Hormone sind körpereigene Stoffe, die in den Blutkreislauf abgegeben werden, damit sie im gesamten Körper ihre spezifische Wirkung setzen können. Die Geschlechtshormone des Mannes werden als Androgene (darum auch Androloge = Männerarzt) bezeichnet.
Testosteron ist das bekannteste androgene Hormon, das hauptsächlich in den männlichen Keimdrüsen, den Hoden, gebildet wird. Aber es leistet nicht nur unterhalb der Gürtellinie wertvolle Arbeit. Der gesamte Körper reagiert sehr sensibel auf das Männerhormon und auf Schwankungen seines Pegels.
Im Zuge des Alterungsprozess des Mannes kommt es zu einer kontinuierlichen Abnahme des Testosteronspiegels. Daher ist es sehr wichtig, zu wissen, welche Folgen der Testosteronmangel haben kann, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und was man selbst als Mann für die eigene hormonelle Balance beitragen kann.
Was macht Testosteron im Körper?
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Auf den ersten Blick zirkulieren im Blutkreislauf eines Mannes nur verschwindend geringe Mengen Testosteron: Die Menge wird in Nanogramm angegeben, das ist ein Tausendstel Mikrogramm oder ein Millionstel Milligramm. Nichtsdestotrotz ist Testosteron ist ein für den Mann grundsätzlich sehr wichtiges Hormon, denn es beeinflusst als Geschlechtshormon wichtige Sexualfunktionen wie Spermienproduktion, Zeugungsfähigkeit, Lust und Potenz.
Ebenso hat es einen wesentlichen Einfluss auf Muskeln und Knochen, das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel des Körpers und auch auf die Blutbildung und ist ein entscheidender Faktor für die Lebensenergie und Gedächtnisleistung, um nur einige wenige Bereiche zu nennen.
Wie zeigt sich ein Mangel an Testosteron?
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Die Testosteronproduktion bei Mann findet hauptsächlich in den Hoden statt. Mit zunehmendem Alter produziert der Körper aber immer weniger des männlichen Sexualhormons. Tatsache ist: Die körpereigene Testosteron-Produktion nimmt bereits ab dem 35. Lebensjahr stetig ab – der Testosteron-Spiegel im Blut sinkt pro Jahr um durchschnittlich 1 bis 1,2 %.
Die Auswirkungen des abnehmenden Hormonspiegels beginnen oft sehr schleichend und können sich bei Männern durchaus schon ab einem Alter von knapp 40 Jahren zeigen. Deshalb bezeichnet man die Wechseljahre bei Männern auch als Testosteron-Mangel-Syndrom. Oft bleiben Hormonstörungen – zumindest anfangs – gänzlich unbemerkt.
Die häufigsten Anzeichen von Testosteronmangel
Interessant ist, dass sich beim Mann vergleichbare Beschwerden wie bei den Wechseljahren der Frau zeigen. Diese unterschiedlichen Symptome werden von den Männern sehr individuell wahrgenommen.
Die 10 häufigsten Anzeichen für einen Testosteronmangel sind
- Müdigkeit bzw. Antriebslosigkeit
- Schlafstörungen
- Psychische Veränderungen wie vermehrte Reizbarkeit und depressive Verstimmung
- Libidoverlust, Erektionsstörungen
- Verminderung der Muskelmasse und der Leistungsfähigkeit
- Gewichtsveränderungen (Ab- bzw. Zunahme), Zunahme des viszeralen Fettes (Bauchfett)
- Knochenschwund
- Augenprobleme
- Abnahme der Körperbehaarung
- Anämie (Verringerung der roten Blutkörperchen)
Welche Faktoren beeinflussen den Testosteron-Spiegel?
Zusätzlich zur altersbedingten Abnahme der Testosteron-Produktion können auch weitere Faktoren zu einem Hormonmangel führen. Dazu zählen in erster Linie Übergewicht und Erkrankungen wie Diabetes mellitus und seine Vorstufe, das sogenannte metabolische Syndrom.
Viele Fettpolster im Körper steigern einerseits die Ausschüttung von Entzündungs-Botenstoffen und andererseits kurbeln sie auch die Umwandlung von Testosteron in das weibliche Hormon Östradiol an. Dieses Hormon reduziert in weiterer Folge die Testosteron-Produktion im Hoden, der Testosteron-Spiegel im Blut sinkt dadurch weiter ab. Die positive Nachricht in diesem Zusammenhang: Durch körperliche Aktivität und Gewichtsabnahme lässt sich der Testosteron-Spiegel eindeutig positiv beeinflussen.
