Wir kennen und fürchten die Bilder: Hollywood-Ikonen jenseits der 50 mit zurückgezurrten Zügen, aufgepolsterten Wangen, schmalen Augen und einem puppenhaften Gesichtsausdruck – von Bösartigen Pillow Face genannt. Wann dieser Look entsteht und wie man ihn vermeidet, erklärt Dr. Sabine Apfolterer, Fachärztin für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie. Ihre Botschaft: Wer nach einer Beauty-Behandlung verjüngt, aber möglichst natürlich aussehen möchte, sollte wissen, was wie und wann typgerecht zu mehr Zufriedenheit verhilft.
Vorher informieren und hinterfragen!
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In Sachen Schönheit gilt, wie überall im Gesundheitsbereich: Ohne profunde Informationen werden wir falsch entscheiden oder uns sogar Behandlungen einreden lassen, die enttäuschen. Und auch vor falschen Vorbildern sei gewarnt: Seit Pamela Anderson sich ohne Make-up am roten Teppich zeigte, sind Frauen auf der ganzen Welt davon verzückt. So pralle Haut, so definierte Konturen mit 56 –ein Wunder. Ist es meistens nicht, stellt Dr. Apfolterer klar: Auch wenn es trendig ist, sich ohne Make-up zu zeigen, darf man nicht vergessen, dass das Darunter selten ohne Eingriff so strahlend aussieht. Da kann von Botox über chemische Peelings bis zum Facelift viel gemacht worden sein. Beautystandards sollte man immer hinterfragen – egal in welcher Richtung.
Bleiben wir realistisch!
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Wer sich entschließt, eine oft kostspielige und manchmal auch zeitaufwändige Behandlung durchführen zu lassen, sollte daher hinterfragen, ob die eigenen Vorstellungen überhaupt realistisch sind. Denn unsere Haut verändert sich mit der Zeit, ebenso wie die Angebotspalette an Behandlungen. Dr. Apfolterer: Ich bin überzeugt davon, dass ästhetischer Medizin oder auch eine Beauty-OP dazu beitragen kann, dass sich ein Mensch wohler in seiner Haut fühlt. Daran ist nicht Schlimmes, und ich bin oft schockiert, dass man Frauen dann Gefallsucht oder Jugendkult unterstellt, meist mit einer gewissen Häme. Umgekehrt ist es ebenso völlig okay, wenn jemand darauf gänzlich verzichten mag. Sich gegenseitig zu schmälern oder auszulachen, hilft niemanden.
Nicht alle ist immer möglich
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Das Ziel sei nicht, schöne Menschen nach Maß zu schaffen, sondern Menschen zu helfen, ihre Attraktivität zu unterstreichen. Dr. Apfolterers Rat: Informieren Sie sich gut, sprechen Sie mit Gleichgesinnten, tauschen Sie sich offen aus, auch wenn man dazu etwas Mut braucht – und lassen Sie sich nichts einreden. Sie wollen Veränderung, sie haben Veränderung verdient. Nur Sie allein entscheiden, wie sie sich wohl in ihrer Haut fühlen.
Wir haben Dr. Apfolterer zu den häufigsten Behandlungen befragt. Dazu zählen Filler, weiters das Faden- und das Facelift. Außerdem wollte wir wissen, wann solche Behandlungen sinnvoll sind und was es mit dem Window of Opportunity der drei großen F auf sich hat.
Was bringen Hyaluronsäure Filler?
Dr. Apfolterer: In der ästhetischen Medizin wird Hyaluronsäure zur Faltenbehandlung sowie zur Vorbeugung von Falten eingesetzt, indem es direkt unter die Falten injiziert wird. Die Haut bekommt neues Volumen und wird glatter. Hyaluronsäure ist als Stützgewebesubstanz natürlich im Organismus vorhanden, dem Körper also bekannt und wird von diesem als hauteigene Substanz angesehen. Das hat allerdings zur Folge, dass Hyaluronsäure nach einer gewissen Zeit auch wieder resorbiert wird, das heißt: Es muss nachgespritzt werden. Und da gilt es nicht zu übertreiben, sonst droht der ungeliebte Pillow Face-Look: Die Überfüllung des Gesichts, womöglich an den falschen Stellen, führt zu einem unnatürlichen Aussehen und schädigt die Elastizität. Zu viel Filler lässt eine Frau also nicht nur bizarr, sondern auch älter aussehen.
Bereits ab dem 25. Lebensjahr nimmt die Hyaluronsäure im Körper natürlicherweise ab. Aufgrund der verminderten körpereigenen Hyaluronproduktion geht der Feuchtigkeitsgehalt der Haut zurück, und die Haut verliert an Glanz, Straffheit und Volumen. Ab dem 60. Lebensjahr verfügen wir nur mehr über etwa 10 % des anfänglichen Hyaluronsäuregehalts der Haut. Deswegen ist es wichtig, dem Körper schon bald immer ein wenig dieser kostbaren Substanz zurückzugeben, idealerweise ab dem 35 Lebensjahr.
Es muss uns aber bewusst sein, dass Filler keine hängende Haut und kein Unterhautgewebe im unteren Gesicht anheben können. Denn mit der Zeit wird unser Gewebe schwerer und sackt ab. Bei starker Erschlaffung ist es also sinnvoller, auf Filler zu verzichten bzw. diesen mit Liftingmethoden zu ergänzen.
