Während der Wechseljahre (ca. zwischen dem 42. und 52. Lebensjahr) steigt für Frauen die Wahrscheinlichkeit, psychische Probleme wie Depressionen und Angstzustände zu entwickeln. Die depressiven Symptome sind dabei öfters ausgeprägter als in den Jahren vor dem Wechsel oder in der Zeit nach der Menopause.
Wie beeinflussen weibliche Hormone die Psyche?
Eine sehr wahrscheinliche Erklärung für das häufige Auftreten von psychischen Wechseljahrbeschwerden sind die natürlichen Schwankungen des weiblichen Hormonspiegels in dieser Zeit durch die abnehmende Aktivität der Eierstöcke. Diese Hormon-Schwankungen wirken sich auch auf Vorgänge im zentralen Nervensystem im Gehirn aus. Genauer gesagt wirken sie genau auf jene Schaltkreise, die auch für die Entstehung von Depressionen verantwortlich sind. Das führt auch dazu, dass sich depressive Verstimmungen, die schon vor den Wechseljahren aufgetreten sind, in dieser Phase wieder merklich verschlimmern können.
Die häufigsten psychischen Probleme,unter denen Frauen in den Wechseljahren leiden, sind:
- Reizbarkeit
- Traurigkeit, Niedergeschlagenheit bis hin zur Depression
- mangelnde Motivation, Müdigkeit
- Angst, Anspannung, innere Unruhe
- aggressives Verhalten
- Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit
- weniger oder gar keine Lust auf Sex
- Stimmungsschwankungen
Erschwerend hinzu kommen die häufigen typischen Wechseljahrbeschwerden wie Schlafprobleme, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsstörungen, Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Gewichtszunahme und Gelenkschmerzen, die allein die Lebensqualität schon beträchtlich einschränken können. Und nicht zuletzt spielen auch die Einstellung in Bezug auf Altern und Menopause sowie stressige Lebensereignisse wie Eheprobleme und ein ungesunder Lebensstil eine wichtige Rolle beim Auftreten von psychischen Beschwerden.
Wie entstehen Depressionen?
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Die genauen Ursachen von Depressionen sind nicht vollständig geklärt. Beteiligt sind auf jeden Fall Botenstoffe im Gehirn, die bestimmte Nervenzellen aktivieren. Diese Botenstoffe sind vor allem Serotonin und Dopamin, die auch als Glückshormone bezeichnet werden. Die Konzentration dieser Botenstoffe im Gehirn wird unter anderem auch durch Sexualhormone beeinflusst. Schwankende Progesteron- und Östrogenspiegel in den Wechseljahren können daher auf diese Weise den Gemütszustand aus der Balance bringen.
Wie der Östrogenspiegel auf die Psyche wirkt
Östrogen wirkt sich auf die Stimmung aus, da es den Serotoninspiegel im Gehirn beeinflusst. Sinkt der Östrogenspiegel, nimmt auch der Serotoninspiegel ab, was erklärt, warum du dich empfindlicher als sonst, niedergeschlagen oder sogar deprimiert fühlen kannst. Der Östrogenspiegel sinkt dabei nicht stetig, sondern kann kräftig nach oben und unten schwanken, was wiederum die psychischen Probleme verstärken kann. Sobald sich der Körper an den neuen Hormonspiegel gewöhnt hat, stabilisiert sich die Stimmung häufig auch wieder, um sich dann beim nächsten Östrogenabfall plötzlich wieder zu verschlechtern.
Man weiß zudem, dass die hohen Östrogenspiegel vor dem Klimakterium einen gewissen Schutz vor neurologischen Erkrankungen im Gehirn wie Alzheimer, Parkinson und sogar Multiple Sklerose bieten, der nach dem Wechsel nicht mehr nachweisbar ist. Das Östrogen selbst verbessert die Hirndurchblutung, unterstützt die Versorgung der grauen Zellen mit Glukose und reduziert Entzündungen in diesem Bereich. In MRT-Aufnahmen hat man sogar festgestellt, dass gewisse Gehirnregionen durch eine Hormonersatztherapie mit Östradiol (ein bestimmtes Östrogen) größer sind als bei unbehandelten Frauen.
