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Diabetes und Wechseljahre: Wie du den Umbruch meisterst

Hitzewallung oder Unterzucker? Die Hormonumstellung im Wechsel beeinflusst den Blutzucker. Warum es zu den Turbulenzen kommt und wie Diabetikerinnen damit gut umgehen.

Hitzewallung oder Unterzucker? Wechseljahre oder Warnhinweis? Diabetikerinnen können diese Zuordnung noch weniger treffen als gesunde Frauen. Denn der Blutzucker kann schon in der Prämenopause stärker schwanken als sonst. Die Hormone Östrogen und Progesteron beeinflussen nicht nur den weiblichen Zyklus, sondern wirken sich auch auf den Insulinspiegel aus. Fällt das Östrogen in den Wechseljahren ab, gelangt weniger Zucker in die Körperzellen und der Blutzucker steigt häufig an. Für Diabetikerinnen sind deshalb Turbulenzen vorprogrammiert – auch bei jenen, die gut „eingestellt“ sind. 

Alles in Allem ist das Thema Diabetes und Wechseljahre nicht sehr gut untersucht, betont die Gendermedizinerin und Diabetes-Expertin Prof. Alexandra Kautzky-Willer von der Medizinischen Universität Wien im Gespräch mit Wechselweise. „Wenn man bedenkt, dass Diabetes eine Volkskrankheit ist und alle Frauen in die Menopause kommen, ist das ein großes Manko. Denn beides beeinflusst sich gegenseitig.“ 

Wie Östrogen und Progesteron für Chaos sorgen 

Die hormonelle Umstellung in der Menopause hat große Auswirkungen auf die Kontrolle des Glukosestoffwechsels, aber auch auf diabetesassoziierte Folgeerkrankungen. Erhöhte Östrogenspiegel verbessern die Insulinempfindlichkeit, höhere Progesteronspiegel verstärken wiederum die Insulinresistenz. Somit führen sowohl ein Abfall als auch sprunghafte Anstiege weiblicher Hormone – vor allem des Östrogens – zu starken Schwankungen der Insulinempfindlichkeit. 

Hinzu kommen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Unruhe oder Schlafstörungen, die den Körper in eine Stresssituation versetzen. Die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen begünstigt wiederum die Insulinresistenz und hohe Blutzuckerwerte. 

Die Unterschiede von Typ 1 und Typ 2-Diabetes 

Die Auswirkungen der menopausalen Umstellung sind bei Diabetes Typ 1 und Typ 2 zwar ähnlich – dennoch muss unterschieden werden, betont die Expertin. 

  • Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, die entsteht, wenn insulinproduzierende Zellen durch das körpereigene Immunsystem zerstört werden. Im Vordergrund der Behandlung steht die tägliche Kontrolle des Blutzuckers und die regelmäßige Zufuhr von Insulin. Typ 1-Diabetikerinnen sind für gewöhnlich schlanke Menschen, die prinzipiell sehr gesund leben, erklärt Prof. Kautzky-Willer. Das Problem sind der absolute Insulinmangel gepaart mit hohen Blutzuckerspiegeln.
  • Frauen mit Typ 2-Diabetes sind hingegen oft übergewichtig und besitzen eine grundsätzlich gänzlich andere Genetik. Ursache dieser Stoffwechselerkrankung ist meist eine ungesunde Lebensweise gepaart mit genetischer Veranlagung. Bei Typ 2-Diabetikerinnen wirkt das Hormon Insulin nicht mehr ausreichend, zum anderen schüttet die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin aus. Die Folge ist ein steigender Blutzuckerspiegel. Typ 2-Diabetes beginnt schleichend und mit unspezifischen Symptomen. 

Und dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: 

Diabetikerinnen kommen früher in den Wechsel 

Diabetikerinnen – egal ob Typ 1 oder Typ 2 – kommen statistisch gesehen früher in die Wechseljahre als stoffwechselgesunde Frauen. Der hohe Blutzucker dürfte die Eierstöcke früher altern lassen. Frühzeitige Gefäßprobleme und damit eine schlechtere Durchblutung können dazu führen, dass die Follikel schneller entleert sind und damit die Menopause, also die letzte Regelblutung, früher eintritt. 

Früher Wechsel begünstigt Diabetes Typ 2 

Früher in den Wechsel zu kommen, ist für jede Frau ungünstig, da der Schutz des Östrogens wegfällt. Für gesunde Frauen steigt damit das Risiko, einen Typ 2-Diabetes zu entwickeln. Das Ende der Reproduktionszeit hat nämlich immense Auswirkungen. Pro Jahr frühere Menopause steigt das Risiko, an Typ 2 zu erkranken, um 6 bis 15 Prozent, nennt die Experten Studienergebnisse. 

Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose bei Diabetikerinnen 

In Folge erhöhen bei Diabetikerinnen mehrere Prozesse im Körper das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch Osteoporose. Faktoren, die ungünstig auf das Herz-Kreislauf-System wirken, sind: 

  • Schwankende Blutzuckerspiegel 
  • Hoher Blutdruck 
  • Übergewicht 
  • Schlechte Blutfettwerte 
  • Umverteilung in viszerales Fett (Fett in der Bauchhöhle)

Die Menopause wirkt sich auch negativ auf den Knochenstoffwechsel aus. An sich haben Diabetikerinnen schon eine schlechtere Knochenqualität, was die Situation im Laufe der Wechseljahre verschlimmert. 

Worauf haben Diabetikerinnen in den Wechseljahren zu achten? 

  • Noch engmaschigere Kontrolle des Blutzuckerspiegels 
  • Blutzucker gut einstellen lassen – Blutdruck und LDL-Cholesterin müssen passen 
  • Gesunde, mediterrane Ernährung 
  • Sport – vor allem Krafttraining stärkt die Knochen und hilft bei der Verringerung der Insulinresistenz. Zudem baut es Muskelmasse auf. 
  • Ausreichend Vitamin D und Kalzium für die Knochen 
  • Entspannen 
  • Kaffeekonsum reduzieren, rauchen einstellen 
  • Salz reduzieren 
  • Gewicht halten 

Wichtig ist es – und das gilt für alle Frauen – zu wissen, dass unser Körper mit zunehmendem Alter weniger Kalorien benötigt, um sein Gewicht zu halten. Essen wir weiter wie bisher, sind die zusätzlichen Kilos, die sich zumeist um den Bauch als viszerales Fett ansetzen, eine logische Konsequenz. 

Und wir sollten auch verinnerlichen: Die Wechseljahre sind eine normale Phase im Lebenszyklus und keine Krankheit. 


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