Symptome wie Schweißausbrüche, Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen sind eindeutige Anzeichen dafür, dass die Wechseljahre bereits voll im Gange sind. Das Hormongleichgewicht ist beim Eintreten dieser besonders psychisch belastenden Beschwerden schon gehörig durcheinandergeraten. Eine Hormontherapie hilft wirksam. Doch manche Frauen wollen oder dürfen keine Hormone zu sich nehmen. Als Alternative können Heilkräuter die Beschwerden lindern.
Der Weg zum richtigen Kräutlein
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Das Progesteron, das Östrogen und die Androgene können entweder hintereinander ausfallen oder sich überlappend verschieben. Am Ende des Tages sind alle Hormone weg, bringt die Gynäkologin Dr. Doris Gruber im Gespräch mit wechselweise.net in aller Kürze die Wechseljahre auf den Punkt. Die Beschwerden, die durch dieses schrittweise Abfallen der Hormone entstehen können, lassen sich mit Pflanzen kompensieren. Wiewohl – so ehrlich muss man sein, das funktioniert nicht von heute auf morgen. Heilkräuter sind keine ad hoc-Therapie, bei der man am nächsten Tag wie neu geboren aufsteht. Es braucht Geduld – in etwa drei Monate –, bis man eine Tendenz merkt.
Sie haben klingende Namen wie Mönchspfeffer, Traubensilberkerze oder Damiana und sind in ihren Eigenschaften nahezu Alleskönner. Immerhin stammen die stärksten Chemotherapeutika aus dem Pflanzenreich. Heilkräuter sind wahrlich hoch potent. Man muss nur das richtige Kräutlein finden.
Traubensilberkerze: Bei Hitzewallungen und Schwitzen
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Die Traubensilberkerze (Actaea racemosa – früher Cimifuga recamosa) gehört zu den effektivsten Heilpflanzen bei klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen und übermäßigem Schwitzen, heißt es auf der Homepage der Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA). Sie kommt auch bei Schlafstörungen und nervöser Reizbarkeit zum Einsatz. Schon die Ureinwohnerinnen Nordamerikas setzten die Pflanze bei Frauenleiden ein.
Inhaltsstoffe: Die als Arznei verwendeten Inhaltsstoffe sitzen im Wurzelstock. Er enthält etwa Triterpenglykoside und Flavonoide. Die Wirkstoffe entfalten im Körper – vorwiegend im Gehirn – eine hormon-regulierende Wirkung.
Nebenwirkungen: Es gibt nur wenige Berichte über Nebenwirkungen. Bei einer bestehenden Allergie gegen Inhaltsstoffe der Traubensilberkerze soll auf die Einnahme verzichtet werden. Auch bei Leberbeschwerden ist Vorsicht geboten. Studien zeigen, dass Actaea recemosa keinen Einfluss auf hormonsensitive Tumoren – wie jene der Gebärmutter oder der Brust – hat.
Johanniskraut: Bei depressiven Verstimmungen
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Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist die wichtigste Heilpflanze bei leichten bis mittelschweren Depressionen. Studien zufolge wirken spezielle Trockenextrakte sogar gleichwertig wie synthetische Antidepressiva. In den Wechseljahren kommt es vor allem bei Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit, Gereiztheit und Schlafstörungen zum Einsatz.
Inhaltsstoffe: Für Johanniskraut sind mehr als 150 Inhaltsstoffe bekannt. Verwendet werden die blühenden Triebspitzen. Schon im Mittelalter soll man sich der stimmungsaufhellenden Wirkung bewusst gewesen sein. Paracelsus beschrieb Johanniskraut als Heilmittel gegen Fantasien, die den Menschen in Verzweiflung bringen. Durch die Einnahme wird im Körper der Neurotransmitter – das Glückshormon – Serotonin positiv beeinflusst.
Nebenwirkungen: Der Extrakt hat keine östrogene Wirkung, macht allerdings lichtempfindlicher und bewirkt negative Wechselwirkungen mit vielen Medikamenten. Die Einnahme sollte daher im Vorfeld mit dem Arzt abgeklärt werden.