Ein erfahrener Beauty-Doc kennt sich mit den vielen unterschiedlichen Dermalfillern aus und ist in der Lage, das für die individuellen Bedürfnisse am besten geeignete Produkt auszuwählen. Einige enthalten feuchtigkeitsspendende Hyaluronsäure, andere verwenden Substanzen, die die Kollagenproduktion anregen.
Können Filler gemeinsam mit Botox eingesetzt werden?
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Dr. Apfolterer: Ja! Botox ist weitaus besser ist als sein Ruf. Botulinumtoxin wird etwa auch gegen Hyperhidrose (übermäßiges Schwitzen), bei Blasenüberaktivität und chronischen Kopfschmerzen eingesetzt. Nun ist nicht jede Falte störend, eine gewisse Leichtigkeit gegenüber dem Altern ist empfehlenswert. Und er Einsatz hängt von vielen Faktoren ab: Der speziellen Gesichtssituation, Falten und Hautüberschuss, Gewebeelastizitiät, Gesichtsform, Gesichtsvolumen und Muskelstärke. Botox ist immer nur so gut, wie der/die Behandler:in. In falschen Regionen oder in der falschen Dosierung eingesetzt, kann es ein Gesicht auch unattraktiver machen. Der Stirnmuskel zum Beispiel ist der einzige Muskel ist, der die Augenbrauen nach oben zieht und so die Augen frisch aussehen lässt. In dieser Region ist also besondere Vorsicht angesagt.
Was bringt ein Fadenlifting?
Dr. Apfolterer: Das Fadenlifting ist eine minimal-invasive Methode zur Hautstraffung ohne OP. Bei diesem Verfahren werden PDO-Fäden (PDO oder Polydioxanon ist ein biologisch abbaubares Material, das regelmäßig bei chirurgischen Eingriffen verwendet wird) mit Widerhäkchen eingesetzt, die im Unterhautfettgewebe für einen Lifting-Effekt sorgen und zusätzlich die Kollagenproduktion anregen. Fadenlifting kann bei einem nicht allzu fortgeschrittenen Absinken des Mittelgesichts einen hebenden Effekt haben. Hamsterbäckchen, eine schwammige Kinnlinie, schlaffe Gesichtskonturen bzw. Marionettenfalten um den Mund – dank Fadenlifting lassen sich diese Altersanzeichen sanft verbessern. Und das ganz ohne OP, ohne Narben und mit minimaler Ausfallzeit.
Zusätzlich werden oft Filler eingesetzt. Aber Vorsicht: Je nach Indikation wird das Ergebnis mehr oder weniger begeistern. Zu schwer, elastisch und weich darf das Gewebe nicht sein, dieser Eingriff ist daher meist eher zwischen 40 und 50 sinnvoll. Ein großer Hautüberschuss lässt sich mit einem Fadenlifting nicht korrigieren.
Erwähnenswert ist auch der Silhouette Soft-Lift, der gute Resultate über den Lifting-Effekt hinaus erzielt: Die Fäden bestehen aus Poly-Milchsäure – ein Stoff, der seit Jahren in anderen medizinischen Fachrichtungen, z.B. in der Kardiologie, Anwendung findet. Ähnlich wie bei den PDO-Fäden werden sie als Fremdkörper erkannt und mit Bindegewebe ummantelt. Durch diese gutartige innere Narbenbildung kommt es zur Stimulation von Kollagenneubildung und Anregung der Durchblutung, neues Stützgewebe wird gebildet und die Haut erfährt eine Revitalisierung.
Was bringt ein Facelift?
Ein Facelift ist eine kostspielige Operation, die in unseren Breiten oft auf Ablehnung, sogar Entsetzen stößt. Dementsprechend wenige Könner:innen gibt es in diesem Fachgebiet im DACH-Raum. Doch wer die 50 deutlich überschritten hat, vielleicht schon in den 60ern ist und eine wirkliche Veränderung will, wird nicht darum herumkommen, sich mit dieser Option auseinanderzusetzen. Denn dann ist die plastische Chirurgie oft die einzige Lösung.
Beim Facelift wird nicht (mehr) an/auf der Haut, sondern am Darunter gearbeitet. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und kann – je nach individueller Situation und Umfang der Behandlung – mehrere Stunden dauern. Mittels modernster Techniken werden die Halteba?nder des Gesichts pra?zise durchtrennt, wodurch die tief liegenden Gewebsschichten vollständig mobilisiert und repositioniert werden ko?nnen. Danach wird die überschüssige Haut entfernt und vernäht. Die Kunst besteht darin, nicht durch übermäßiges Straffen ein maskenhaft verändertes Gesicht zu erzeugen. Ein Facelift ist dann indiziert, wenn die konservativen Methoden ausgeschöpft sind und es ohne Operation nicht mehr zu einem natürlich wirkenden Ergebnis kommen würde. Oder wenn ein langanhaltender Effekt gewünscht wird.
Fazit
Jede der beschriebenen Methoden hat definieret Einsatzgebiete. Und nicht jedes versprechen ist realistisch. Dr. Apfolterer: Wenn Sie also weit über 50 sind und an einen Beauty-Doc geraten, der ihnen mit Fillern oder einem Fadenlifting großartige Resultate prophezeit, dann denkt er mehr an seine Geldbörse als an ihre Zufriedenheit.
Disclaimer: Dieser Beitrag dient der Aufklärung und ist keine Aufforderung. Wechselweise.net möchte betonen, dass jede Frau altern kann, wie sie will und dass das Runtermachen von Frauen, die anders leben oder aussehen wollen, die eigene innere Schönheit außerordentlich schmälern kann.
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