Unser Beckenboden bekommt in jungen Jahren nur wenig Aufmerksamkeit. Meist merkt man erst in den Wechseljahren wie wichtig ein starker, elastischer und gut ansteuerbarer Beckenboden ist.
Ich bin ausgebildete Physiotherapeutin und Psychologin und arbeite seit vielen Jahren mit Frauen aller Altersgruppen. Mir ist die Betrachtung des gesamten Menschen in seiner Lebenssituation wichtig, nicht nur die Bewertung einzelner Symptome. Bei schwachem Beckenboden kommen zu den körperlichen Beschwerden meist Schamgefühl und Ängste dazu, was wiederum den Stress erhöhen kann. Stress führt ebenfalls zu verstärkten Symptomen. Mein Ziel in der Arbeit mit betroffenen Frauen ist es daher nicht nur die körperlichen Umstände zu verbessern, sondern auch dabei Muster zu durchbrechen und diese negative Spirale zu stoppen.
Was versteht man eigentlich unter dem Beckenboden?
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Recht unbeachtet liegt der Beckenboden am unteren Ende des Bauchraums. Er stützt unsere inneren Bauch- und Beckenorgane wie z.B. die Blase und die Gebärmutter. Er öffnet und verschließt die Harnröhre, stabilisiert die Wirbelsäule und sorgt für aufrechte Haltung. Hier spielen auch die umgebenden Muskeln wie z.B. Rücken und Bauch eine große Rolle. Beim Training der Beckenbodenmuskulatur ist es daher wichtig, auch die umliegenden Muskelpartien immer einzubeziehen. Von der Größe und Form kannst du dir den Beckenboden wie 2 Handteller nebeneinander vorstellen.
Was passiert mit dem Beckenboden im Wechsel?
Mit dem Alter verlieren wir Muskelmasse. Durch die sinkende Östrogenproduktion werden Schleimhäute und Muskeln schlechter durchblutet und das Bindegewerbe erschlafft. Durch die anatomischen und funktionellen Veränderungen treten häufig unliebsame Beschwerden wie Libidoverlust und Inkontinenz auf. Davon können leider alle Frauen betroffen sein, unabhängig wie sportlich und aktiv sie sind.
Keine Lust mehr?
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Der Östrogenmangel rund um die Menopause trocknet die Vaginalschleimhaut aus. Das kann zu Schmerzen oder vermindertem Empfinden beim Sex führen. Eine gesteigerte Durchblutung der Muskulatur wirkt sich luststimulierend aus. Wenn du deine Beckenbodenmuskulatur präzise an- und entspannen kannst, steigerst du dein Lustempfinden.
Nicht mehr ganz dicht?
Besonders unangenehm empfinden Frauen in den Wechseljahren Probleme mit der Blase. Dazu gehören Schmerzen beim Urinieren, erhöhter Harndrang oder Belastungsinkontinenz. Ein geschwächter Beckenboden führt dazu, dass Husten, Niesen oder Heben von schweren Gegenständen unfreiwilligen Harnverlust hervorrufen. Viele Frauen klagen auch über vermehrte Blasenentzündungen. Im Gegensatz zur Belastungsinkontinenz hat die Dranginkontinenz weniger mit einem schwachen Beckenboden zu tun, sondern ist meist auf eine Überaktivität des Detrusormuskels zurückzuführen, der die Blase kontrolliert. Dies kann zu unbeherrschbarem Harndrang führen, auch wenn die Blase nicht einmal ganz gefüllt ist. Es gibt auch Formen der Mischkontinenz.
Wie kannst du deinen Beckenboden stärken?
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Inkontinenz in ihren verschiedenen Formen und Libido-Verlust können viele Ursachen haben, du solltest sie ärztlich abklären lassen. In vielen Fällen kann dir gezielte Physiotherapie helfen. Auch einige Sportarten wie Pilates kräftigen den Beckenboden und die umliegenden Stabilitätsmuskeln. Sehr gute Ergebnisse erziele ich in meiner täglichen Arbeit mit einer Kombination aus Physiotherapie und repetitiver peripherer Magnetstimulation.
Was ist repetitive periphere Magnetstimulation?
Bei dieser nicht-invasiven Methode werden Nerven und damit Muskeln durch ein elektromagnetisches Feld stimuliert. Das Training erfolgt in bequemer Sitzposition und mit Kleidung auf einem speziellen Stuhl und dauert ca. 15 bis 25 Minuten. Je nach Programm und Intensität werden verschiedene Muskelgruppen gleichzeitig stimuliert. Eine schnelle, einfache und effektive Art und Weise, deine Beckenbodenmuskulatur optimal zu kräftigen und zu trainieren. Diese Methode, z.B. mit PelviPower, ist nicht zu verwechseln mit elektrischer Stimulation und auch nicht mit Magnetfeldtherapie.
Wie läuft ein Beckenboden-Training ab?
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Wir sehen uns zunächst an, welche Beschwerden dich belasten. Danach wähle ich individuelle Übungen für deine konkreten Beeinträchtigungen aus. In weiterer Folge können wir diese Übungen und/oder muskelstimulierende Programme für dein Training noch genauer anpassen. Die Anzahl der Trainingseinheiten ist unterschiedlich, aber meist merken meine KlientInnen eine deutliche Besserung ab der 5. Sitzung.
Gerade wenn es um Harninkontinenz und nachlassende sexuelle Lust geht, kannst du dir helfen lassen. Es geht vielen Frauen genau gleich und beides sind längst keine Tabuthemen mehr.
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