Blasse Haut? Dahinter könnte sich Eisenmangel verstecken. Dunkle Augenringe können auf Erschöpfung, Schlafmangel und Immunschwäche schließen lassen. Gelbe Augäpfel gehen häufig mit Leber- oder Gallenleiden einher. Und Östrogenmangel führt zu trockener Haut. Wir sehen – ein Gesicht sagt mehr als 1.000 Worte. Deswegen machen sich Mediziner:innen die Antlitzdiagnostik zu Nutzen – von der TCM bis hin zur modernen Schulmedizin.
Seit wann gibt es die Antlitzdiagnostik?
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Die ersten Aufzeichnungen von der Lehre des Gesichtslesens reichen bis Hippokrates zurück. Schon er erkannte, dass sich Krankheiten durch Veränderungen im Gesicht bemerkbar machen. Auch Paracelsus und im Laufe der Zeit andere Mediziner:innen lieferten Bausteine für die heutige Antlitzdiagnostik. Demnach ist sie eine der ältesten Diagnoseformen. In der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) ist sie seit jeher ein fester Bestandteil. TCM-Ärzt:innen achten ganz besonders auf Farbe und Form des Gesichts, Tränensäcke, Falten oder Linien/Furchen.
Störungen spiegeln sich im Gesicht wider
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Ob etwa die Funktionstüchtigkeit von Organen oder der Zustand der Psyche – alles, was sich im Körper abspielt, spiegelt sich im Gesicht wider. Man erkennt bei der Gesichtsanalyse Gesundheit, mögliche Erkrankungen beziehungsweise Tendenzen dazu, aber auch Mangelsituationen z.B. in der Ernährung. Dabei lassen sich nicht nur auf akute Störungen, sondern auch auf chronische Störungen Rückschlüsse ziehen. Ein Gesichtsleser erkennt Funktionsschwächen, die durch unterschiedliche Belastungen entstehen. Es wird speziell auf sympathische und parasympathische Merkmale geachtet, erklärt Dr. Georg Stossier, Mediziner des Bleib Berg F.X. Mayr Retreats.
Betrachtet werden vor allem die Haut und das allgemeine äußere Erscheinungsbild, die Augen und der Mund beziehungsweise die Lippen.
Was die Haut verrät
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Speziell in den Wechseljahren verändert sich das Erscheinungsbild der Haut deutlich. Sie wirkt dünn und trocken, da sie die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern, verliert. Ursache ist ein Östrogenmangel, der zu einem vermehrten Kollagen- und Elastinabbau führt. Zudem wird weniger Hyaluronsäure produziert. Die Haut tendiert zu mehr Unreinheiten, da die hormonellen Veränderungen die Talgproduktion erhöhen. Zu viel Talg verstopft die Poren, was zu Mitessern und Pickeln führt. Sinkt der Östrogenspiegel, können sich zudem vermehrt Haare am Kinn, an der Kinnlinie oder Oberlippe zeigen. Folgende Auffälligkeiten deuten auf gesundheitliche Störungen hin:
- Blasse Gesichtshaut und blasse Schleimhäute können auf Eisenmangel, Müdigkeit oder Blasenschwäche schließen lassen
- Ein rotes Gesicht kann ein Hinweis auf Bluthochdruck, allgemeine Hitze oder Entzündungen im Körper sein
Was die Augen verraten
Menopausenbedingte Veränderungen der Fettverteilung, des Stoffwechsels und Flüssigkeitsansammlungen können zum Auftreten von Tränensäcken und Schwellungen beitragen. Hormonelle Schwankungen können auch zur Veränderung der Blutzirkulation und Schlafstörungen führen, was das Auftreten von Augenringen oft noch verschlimmert. Folgende Auffälligkeiten deuten auf gesundheitliche Störungen hin:
- Tränensäcke oder Augenringe – mögliche Störung im Nieren-Blasenbereich, unzureichende Blutzirkulation
- Geschwollene Augenlider – mögliches Anzeichen für Herz-Kreislaufprobleme oder Schilddrüsen Problem
- Gelbe Augäpfel – Hinweis für Leber- oder Gallenleiden
- Eingefallene Augenlider – Schlafmangel, Erschöpfung.
Was die Mundpartie verrät
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In den Wechseljahren verändern die Lippen ihre Form und Farbe aufgrund von Veränderungen der Haut und der darunter liegenden Strukturen. Ein Östrogenmangel führt zu einer Bildung von feinen Linien im Bereich des Philtrums, der Kerbe zwischen Nase und Oberlippe, sowie über der gesamten Oberlippe. Folgende Auffälligkeiten deuten auf gesundheitliche Störungen hin:
- Risse am Mundwinkel weisen auf einen Nährstoffmangel hin – vor allem Vitamin C, Zink und Vitamin B2
- Trockene, spröde Lippen zeigen, dass du zu wenig trinkst
- Bläuliche Lippen sind ein Zeichen für eine schlechte Durchblutung
- Blasse Lippen weisen auf Funktionsschwächen im Darm hin.
Was kann die Antlitzdiagnostik in den Wechseljahren?
In den Wechseljahren kommt es durch die hormonelle Dysregulation zu verschiedenen Symptomen. Wir kennen sie als Hitzewallungen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Co. Ein geschultes Auge kann bei einer Frau im Wechsel bereits vor dem Eintreten einer Symptomatik eine Funktionsschwäche erkennen. In einem solchen Fall wird eine körperliche Abklärung in die Wege geleitet. Auch emotionale und geistige Probleme lassen sich ablesen.
Da unsere Gesichtsmuskeln durch Nervenbahnen mit dem Gehirn verbunden sind, prägen sich auch Denk- und Verhaltensmuster eines Menschen im Gesicht ein, betont Dr. Stossier. Daher sind auch Persönlichkeitsmerkmale im Gesicht erkennbar.
Wie läuft eine Antlitzdiagnostik ab?
Für gewöhnlich wird die Antlitzdiagnose in einer Ordination durchgeführt. Der Gesichtsleser oder Arzt klärt mit der Patientin Themenschwerpunkte ab und nimmt darauf Rücksicht. Durch das Prinzip von Körper, Geist und Seele werden mögliche Funktionsschwächen gelesen und interpretiert. Gibt es spezielle Hinweise auf Störungen, wird abgeklärt beziehungsweise von einem Arzt oder einer Ärztin eine Therapie eingeleitet.
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