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Hormone

Bioidente Hormon­ersatz­therapie: Was du dazu wissen solltest

Naturident, bioident, körperident: Begrifflichkeiten rund um die Hormontherapie, die für viel Verwirrung sorgen. Was genau sind bioidente Hormone und was können sie?

Nicht nur in der „klassischen“ Medizin gibt es eine Vielzahl an Begriffen und Informationen zum Thema Hormone und Hormonersatztherapie. Auch auf vielen Gesundheitsseiten im Internet stößt man auf mannigfaltige Interpretationen und Missverständnisse dazu. Das Wort „natürlich“ ist in diesem Zusammenhang meist positiv konnotiert, während dem Begriff „synthetisch“ oft ein negativer Beigeschmack anhaftet. Und immer öfter kommt bei der Therapie mit weiblichen Hormonen auch das Adjektiv „bioident“ ins Spiel.

Für viele wird die Verwirrung dadurch aber noch größer: Denn „bioident“ ist nicht gleich „natürlich“. Kein Wunder, dass gerade seriös klingende Klassifikationen auch zu Marketingzwecken genützt und bisweilen auch missbraucht werden. Trotzdem sind bioidente Hormone weder ein „Werbeschmäh“ noch „Teufelszeug“, wie Dr. Christian Matthai, Gynäkologe und Hormonspezialist in Wien, im Interview betont. Der Ernährungs-, Sport- und Vitalstoffmediziner bricht eine Lanze für die moderne Hormonersatztherapie, räumt mit alten Mythen und Missverständnissen auf und rät Patientinnen dazu, sich seriöse Informationen zu holen und diesen auch zu vertrauen.  

Eine Frage auf die man viele verschiedene Antworten bekommt: Was genau ist unter bioidenten Hormonen zu verstehen?

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Wir haben im Bereich der Hormone ein breites Spektrum für den Einsatz in der Gynäkologie zur Verfügung – angefangen bei der Anti-Baby-Pille bis hin zur klassischen Hormontherapie in der Menopause. Und in diesen Bereichen treten immer wieder Missverständnisse auf.

Es kommt vor, dass `bioident´ mit `natürlich´ bzw. mit `aus der Natur stammend´ gleichgesetzt wird. Bioident bedeutet im Zusammenhang mit der Hormonersatztherapie aber nichts Anderes, als dass Hormone eingesetzt werden, die den körpereigenen Hormonen in ihrer Struktur 1:1 entsprechen.

Und gerade rund um die Menopause setzt man im Idealfall genau diese Hormone ein, die der Körper in dieser Phase nicht mehr in ausreichenden Mengen produzieren kann – die ihm aber vertraut sind.

Die Beweggründe für eine Therapie mit bioidenten Hormonen liegen auf der Hand: Nachdem dem Körper diese Hormone vertraut sind, kann man einerseits von einer entsprechenden Wirksamkeit ausgehen, nämlich genau jene Beschwerden ausgleichen zu können, die durch den Mangel entstehen, und ebenso von einer guten Verträglichkeit, die das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen überschaubar macht.

Warum gibt es so dann noch immer Verwirrung um den Begriff?

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Das kommt wahrscheinlich auch daher, dass so viele Frauen in den Wechseljahren in der Entscheidungs-Bredouille sind. Sie sagen sich: Eigentlich würde ich ja lieber etwas Pflanzliches nehmen, aber das wirkt oft nicht so gut wie ein Hormon. Und dann wird bioident fälschlicherweise oft gleichgesetzt mit aus der Natur stammend, um sich etwas schön zu reden. Was aber aus den bereits genannten Gründen gar nicht notwendig ist.

Welche bioidenten Hormone werden verschrieben?

Generell können Östrogene wie 17-beta-Östradiol oder Estriol, Progesteron, Testosteron, DHEA, Melatonin, Schilddrüsenhormone als bioidente Hormone verschrieben werden – also fast alle Hormone, die wir im gesunden Körper zur Verfügung haben.

Nicht bioident hingegen sind die meisten jener Hormone, die zur Empfängnisverhütung angewendet werden. Es gibt zwar neue `Pillen´, die bereits bioidente Östrogene als einen Inhaltsstoff enthalten, aber keine bioidenten Gesamtpräparate, weil man mit denen die empfängnisverhütende Wirkung nicht erzielen kann.

Das bedeutet: „Pille“ und Hormontherapie im Wechsel kann man eigentlich gar nicht miteinander vergleichen?

