelt einer weiblichen Brust.
Mit dem Abtasten der Brust kann auch festgestellt werden, ob es sich um eine echte Gynäkomastie oder um eine Pseudogynäkomastie handelt – also um vermehrtes Drüsen- oder einfaches Fettgewebe. Zusätzlich wird die Brust mit einem Ultraschallgerät untersucht. Ein Bluttest gibt dann noch Aufschluss über den Hormonstatus.
In seltenen Fällen kann auch eine Chromosomenstörung Ursache sein. Dann etwa, wenn das (weibliche) X-Chromosom doppelt vorhanden ist (Klinefelter-Syndrom). Dann bilden sich Brust, Becken und Po weiblich aus, gleichzeitig besitzt der Patient aber auch männliche Geschlechtsmerkmale.
Wie wird eine Gynäkomastie behandelt?
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Aus gesundheitlicher Sicht ist bei einer echten Gynäkomastie kein operativer Eingriff nötig. Bei Androgen-Mangel können substituierende Hormone zugeführt werden, sagt Just. Bevor diese eingesetzt werden, wird zunächst aber zu einer Ernährungsumstellung oder einem gezielten Trainingsprogramm geraten. Schlagen diese Behandlungsmethoden nicht an, kann eine Bestrahlung durchgeführt werden. Ist die psychische Belastung groß, kann die Männerbrust auch chirurgisch entfernt werden.
Wie lässt Gynäkomastie vorbeugen?
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Ausdauer- und Krafttraining helfen überschüssiges Körperfett zu reduzieren. Dazu gezieltes Brustmuskeltraining, etwa Liegestütze, wobei die Beine auch mal etwa auf einen Sessel abgestützt werden, um die Brustmuskulatur in verschiedenen Winkeln zu fordern.
Auch fliegende Bewegungen mit Kurzhanteln stärken die Brustmuskeln. Besonders wirksam ist der Kabelzug im Fitnesscenter – hier wird eine maximale Kontraktion der Brustmuskeln erreicht.
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