DHEA: Ein unterschätztes Hormon?

Wenn es um Hormone in den Wechseljahren geht, kommt man auch an diesem Hormon nicht vorbei: Dehydroepiandrosteron oder kurz: DHEA. In den USA gilt die Hormonvorstufe der weiblichen und männlichen Hormone als Jungbrunnen und ist sogar rezeptfrei erhältlich, während Ärzte in unsern Breiten noch eher zurückhaltend bei der Verschreibung von DHEA sind. Auch die Forschung ist sich noch nicht einig. Fakt ist: Da DHEA auch ein Hormon ist, sollte man es nicht einfach in beliebiger Dosierung und ohne ärztliche Konsultation nehmen.  

Was ist DHEA? 

%CONTENT-AD%

Dehydroepiandrosteron wird sowohl bei Männern als auch Frauen hauptsächlich in der Nebennierenrinde gebildet, zum Teil auch in den Eierstöcken und in den Hoden. DHEA ist eine Vorstufe des männlichen Sexualhormons Testosteron und des weiblichen Östrogens. Was man weiß: 

• Der DHEA-Spiegel nimmt bei Frauen bereits ab einem Alter von 30 Jahren ab. Im Alter von 50 Jahren ist er bereits um circa 60 % im Vergleich zum Wert junger Frauen gesunken.  
• Auch bei Autoimmunerkrankungen sind die DHEA-Plasmakonzentrationen erniedrigt.  
• Raucher oder Ex-Raucher haben häufig relativ wenig DHEA im Blut.  
• Durch Stress wird der DHEA-Haushalt ebenfalls stark beeinflusst. So produziert der Körper in Stresssituationen vermehrt das Stresshormon Cortisol, was zu einer Abnahme der DHEA-Produktion führt. 

Welche Funktionen hat DHEA? 

Nach wie vor nicht unumstritten sind die angeblich positiven Effekte von DHEA auf den Alterungsprozess. Wissenschaftlich stichhaltige Beweise für die „Anti-Aging“-Eigenschaften von DHEA liegen bis heute nicht vor, weil das Hormon bei jedem Menschen unterschiedlich wirkt und Studien daher kaum vergleichbare Ergebnisse bringen. Es gibt sogar Theorien, dass der Abfall des natürlichen DHEA-Spiegels eine sinnvolle Reaktion der Organismus auf andere Prozesse ist und eventuell sogar eine Schutzfunktion besitzt. Deshalb ist es denkbar, dass die Zufuhr des Hormons bei älteren Menschen auch schädlich wirken kann.   

Man geht davon aus, dass DHEA auf das zentrale Nervensystem wirkt, im Blutkreislauf kann DHEA zur Durchblutungssteigerung beitragen, indem es dafür sorgt, dass sich die Blutgefäße weiten. Der Abfall des DHEA-Spiegels trägt wahrscheinlich zu so manchen „Alterserscheinungen“ wie reduzierte Muskelkraft, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei.  

DHEA wirkt auf vielfältige Weise 

%MEDIUM-RECTANGLES%

Laut dem deutschen Hormonspezialisten Dr. Alexander Römmler hat DHEA antidepressive, angst- und stresslösende Effekte und vermindert „klimakterische“ Beschwerden bei älteren Männern und Frauen nach der Menopause.  

Verbesserungen altersbedingter Hautveränderungen sind möglich, weil DHEA die Talgproduktion und den Feuchtigkeitshaushalt der Haut beeinflusst, die Wundheilung verbessert und einen gewissen Schutz vor Pigmentierungen bietet.  

Was die Knochendichte betrifft, zeigen Studien mit postmenopausalen Frauen nach zumindest zwölfmonatiger DHEA-Gabe eine deutliche Zunahme der Knochendichte an den Wirbeln, den Hüftknochen und dem Oberschenkelknochen, berichtet der Facharzt in einer seiner zahlreichen Publikation zum Thema Hormontherapie.  

