Ab 45 alle zehn Jahre zur Koloskopie – so lautet die gängige Empfehlung der allgemeinen Vorsorgestrategie. Immerhin sterben in Österreich pro Jahr 2.000 Menschen an Darmkrebs, rund 5.000 erkranken daran. In Deutschland sind es rund 55.000 Erkrankungsfälle und 23.000 Todesfälle. Dabei ist kein anderer Krebs so leicht zu verhindern wie jener in unserem größten Organ.
Darmkrebs bildet sich meist aus gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut – den sogenannten Polypen. Sie entstehen durch das unkontrollierte Wachstum von Zellen im Dickdarm und Enddarm. An den Kuppen der Polypen können sich im Laufe der Jahre kanzeröse, also bösartige, Zellen bilden. Dieser Prozess kann sich über einen Zeitraum von zehn Jahren erstrecken. Der normale Darmkrebs, der ungefähr 98 Prozent der Kolonkarzinome ausmacht, wächst für gewöhnlich sehr langsam. Das Zeitfenster, in dem Polypen entdeckt und auch entfernt werden können, ist damit ein sehr großes.
Moderne Darmkrebsvorsorge: Einfach und schmerzfrei von Zuhause aus
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An sich ist die Koloskopie eine gute Vorsorgestrategie, doch nützen lediglich knapp 20 Prozent der Über-45-Jährigen diese Untersuchung. Demnach sorgen rund 80 Prozent nicht vor. Auch der übliche Stuhltest (auch als Briefchentest bekannt), der im Rahmen der jährlichen Vorsorgeuntersuchungen angeboten wird, wird nicht flächendeckend genützt. Zudem hat er seine Nachteile. Er gilt als ungenau und störanfällig.
Tumore im Darm und Polypen neigen dazu zu bluten. Häufig geben sie in kleinsten, nicht sichtbaren Mengen Blut in den Stuhl ab. Der Stuhltest soll dieses nicht sichtbare Blut nachweisen. Die Empfindlichkeit zur Erkennung von Darmkrebs liegt allerdings nur bei etwa 20 bis 40 Prozent, bei Krebsvorstufen gar nur bei maximal 10 Prozent. Der bisherige Stuhltest basiert auf einem chemischen Nachweis eines Blutbestandteils. Zudem kommt es – etwa aufgrund vorangehendem Fleisch- oder Wurstkonsums – immer wieder zu falsch-positiven Ergebnissen, da damit menschliches und tierisches Blut nicht unterschieden werden können. Der Test reagiert überdies auch auf Medikamente oder Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin C.
Mit dem sogenannten FIT-Screening (Fecal Immunochemical Tests), einem neuartigen immunchemischen Stuhltest, können hingegen mit Hilfe bestimmter Antikörper schon geringste Mengen an menschlichem Hämoglobin (Blutfarbstoff) erkannt werden. Eine bessere Nachweisrate (Sensitivität) und eine höhere Treffsicherheit (Spezifität) sind die Vorteile. Zudem ist der FIT-Test einfacher in der Handhabung. In einer Phiole steckt ein kleines Bürstchen – in der Form ähnlich einem Mascara. Zur Entnahme reicht es, mit der Spitze des Bürstchens über den Stuhl zu streichen. Einfach zurück in die Tube geben und per Post verschicken. Er ist in Apotheken oder im Online-Shop zu erwerben.
FIT-Test hat eine hohe Erkennungsrate
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Große Studien haben ergeben, dass die Vorsorge mit dem FIT-Test alle zwei Jahre im Vergleich zur zehnjährigen Koloskopie mindestens gleichwertig ist. Internationale Beispiele – so etwa aus den Niederlanden oder Großbritannien – zeigen, dass die Teilnahmequote bei über 60 Prozent liegt. Auch in Österreich gibt es Pilotprojekte. Im Rahmen eines Screeningprogramms werden alle Burgenländer:innen im Alter zwischen 40 und 80 Jahren jährlich zu einem FIT-Stuhltest eingeladen. Ist dieser positiv, wird eine Koloskopie eingeleitet. Die Erkennungsrate auf ein kolorektales Karzinom betrug einer Studie der Medizinischen Universität Wien zufolge 1,34 Prozent in jener Gruppe, die sich aufgrund eines positiven FIT-Tests einer Darmspiegelung unterzogen hat. Im Vergleich dazu lag die Rate bei auf freiwilliger Basis durchgeführten Koloskopien bei lediglich 0,54 Prozent. Auch bei den Hochrisiko-Adenomen als möglicher Vorstufe zu einem Krebs hat sich eine doppelt so hohe Entdeckungsrate im Rahmen des Screeningprogramms gezeigt.
Anzeichen, die beachtet werden sollen
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Symptome macht der Darmkrebs relativ spät. Dennoch gibt es Anzeichen, auf die reagiert werden sollte:
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Blässe
- Nachlassen der Leistungsfähigkeit
- Stuhlunregelmäßigkeiten
- Blut im Stuhl (immer ein Alarmzeichen, das abgeklärt werden muss)
- Schmerzen (diese treten erst in einem fortgeschrittenen Stadium auf)
Der größte Risikofaktor ist die Genetik. Ist Darmkrebs in der Familie – vor allem bei erstgradigen Verwandten – ein Thema, sollten Kontrollen schon ab dem 40. Lebensjahr erfolgen. Negativen Einfluss haben auch Rauchen und schlechte Ernährung (vor allem rotes Fleisch sowie faserarme Kost).
Hormonersatztherapie senkt das Darmkrebsrisiko
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Studien zeigen, dass die Hormonersatztherapie (HET), wie sie häufig in den Wechseljahren zum Einsatz kommt, das Darmkrebsrisiko signifikant senkt, wobei die Kombination Östrogen/Progesteron im Vergleich zu einer reinen Östrogen-Gabe bessere Ergebnisse lieferte. Grund dafür ist, dass die HET den zellulären Alterungsprozess verlangsamt. Schwedische Forschende fanden heraus, dass es bei gesunden Frauen zu einem hohen Schutzeffekt kommt. Bei Frauen mit schon vorhandenem Darmkrebs scheint die HET sogar den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. In der Studie sank das Sterberisiko um 26 Prozent.
Die Botschaft lautet daher: Geh´ zur Darmkrebsvorsorge! Nichtstun ist das Schlechteste!
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