Zusätzlich können weitere Erkrankungen und auch bestimmte Medikamente die Konzentration von Testosteron senken. Deshalb sind das ausführliche Gespräch und weitere Untersuchungen durch den Facharzt unbedingt notwendig, um die Ursache des Testosteron-Mangels und weitere Behandlungsmöglichkeiten abzuklären.
Wie wird ein Testosteronmangel festgestellt?
Der Rückgang des Testosterons bleibt meist lange Zeit unentdeckt. Erst, wenn durch das Auftreten von Erektions- oder auch Ejakulationsstörungen, Libidomangel, Verringerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und zunehmender Osteoporose, Blutarmut oder einer Blutzuckererhöhung eine Blutuntersuchung gemacht wird, wird der Testosteronmangel als Ursache in Betracht gezogen.
Spätestens dann ist es Zeit für einen detaillierten Check der Hormonsituation. Die genaue Abklärung erfolgt im Idealfall durch den Facharzt für Urologie und Andrologie. Wichtig für eine exakte Diagnose ist neben der genauen körperlichen Untersuchung auch eine Blutuntersuchung, eine Ultraschall-Untersuchung des Hodens sowie ein ausführliches Patientengespräch zur Erhebung der Beschwerden.
Wie wird der Testosteronspiegel gemessen und was sagt er aus?
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Der Testosteronspiegel wird anhand des Blutwertes bestimmt.
- Optimal ist eine Blutabnahme vor 11 Uhr vormittags, da der Testosteronspiegel im Blut je nach Tageszeit schwankt, am höchsten ist er in der Früh bzw. am Vormittag.
- Der Wert sollte über 3,5 Nanogramm/ml liegen, wobei der Grenzwert je nach Labor unterschiedlich sein kann.
Liegt ein Testosteronmangel vor, sollte unbedingt auch eine Knochendichte-Messung durchgeführt werden, da Osteoporose eine mögliche Begleiterscheinung des Testosteronmangels und auch bei Männern keineswegs selten ist.
Wann und für wen sind Messungen des Testosteronspiegels sinnvoll?
Sinnvoll ist das etwa ab 40, weil dann der Testosteronspiegel sukzessive abnimmt. Vor allem, wenn die vorher beschriebenen Symptome auftreten, sollte man in diese Richtung denken. Es gibt Patienten, die jahrelang wegen einer Depression behandelt wurden, ohne einen Testosteronmangel in Betracht zu ziehen. Mit dem Ausgleich des Testosteron-Spiegels können sich auch diese psychischen Beschwerden bessern, eine Therapie mit Antidepressiva ersetzen das allerdings nicht.
Welche Möglichkeiten gibt es, um den Testosteronmangel auszugleichen?
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Zur Hormontherapie mit Testosteron stehen vor allem Gele, die morgens auf die Haut aufgetragen werden, sowie eine Depotspritze zur Verfügung. Tabletten werden heutzutage nicht mehr verschrieben, da sie die Leber schädigen können. Ich kann daher auch nur eindrücklich davor warnen, sich Testosteron-Präparate im Internet zu bestellen. Die Therapie beim Facharzt wird individuell genau festgelegt und überwacht, damit unerwünschte gesundheitliche Auswirkungen vermieden werden können. Bekommt der Mann eine Testosteron-Therapie, müssen die Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden. Das Risiko für Prostatakrebs erhöht sich nach aktueller Studienlage nicht.
Ganz wichtig ist eine begleitende Lebensstil-Änderung: Die wichtigsten Maßnahmen sind Gewichtsreduktion, mehr Bewegung in Form von Ausdauersport und Krafttraining, ausreichend Schlaf und bewusste Ernährung mit weniger Fett und mehr Ballaststoffen – das allein kann schon sehr viel bewirken. Dafür muss man nicht ins Fitnessstudio: Es gibt gute Übungen ohne Geräte, die Mann auch zuhause machen kann. Für genaue Anweisungen und als Motivation kann man sich auch spezielle Apps aufs Handy laden.
Welche Erkrankungen schließen eine Testosteron-Therapie aus?
Aufpassen muss man bei einer vergrößerten Prostata, da kann man auf andere Medikamente ausweichen. Ein weiterer Ausschlussgrund ist auch bestehender Kinderwunsch, da durch die Testosteron-Gabe die Zahl der Spermien abnimmt.
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