Ich habe in meiner Arbeit viel mit Menschen in reiferen Jahren zu tun. Viele Frauen und Männer, die zu mir in die Praxis kommen, möchten sich selbst wieder richtig lebendig spüren, ob generell im Leben, in einer bestehenden/kommenden Liebesbeziehung oder auch in der Sexualität.
Oft geht es um Fragen wie: Habe ich viele von meinen kleinen und großen echten Sehnsüchten und Träumen erfüllend gelebt? Wer bin ich eigentlich, wenn die Arbeit weniger wird, Automatismen wegfallen? Was macht mich jetzt wirklich, wirklich glücklich? Was möchte ich und wovon möchte ich mehr in meinem Leben – und was nicht mehr?
Da gibt es diese, oft subtile, jedoch tiefe Sehnsucht nach echter und authentischer Freude, vielleicht auch nach Loslassen, Unbeschwertheit. Es darf wieder darum gehen, die eigenen Bedürfnisse wichtiger zu nehmen, die Lebenslust neu zu erspüren, zu intensivieren und genießen zu können. Jahre der Berufstätigkeit, des Kindergroßziehens – da tritt vieles in den Hintergrund. Während wir gut funktionieren für andere, bleiben wir oft selbst auf der Strecke.
Jetzt ist immer ein guter Zeitpunkt
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Egal in welchem Alter – jeder Zeitpunkt ist recht, um sich selbst zu fragen: Wie kann ich die Lebensfreude, die mir Kraft gibt, nähren und fördern? Wie meine Sinne aktivieren, Leichtigkeit und Begeisterung wieder entdecken? Freude ist eines der schönen Gefühle, das sich vermehrt, wenn wir es teilen.
Da es hier um Sex gehen darf, halten wir fest: Sexualität ist viel mehr als nur ein Akt oder ein Höhepunkt. Deswegen greift dieser Beitrag tiefer: Ich möchte dich wach machen, einladen, bewusst deine lebendige Freude zu nähren. Was tut dir persönlich gut, um dich selbst positiv und mit allen Sinnen wahrzunehmen?
Freude, Begeisterung, Lust
Freude, Begeisterung und Lust sind verwandte Gefühle, die auch den Eros und das Begehren kitzeln und aufwecken können. Nichts muss, vieles kann. Klar, Lust zu haben, erzeugt nicht selbstverständlich Erregung. Erregt zu sein, heißt noch lange nicht, tatsächlich Lust auf Erotik und Sexualität zu haben. Die engsten Grenzen sind im eigenen Kopf.
Ich möchte dich hier einladen, dich selbst wieder in Freiheit zu erleben, auszuprobieren, ganz spielerisch und vielleicht sogar absichtslos, also ohne klares Ziel. Einfach, weil es Spaß macht, aus der gewohnten Komfortzone herauszukommen.
Selbstverständlich gibt´s kein Patentrezept für alle, denn jeder Lebensweg, jede Geschichte, jede Beziehung, jede Lebenssituation ist einzigartig. Trotzdem oder gerade deswegen gibt´s hier Einladungen, die Körper, Geist und Psyche liebevoll zu fordern und zu fördern.
1 Trainiere deinen Beckenboden
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Körperliche Fitness ist essenziell, auch in der Sexualität. Tu öfter mal wieder etwas, das du früher gerne gemacht hast. Gehe schaukeln, tanz zur Musik deiner Jugend, spring Seil oder gehe in einen Basketballclub, probiere mal wieder Purzelbäume. Für all das benötigst du deinen Beckenboden und deine Sinne!
Ein fitter und gesunder Beckenboden wird von den wenigsten Menschen bewusst trainiert, dabei ist er wichtig für gesunde Körperhaltung und Körperspannung, für Erektionsmöglichkeit, für (intensivere) Orgasmen – und auch zur Vorbeugung von Inkontinenz.
2 Erwecke deine Sinne
Die Sinneswahrnehmungen zu fördern ist ganz einfach. Etwa bei etwas so Selbstverständlichem wie dem Essen. Welche Sinne nimmst du besonders wahr?
- Visuelles (sehen): Was gefällt dir optisch besonders gut? Schau dir den nächsten Bissen doch mal bewusst an, was isst du da eigentlich? Gefällt es dir, oder braucht´s mehr Farbe?