Wie Progesteronspiegel die Psyche beeinflusst
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Das andere weibliche Sexualhormon, das Progesteron oder auch Gelbkörperhormon, hat eine beruhigende Wirkung. Ein sinkender Progesteronspiegel kann daher zu Schlafstörungen, schlechter Laune, Reizbarkeit und auch Angstzuständen führen.
Die Rolle von DHEA bei der Entwicklung von Depressionen
Auch ein weiteres Hormon, dessen Spiegel mit dem Älterwerden sinkt, nämlich DHEA (Dehydroepiandrosteron), wirkt bei der Entwicklung von Depressionen mit. DHEA ist eine biochemische Vorstufe von Östrogen aber auch von Testosteron, dem männlichen Sexualhormon, und wird zum Großteil in den Nebennieren aber auch in den Eierstöcken gebildet. Studien haben gezeigt, dass der DHEA-Spiegel bei depressiven Frauen in den Wechseljahren nachweislich niedriger ist als bei Frauen, die nicht unter Depressionen leiden. Die Einnahme von DHEA kann gegen Menopausebeschwerden helfen, besser ist es jedoch, den Mangel von Östrogen selbst auszugleichen und nicht jenen der Hormonvorstufe, da sich aus DHEA auch Testosteron bilden kann.
Wissenschaftliche Studien zu Depressionen in den Wechseljahren
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Über die Therapie von Depressionen bei Frauen rund um die Menopause existieren bislang erstaunlich wenige wissenschaftliche Studien. In den aktuellen deutschen ärztlichen Behandlungsempfehlungen zur Hormonersatztherapie wird immerhin betont, dass eine Hormon-Behandlung bei Stimmungsschwankungen durchaus in Betracht gezogen werden kann, wenn ein zeitlicher Zusammenhang mit der Menopause besteht. Die Ergebnisse der wenigen Studien zur Therapie mit weiblichen Hormonen (Hormonersatztherapie) in Kombination mit Antidepressiva sind allerdings widersprüchlich: Die Kombination von Antidepressiva mit einer Hormontherapie wird in älteren Studien als effektiv beschrieben, laut neueren Untersuchungen verbessert die Hormonersatztherapie die Wirksamkeit von Antidepressiva nicht.
Was empfehlen internationale Fachgesellschaften?
Internationale Fachgesellschaften wie die North American Menopause Society (Nordamerikanische Menopause-Gesellschaft) teilen die folgende Meinung: Die bewährten generellen Behandlungsoptionen bei Depressionen, nämlich Antidepressiva und Psychotherapie, sind auch die idealen Therapien im Fall von Depressionen in den Wechseljahren.
Bezüglich der Hormonersatztherapie gibt es eindeutige Hinweise darauf, dass sie bei perimenopausalen Frauen antidepressive Wirkung zeigen kann, vor allem, wenn andere Menopause-Beschwerden dazu kommen. Ähnliches gilt für die Vorbeugung bzw. Reduktion von depressiven Verstimmungen: Eine Studie aus dem Jahr 2018 mit 172 Frauen zwischen 45 und 60 konnte zeigen, dass eine Therapie mit Östradiol und Progesteron das Auftreten von depressiven Symptomen reduziert.
Was tun bei Depressionen?
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Wichtig ist generell, bei anhaltenden psychischen Veränderungen bzw. auch anhaltenden Schlafproblemen rasch professionelle ärztliche Hilfe zu suchen.
Bei leichten depressiven Verstimmungen kann eine Hormon-Ersatztherapie in Kombination mit Lifestyle-Veränderungen wie Sport, ausgewogene Ernährung und Entspannungsübungen durchaus helfen, wieder mehr positive Aspekte ins Leben zu bringen. Manchmal reicht schon ein Progesteron-Präparat vom Gynäkologen/der Gynäkologin, das abends eingenommen wird.
Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Ein- und Durchschlaf-Störungen, Konzentrationsverlust, Ängste, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken, Appetitlosigkeit, Kopf- und Magenschmerzen: Wer ein Symptom oder mehrere dieser Symptome einer Depression über zwei Wochen oder länger an sich wahrnimmt, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen, raten Psychiater und Psychologen. Denn dabei könnte es sich durchaus um eine ernsthafte psychische Erkrankung handeln. Generell können im Rahmen eines Besuchs bei einem Facharzt für Psychiatrie die Ursachen der Beschwerden geklärt und viele depressive Erkrankungen auch sehr gut therapiert werden.
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