Die Evolutionsbiologie hat es nicht so mit dem Gendern. Was die Familienplanung betrifft, haben Frauen einen entscheidenden Nachteil. Mit den Wechseljahren der Frau leitet die Natur einen Stopp ein, während Männer ihr Erbgut weitergeben können, bis sie umfallen. Ihre Samenzellen werden gebildet bis kurz vor dem Grab. Evolutionstechnisch gesehen geht es um die Durchmischung des genetischen Pools, um die Erhaltung der Art. Diese geschlechtsspezifische Ungerechtigkeit kümmert das Universum nicht.
Doch auch die Männer lassen nach. Die Qualität der Spermien heute ist nicht mehr vergleichbar mit jener vor zwanzig oder dreißig Jahren; sie ist drastisch gesunken. Im Ejakulat befinden sich im Schnitt nur mehr zwischen zwanzig und siebzig Millionen Samenzellen pro Milliliter. Geschuldet ist dies äußeren und inneren Einflüssen: Umwelt und Lifestyle schaden den Samenzellen, sie werden weniger.
Späte Familienplanung
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Ungeachtet dessen werden die Menschen älter, und die Familienplanung verschiebt sich nach hinten. Frauen mit dreißig haben den Traummann vielleicht noch nicht gefunden oder wollen erst Karriere machen. Doch je später sie sich den Kinderwunsch erfüllen wollen, desto schwieriger wird es.
Für den Mann stellt sich das Problem nicht in dem Ausmaß. Doch ab vierzig lässt die Fortpflanzungsfähigkeit nach, ab fünfzig geht die Beweglichkeit der Spermien zurück. Das macht es für die Samenzellen auch schwieriger, eine passende Eizelle zu finden.
Erhöhtes Risiko für Komplikationen
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Gelingt es dann doch, kann das komplexe Folgen haben. Genetisch bedingte Störungen oder Krankheiten treten bei Kindern später Väter häufiger auf. Schizophrenie und Autismus zum Beispiel. Oder Neurofibromatosen, eine Erbkrankheit, die Nerventumore auslösen kann. Das Marfan-Syndrom, eine Störung im Bindegewebe, die sich auf die Organe schlägt. Das Apert-Syndrom, mit körperlichen Fehlbildungen.
Und: Das Alter des zeugungswilligen Mannes hat auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Mutter. Eine Studie der Stanford-Universität zeigte: Kinder, deren Väter älter als fünfunddreißig waren, leiden vermehrt unter den Folgen einer Risiko- oder Frühgeburt. Auch steigt für werdende Mütter die Wahrscheinlichkeit an einer Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken.
Das Risiko, dass es zu Komplikationen kommt, liegt bei immerhin 14 Prozent. Allerdings gibt es auch Argumente, die für eine spätere Vaterschaft sprechen: soziale Gründe, eine abgesicherte berufliche und finanzielle Basis und auch die bewusste Lebensentscheidung für das Kind.
Ein Spermiogramm gibt Aufschluss
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Ein Spermiogramm misst, wie viele Spermien im Ejakulat sind. Es ist daher nur eine Momentaufnahme. Alle siebzig Tage wird der Spermienpool erneuert, das Ejakulat regeneriert sich. Urologen haben einen jungen Mann hundertzwanzig Tage lang beobachtet und erkannt, dass die Qualitätskurve der Spermien stark fluktuiert.
Laboruntersuchungen älterer Männer zeigen: Ihr Spermiogramm ist oft schlecht. Die Werte liegen oft unter den von der WHO angegebenen Normwerten. Ein Mann gilt demnach als fruchtbar, wenn das Ejakulat mindestens 15 Millionen Spermien pro Milliliter besitzt und
- 58 Prozent der Spermien vital (lebendig) sind,
- das Ejakulatvolumen mindestens 1,5 Milliliter und
- die Spermiengesamtzahl mindestens 39 Millionen beträgt und
- der pH-Wert zwischen sieben und acht liegt.
Ärzte raten zu zwei Spermiogrammen in vier Wochen, erst das gebe Aufschluss zum realen Status quo. Diese Untersuchung kann man im Labor, beim Urologen oder im Kinderwunschzentrum machen.
Wenn der Vater mit dem Opa verwechselt wird
Unklar sind die psychischen Auswirkungen auf das Kind. Ältere Väter haben zwar den Vorteil an Lebenserfahrung und können vielleicht mit der Balance zwischen Familie und Job besser umgehen, allerdings kann es im Schulalter zu sozialem Druck kommen, wenn der Vater auch als Opa durchgeht. Kinder sind da gnadenlos.
Doch Paare finden auch in extremen Konstellationen zueinander, manchmal mit einem Altersunterschied von bis zu fünfzig Jahren. Meist sind die Männer deutlich älter, in seltenen Fällen die Frauen.
So lässt sich die Spermienqualität verbessern
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Stress vermeiden: Das hormonelle Gleichgewicht kommt durch andauernden Stress durcheinander. Das erhöht die Bildung von Prolaktin. Das hemmt die Spermienproduktion.
Bio-Ernährung: Pestizide, die in der normalen Landwirtschaft Verwendung finden, haben eine fruchtbarkeitsschädigende Auswirkung.
Alkohol: Regelmäßiger Alkoholkonsum wirkt sich negativ auf die Bildung von Testosteron aus und stört die Spermienreifung.
Nicht rauchen: Raucher haben weniger Spermien im Ejakulat. Und diese sind zudem noch bis zu einem Fünftel weniger beweglich, als bei Nichtrauchern.
Mehr Bewegung: Moderates Training verbessert die Spermienqualität. Also Laufen, Schwimmen oder Spazierengehen. Zu intensives Training kann allerdings das Gegenteil bewirken.
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