- Auditives (hören): Was isst du? Ist es knusprig? Hörst du dich kauen? Was hörst du sonst gerne? Musik, Stimmen, bestimmte Worte, Natur oder Stille, ganz etwas anderes?
- Kinästhetisch (spüren/tasten): Wie fühlt sich dein Essen an? Welche Konsistenzen isst du besonders gerne? Generell: Welche Materialien, welche Temperatur spürst du gerne? Lieber Sand oder Moos, Seide oder Leinen? Nackte Haut auf deiner Haut oder zarte Stoffe?
- Olfaktorisch (riechen): Wie riecht dein Essen? Schnuppere doch mal, bevor du zubeißt. Was riechen du gerne? Blumen, Kräuter, Meeresluft? Deinen Lieblingsmenschen ganz nahe? An welchen Körperstellen riechst du besonders gerne, an welchen nicht?
- Gustatorisch (schmecken): Jetzt endlich schieben wir den Bissen in den Mund. Wie schmeckt er? Salzig? Scharf? Süß oder bitter? Umami? Und nun zum Essenziellen: Wie hat dein letzter Kuss geschmeckt? Wie die Haut, die du mit deinen Lippen berührt hast?
Die Sinne zu aktivieren, gelingt jederzeit, auch genau jetzt.
3. Fördere deine geistige Fitness
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Wir haben unzählige Gewohnheiten. Viele tun bewusst gut, viele haben wir, ohne sie zu hinterfragen. Beobachte deinen Tagesablauf: Wovon darf es mehr – oder weniger – sein? Warum tust du, was du tust? Weils wirklich noch Freude macht?
4. Verlasse die gewohnte Komfortzone
Wann hast du zuletzt etwas zum ersten Mal getan? Was wolltest du immer schon machen? Endlich noch eine Fortbildung, ganz für dich persönlich? Ein bisschen Italienisch lernen für den nächsten Urlaub? Als Komparse in einem Film mitspielen? Möchtest du dein Wissen und Können, deine Lebenserfahrungen noch einmal sinnvoll einbringen? Alles Neue trainiert dein Gehirn – eine neue Fremdsprache, ein Tanzkurs, ein Musikinstrument erlernen ?
Last but not least: Für viele Menschen sind anregende Gespräche, ein wacher, inspirierter Geist der wunderbare Beginn von sinnlicher Erotik. Wie ist das bei dir?
5. Lerne, wieder Freude zu empfinden
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Auch seelische Fitness ist ein wichtiger Teil deiner Lebensfreude, die sich auf den gesamten Körper auswirkt, und somit auch auf deine sexuelle Gesundheit. Wie freundlich und zufrieden bist du mit dir? Was magst du an dir? Was kannst du gut, was gefällt dir an deinem Wesen, worauf bist du stolz? Was weckt deine Neugierde, deine Freude am spielerischen Entdecken, wann kommst du in einen guten Flow? Wovon lässt du dich berühren?
6. Gehe auf Freunde und Herzensmenschen zu
Wer ist dein besonderer Herzensmensch und wie zeigst du es ihr/ihm? Deine guten Freunde – wissen sie, wie wichtig sie dir sind? Wann hast du es deinen wichtigsten Menschen zum letzten Mal gesagt oder gezeigt? In welchem Umfeld, in welchen Gemeinschaften, welchen Netzwerken bist du selbstverständlich eingebunden? Und: Was kannst du ganz ohne andere für dich selbst Gutes tun?
Die Strategie der kleinen Schritte
Ich selbst bin begeistert von der Strategie der kleinen Schritte. Darunter verstehe ich diese leichtfüßigen Kleinigkeiten, die die Lebensfreude jederzeit ein bisschen aufwecken können. Etwa jemand Wertvolles anrufen oder ein paar Minuten am Tag mehr Bewegung, gute Musik bewusst hören, eine liebevolle Umarmung mit allen Sinnen genießen, dem Liebespartner wieder einmal erzählen, was du dir jetzt im Augenblick von ihm/ihr wünscht ? zu fragen, was du für ihn/sie tun kannst ? So entsteht ganz selbstverständlich ein Weg zu mehr von dem, was guttut. Viel Freude!
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