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Genauso ist es. In diesem Zusammenhang sollte auch Folgendes erwähnt werden: Es gibt immer wieder Frauen, die sagen, dass sie auf keinen Fall eine Hormontherapie gegen Wechselbeschwerden möchten, weil sie die Pille schon nicht gut vertragen haben. Das sind aber wirklich zwei komplett unterschiedliche Paar Schuhe.

Die Pille wird oft schlecht vertragen, weil sie eben körperfremde Hormone beinhaltet, die auch zu unerwünschten Wirkungen führen können. Das heißt aber keineswegs, dass diese Frauen generell von außen zugeführte Hormone schlecht vertragen und diese meiden sollten. Das ist eine wichtige Botschaft.

Müssen/können bioidente Hormonpräparate von einer Apotheke hergestellt werden bzw. sind diese Produkte besser wirksam als die industriell gefertigen Hormonpräparate?

Wenn man als Gynäkologe ein Präparat verschreibt, das es als fertiges Produkt in der Apotheke gibt, spürt man nicht selten diese bereits erwähnte Skepsis: Das kann ja dann gar nicht bioident sein, wenn es vom Fließband kommt. Aber: Nur weil es eine Pharmafirma herstellt und es dann auch die Krankenkasse bezahlt, kann es sich sehr wohl um ein bioidentes Hormon handeln.

Genauer gesagt ist das im Fall der Hormonersatztherapie das 17-beta-Östradiol, das ist genau jenes Östrogen, das im Körper bis zur Menopause seine Hauptwirkung entfaltet. Bei diesem erwähnten fertigen Produkt, einem Gel, das noch dazu in Österreich produziert wird, kann sich die Patientin darauf verlassen, dass sie mit jedem Hub aus dem Spender genau die richtige Dosis an Hormon bekommt. Zum Östradiol dazu wird meist ein bioidentes Progesteron zur oralen Einnahme verschrieben.

Aber zurück zu Ihrer Frage: Alle Hormonpräparate und Darreichungsformen wie Gele, Kapseln, Scheidenzäpfchen oder Salben kann ein Arzt auch individuell in der Apotheke herstellen lassen, man nennt das dann magistrale Herstellung. Das ist allerdings nur in wenigen Fällen wirklich notwendig und bedeutet auch nicht, dass es die bessere Therapie ist.

Woraus werden die bioidenten Hormone Östradiol und Progesteron für die Hormonersatztherapie hergestellt?

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Bioidente Hormone werden immer synthetisch hergestellt. Selbst wenn die Ausgangsmaterialien dafür oft pflanzlicher Natur sind. Der wichtigste pflanzliche Ausgangsstoff bei der Hormonersatztherapie ist die Wurzel der wilden Yams. Sie enthält Diosgenin, das in seiner chemischen Struktur dem menschlichen Progesteron ähnelt, also ein sogenanntes Phytohormon ist, jedoch keinen Progesteronersatz darstellt.

Um aus diesem Phytohormon Diosgenin humanidentes bzw. bioidentes Progesteron zu erhalten, sind weitere chemische Schritte notwendig, die der menschliche Organismus nicht durchführen kann, weil ihm die notwendigen Enzyme dafür fehlen. Diese Art der Herstellung mag zwar nicht natürlich anmuten, hat aber den Vorteil, dass hierbei reine humanidente Hormone entstehen. Die Hormone sind durch diesen Herstellungsprozess standardisiert von gleichbleibender Qualität und Wirksamkeit.

Der Hinweis `aus der Yamswurzel hergestellt´ macht ein Produkt aber weder besser noch schlechter als andere mit bioidenten Hormonen. Das ist ähnlich wie bei Vitaminpräparaten. Die müssen auch nicht aus Obst oder Gemüse hergestellt werden, damit sie der Körper gut verwerten kann. Es geht dabei rein um die chemische Strukturformel.

Werden die bioidenten Hormone für die Hormonersatztherapie in den Wechseljahren von der Krankenkasse bezahlt?

Prinzipiell hat der behandelnde Arzt die Möglichkeit, sowohl Östrogene als auch Progesteron und andere Gelbkörperhormone in Form von handelsüblichen Präparaten zu rezeptieren. In diesen Fällen ist dann nur die Rezeptgebühr zu bezahlen. Das gilt allerdings nicht für alle Hormone. Männliche Hormone beispielsweise, die für die Frau ähnlich wichtig sind, oder auch das Schlafhormon Melatonin müssen von der Patientin privat bezahlt werden. Diese sind auch rezeptpflichtig, werden von der Krankenkasse aber leider nicht übernommen.


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