Die Wechseljahre sind eine herausfordernde Zeit. Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen und Anspannung sind bei vielen Frauen ständige Begleiter. Doch gegen diese Symptome ist mehr als nur ein Kraut gewachsen. Welche Heilpflanzen gegen Wechselbeschwerden helfen, weiß Pharmazeutin Mag. Susanne Hofmann von der Wiener Saint Charles Apotheke. Die unterstützende Wirkung von Heilpflanzen in den Wechseljahren ist ihr Spezialgebiet.
Wo können Heilpflanzen im Wechsel unterstützen?
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Um die Naturheilkunde besser zu verstehen, ist ein Grundverständnis des Wechsels notwendig, sagt die Expertin. Die Wechseljahre – also die Zeit vor und um die letzte Regelblutung – dauern zwischen fünf und zehn Jahren. In dieser Zeit treten die typischen Wechseljahrsymptome auf, wie unregelmäßige Regel- oder Schmierblutungen, Schlafstörungen, Hitzewallungen, depressive Verstimmungen, Hautveränderungen, aber auch Gelenkschmerzen oder Osteoporose.
Die Symptome werden in erster Linie durch einen Mangel an Östradiol und Progesteron ausgelöst. Aber auch viele andere Hormone und Hormonsysteme werden beeinflusst, wie etwa Melatonin, Serotonin oder DHEA-S, ein Hormon der Nebenniere und Ausgangspunkt vieler andere Hormone. An diesen Systemen setzt die Wirkung der Heilpflanzen an, die gegen Wechselbeschwerden angewendet werden.
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Soja und Rotklee: hormonähnliche Wirkung
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Die bekanntesten Wechseljahrpflanzen sind Soja und Rotklee, beide enthalten so genannte Isoflavanoide. Isoflavanoide werden zur Gruppe der Phytoöstrogene, also den hormonaktiven Pflanzenstoffen gezählt. Sie beeinflussen die natürlichen Steroidhormone (zu denen auch die Sexualhormone zählen) und binden sich an denselben Rezeptor im Körper wie das natürliche Östrogen. Je niedriger also der körpereigene Östrogenspiegel ist, desto besser kann Soja und Rotklee wirksam werden, um einen hormonellen Ausgleich zu schaffen.
Soja und Rotklee können bei vielen Wechselbeschwerden lindernd wirken. Frei von Wechselwirkungen sind die Phytoöstrogene allerdings nicht. Die Wissenschaft diskutiert immer wieder darüber, dass – wie auch bei Östrogenen – die Krebsentwicklung gefördert werden könnte, wenn ein östrogenabhängiger Tumor schon vorhanden ist. Daher ist eine gynäkologische Abklärung bei Tumorpatientinnen im Vorfeld zwingend nötig.
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Mönchspfeffer: ausgleichend und beruhigend
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Einen Ausgleich für die mangelnden Östrogen- und Progesteron-Produktion schafft auch der Mönchspfeffer. Durch die enthaltenen Terpene verringert er die Prolaktin-Produktion im Körper und gleicht so den Mangel der Hormone ein stückweit aus. Mönchspfeffer kann vor allem zu Beginn der Wechseljahre aber auch bei PMS-Beschwerden eingesetzt werden. Es unterstützt bei unregelmäßiger Regelblutung, Nervosität und Konzentrationsstörungen.
Traubensilberkerze: hormonell und psychisch ausgleichend
Wer nach pflanzlichen Alternativen zur Hormontherapie sucht, wird immer wieder auf die Traubensilberkerze stoßen. Deren Inhaltsstoffe – dazu gehören Triterpenglykoside, Actein und Cimicifugosid – haben eine östrogenähnliche Wirkung. Zusätzlich hat die Pflanze einen positiven Effekt auf den Serotoninstoffwechsel und wirkt dadurch gegen die aufkeimenden Stimmungsschwankungen während der Wechseljahre.
Außerdem schreibt man der Traubensilberkerze eine dopaminerge und noradrenerge Aktivität zu. Das heißt, sie greift in weitere Nervenfunktionen wie Durchblutung, Stressbereitschaft, Herzfrequenz, Antrieb, Aktivität und Körpertemperatur regulierend ein.
Hanf: krampflösend, stimmungsaufhellend, knochenstärkend
Eine Pflanze, die auf immer mehr Interesse stößt, ist Hanf. Vor allem das enthaltene CBD, also das nicht psychoaktive Cannabidiol, zeigt positive Eigenschaften in Bezug auf die hormonelle Veränderung in den Wechseljahren.
Erst kürzlich wurde das so genannte Endocannanbinoid-System im Körper entdeckt, ein Teil des Nervensystems, das spezielle Cannabinoid-Rezeptoren aufweist. Dieses System hat Einfluss auf hormonelle Funktionen, Fruchtbarkeit und Fortpflanzung. Auch schon vor den Wechseljahren kann man mit CBD bei krampfartigen Regelschmerzen, speziell bei Endometriose-Patientinnen schmerzstillend gegensteuern.
Regulierend greift CBD in die Stimmungslage ein, da es an den Serotonin 5HT1a Rezeptor bindet und so den Serotoninspiegel, also das so geannte Glückshormon aktiviert.
In den Wechseljahren zeigt sich auch immer wieder eine Abnahme der Knochendichte durch den Abfall des Östrogens. Cannabinoide sind unter anderem auch am Knochenum- und -abbau beteiligt und können somit positiv auf die Knochengesundheit wirken.
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Salbei: Hitze und Schweiß reduzierend
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Bei Hitzewallungen kann der traditionelle Salbei ein wenig Linderung bringen. Die Wirkung ist eher empirisch nachgewiesen, Salbei kann aber durchaus zur Schweißreduktion beitragen.
Ginseng, Rosenwurz und Taigawurzel: stressmildernd
Die hormonellen Veränderung führen leider auch zu einer Abnahme der Stressresistenz. Die gezielte Anwendung von Adaptogenen – das sind biologisch aktive Pflanzenstoffe, die dem Organismus helfen sollen, sich erhöhten körperlichen und emotionalen Stresssituationen anzupassen – kann hier unterstützend wirken. Zu den bekanntesten zählen etwa Ginseng, Rosenwurz oder auch Taigawurzel.
Denn Stress ist nicht nur ein von außen einwirkendes Phänomen, sondern auch ein körpereigener Prozess. Alterung und eventuelle chronische Erkrankungen haben immer Stress in der Zelle zur Folge. Je älter man wird, desto schlechter kann der Körper damit umgehen.
Fazit
Die oben genannten Pflanzen helfen dabei, sich besser auf die hormonellen Umstellungen einzustellen. Das gilt übrigens nicht nur für die Frauen, auch Männer profitieren von dieser pflanzlichen Unterstützung.
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