Geforscht wird auch zum Einfluss von DHEA auf Fruchtbarkeitsstörungen bei der Frau. In den letzten Jahren wurden zudem Vaginalzäpfchen mit DHEA für die Behandlung urogenitaler Beschwerden bei Frauen nach der Menopause entwickelt. Sie sollen gegen die Verdünnung der Vaginalwand  durch den zunehmenden Östrogenmangel ab den Wechseljahren wirken. Dadurch bessern sich Beschwerden wie Scheidentrockenheit, Irritationen und Schmerzen im Genitalbereich. Das Problem dabei: Hier gibt noch keine Langzeitstudien zu den möglichen Nebenwirkungen.  

Weiterlesen: Das urogenitale Menopausensyndrom ist vermeidbar 

DHEA-Mangel kann auch erblich bedingt sein 

%EVENT%

Der Mangel eines bestimmten Enzyms im Körper kann dazu führen, dass bereits in jungen Jahren ein Mangel an DHEA besteht, erklärt der ganzheitliche Präventionsmediziner Dr. Peter Strauven. „Bereits mit 36 Jahren wurde bei mir ein solcher Mangel festgestellt“, schreibt er auf seiner Webseite. Seit mehr als 20 Jahren nimmt der Arzt daher täglich DHEA und untersucht den DHEA-Spiegel auch bei seinen jungen Patienten routinemäßig. 

Ist DHEA ein hormoneller Jungbrunnen?  

In den USA sind DHEA-haltige Präparate zur „Verlangsamung des Alterungsprozesses“ rezeptfrei als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Außer den gepriesenen Wirkungen gegen Alterserscheinungen soll es bei zahlreichen weiteren gesundheitlichen Störungen wie chronischem Müdigkeitssyndrom, Fettleibigkeit und Autoimmunerkrankungen sowie gegen Krebs wirksam sein. Als hochwirksames Hormon birgt DHEA jedoch auch Potenzial für ein breites Spektrum an Nebenwirkungen. So kann es bei Tagesdosen von mehr als 25 mg zu Störungen im Hormonhaushalt mit Symptomen wie vermehrter Talgproduktion, unreiner Haut und vermehrtem Schwitzen kommen. Auch Interaktionen mit zahlreichen Arzneistoffen wie Psychopharmaka werden für DHEA beschrieben. 

DHEA sollte nur von Hormonspezialisten verschrieben werden 

%QUESTION%

Die Anwendung muss daher, genau wie bei der Gabe von anderen Hormonen, sehr sorgfältig überwacht werden. Da DHEA sich in verschiedene weitere Hormone umwandeln kann, ist es äußerst wichtig, die Blutwerte zu bestimmen, bevor es eingesetzt wird.  

ACHTUNG: Bezieht man DHEA zum Beispiel über das Internet als frei verkäufliches Produkt, ist seine Wirkung nicht garantiert: Die Produktstandards können unter den herkömmlichen Normen für Arzneiprodukte liegen oder sogar überhaupt nicht existieren.  

Nur nach vorheriger persönlicher, ausführlicher Beratung und Diagnostik ist es sinnvoll, bei Mangelzuständen DHEA einzunehmen, so Dr. Peter Strauven. Wenn Laborkontrollen zur individuellen Dosisfindung gemacht werden, sowie ärztliche Beratung und Kontrolle stattfinden, sind seiner Erfahrung nach Nebenwirkungen eher selten.  

Mögliche Nebenwirkungen von DHEA 

Die am häufigsten vorkommende Nebenwirkung von DHEA ist Akne – ein Zeichen, dass die größte Menge des DHEA in Testosteron umgewandelt wird. In diesem Fall sollte der Arzt/die Ärztin entweder die Dosis oder aber die Häufigkeit der Einnahme verringern. Bei zu hohen Dosen kann es auch zu Überreiztheit mit Unruhe, Migräne und Schlafstörungen kommen. Alternativ kann man auch auf ein Präparat mit dem Wirkstoff 7-Keto-DHEA umsteigen: Diese Form von DHEA wird nicht in Testosteron umgewandelt.  

Weiterlesen: Das Gelbkörperhormon Progesteron und seine Rolle in den Wechseljahren

Weiterlesen: Östrogene: Welche Rolle sie in den Wechseljahren spielen

Weiterlesen: Testosteron und Wechsel­jahre: Was das „männliche“ Hormon bewirkt