Mönchspfeffer: Beim Prämenstruellen Syndrom und Brustspannungen
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Prämenstruelles Syndrom (PMS) kann manchmal mit einem erhöhten Prolaktinspiegel einhergehen. Auszüge aus Mönchspfefferfrüchten hemmen die Freisetzung von Prolaktin in der Hypophyse – eine kleine Drüse an der Basis des Gehirns, das eine Reihe von Hormonen bildet. PMS ist vor allem in der frühen Perimenopause für viele Frauen ein Thema.
Inhaltsstoffe:Die Früchte des Mönchspfeffers sind reich an sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonoiden und Gerbstoffen und zeigen eine dopaminähnliche Wirkung. Mithilfe dieser Heilpflanze kann oft überschüssigem nicht ausbalancierten Östrogen, wie es vor allem zu Beginn der Menopause vorhanden ist, der Kampf angesagt werden. Ein hoher Östrogenspiegel führt zu Beschwerden wie Brustspannen, Wassereinlagerungen, Kopfschmerzen und Reizbarkeit.
Nebenwirkungen: Für gewöhnlich verursacht der Mönchspfeffer keine Nebenwirkungen. Vorsicht ist bei Allergien geboten.
Damiana: Bei Libidoverlust
natürliches Aphrodisiakum und hat bereits eine lange Tradition als Lustmacher. Die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren führen bei vielen Frauen zu einem Libidoverlust. Vor allem sind es die Hormone Progesteron und Östrogen, die ausschlaggebend für das weibliche Lustempfinden sind. Kommen sie im Laufe der Wechseljahre abhanden, nimmt auch die Freude am Sex ab. Zudem verursacht das Hormonchaos aufgrund einer geringeren Durchblutung der Scheidenschleimhaut Trockenheit oder durch eine Abnahme der vaginalen Elastizität auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, was das sexuelle Verlangen weiter schmälert.
Inhaltsstoffe: Vor allem die Blätter enthalten Flavonoide, Terpene (ätherisches Öl) sowie Tannin und Koffein
Nebenwirkungen: Nebenwirkungen sind kaum beschrieben. Bei Allergien gegen Pflanzenbestandteile wird von der Einnahme abgeraten.
Soja und Rotklee: Alternative zur Hormontherapie
reich an Isoflavonen. Sie ähneln dem in den Eierstöcken gebildeten Östrogen und können daher den in den Wechseljahren auftretenden Hormonmangel ausgleichen und werden als Phyto-Östrogene – hormonaktive Pflanzenstoffe - bezeichnet. Sie binden sich an denselben Rezeptor im Körper wie das natürliche Östrogen. Ihre Wirkung ist vielfältig. Schon lange werden Isoflavone bei Hitzewallungen oder Schlafstörungen eingesetzt. Phyto-Östrogene beugen allerdings auch Osteoporose vor, da sie die Verarbeitung von Vitamin D im Körper, das für den Knochenaufbau wichtig ist, begünstigen. Zudem zeigen sie bei hormonabhängigen Tumorarten wie Brustkrebs eine gewisse Schutzwirkung
Inhaltsstoffe: Bei Soja sitzen die Isoflavone in den oberirdischen Pflanzenteilen, bei Rotklee in den Blüten.
Nebenwirkungen: Eine gynäkologische Abklärung bei Tumorpatientinnen im Vorfeld ist angeraten.
Ärztlicher Rat bei Misserfolgen
Der Trend hin zur Phytomedizin ist groß. Bevor Frauen zu Hormonen greifen, haben sie bereits den einen oder anderen Probedurchgang mit Heilpflanzen durchlaufen, erklärt Dr. Gruber. Wichtig ist, dass die Frau beobachtet, wie weit sie bereits im Wechsel fortgeschritten ist. Das Window of opportunity ist auch für die Therapie im Wechsel entscheidend. In späteren Phasen können die Pflanzen nicht immer alles erfüllen. Spätestens bei Misserfolgen mit Naturheilmitteln sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
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